Der holländische König Willem-Alexander ist am Dienstag zu Besuch beim Ditzinger Maschinenbauer Trumpf gewesen. Deren Chefin Nicola Leibinger-Kammüller pries dabei auch die Vorteile, die ein Familienunternehmen gegenüber einem Königshaus habe.

Ditzingen - Die Motorradeskorte fährt am Dienstagnachmittag kurz vor halb fünf auf das Betriebsgelände des Maschinenbauers Trumpf in Ditzingen, die Fotografen nehmen ihre Position am Absperrband ein, die TV-Leute verziehen sich hinter ihre längst positionieren Kameras. Nur einen Moment später fährt die dunkle Limousine vor, der holländische König Willem Alexander und die Firmenchefin Nicola Leibinger-Kammüller steigen aus, bleiben stehen, lachen in die Kameras. Sekundenlang. Dann drängt die Trumpf-Chefin weiter, der König aber bleibt noch einen Moment stehen, freundlich, unaufgeregt, souverän. Es ist eine völlig andere Situation als im Jahr 2006, als der spanische Monarch Juan Carlos auf Einladung des Schöckingers Manfred Osterwald kam, durch Schöckingen fuhr und rund 200 Bürger ihm zujubelten.

 

Leibinger-Kammüller war mit dem 46-jährigen Willem-Alexander, der niederländischen Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit Lilianne Ploumen und dem Umweltminister Franz Untersteller aus Stuttgart nach Ditzingen gekommen. Bei der offiziellen Firmenpräsentation kurze Zeit später ist der Ton humorvoll, Leibinger-Kammüller begrüßt unter anderem auch die holländischen Unternehmer, die die Wirtschaftsdelegation begleiten. Diese, auch ihre Kunden, seien doch die „wirklichen Könige“. Sie preist das Familienunternehmen, das sich wie das Königshaus in den Dienst der Sache stelle, sich aber auch immer wieder in Frage stellen müsse – „anders als die Königsfamilie“. Sie hat den Lacher auf ihrer Seite, auch der König lacht, sieht aber offenbar doch Klärungsbedarf: „Fahren Sie mit mir zurück, dann erkläre ich es Ihnen.“ Bei der anschließenden Führung durch den Betrieb erhält er laserbeschriftete Kärtchen mit seinem und Ehefrau Máximas Konterfei. Was gesprochen wird, hören die meisten Journalisten ebenso wenig wie die Mitarbeiter, die eigens länger geblieben sind.

Stolz über den Besuch

Bei dem rund 75-minütigen Besuch ist wenig Zeit für Gespräche. Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath ist zwar nicht dabei, aber dennoch mittendrin. Er erzählt von Begegnungen mit Bürgern in der Ortsmitte: Auf dem Weg zu einer Schulveranstaltung habe „sich eine ältere Dame mir gegenüber sehr erfreut und beinahe stolz über den Besuch des holländischen Königs in Ditzingen geäußert. Solche Besuche förderten auch die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Stadt. „Ditzingen profitiert indirekt von der damit verbundenen Medienberichterstattung, die ja immer auch den Standort Ditzingen mit ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt.“ Auch der Direktor des nahen Hotels Blankenburg, Ronald Batteram, ist stolz. Der König mache einen „tollen Job“, nicht nur weil das Königspaar als Sympathieträger „für Holland genau das Richtige ist“. Den König sah er gestern freilich nicht, er arbeitete statt dessen im Büro: „Ich bleibe diskret auf Abstand“, sagt er lachend.

Prominenz zu Gast in Ditzingen – das ist so ungewöhnlich nicht: Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann war schon bei Trumpf, ebenso wie der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso. Gleichwohl: „Ein Königsbesuch ist immer etwas besonderes“, sagt ein Unternehmenssprecher. Nach Schwedens König Carl Gustav, der 1986 durch die Werkshallen schritt, ist er das zweite gekrönte Oberhaupt bei Trumpf. Ungewöhnlich ist aber der Presserummel – 61 Medienvertreter waren dabei – „so viele wie noch nie“, so der Sprecher.