Ein Stuttgarter Besucherbus fährt mit einem seltsamen Kennzeichen Gäste durch die Stadt. Das lässt Raum für Spekulationen. Die Erklärung ist enttäuschend simpel.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Unübersehbar sind die Busse, mit denen sich die ständig wachsende Gästeschar in Stuttgart geduldig durch den Stau zu den Attraktionen kutschieren lässt. Zum einen ist es die schiere Größe als Doppelstocker und zum anderen der kreischende Rotton der Lackierung, was die Touri-Transporter zum wahren Hingucker macht, obwohl sie ja vom Konzept her eher echte Rausgucker sein sollten. Die imposante Erscheinung lässt aber womöglich den Blick fürs Detail erlahmen. Doch wer in der für den Straßenverkehr der Landeshauptstadt mittlerweile typischen Durchschnittsgeschwindigkeit unterwegs ist, wird die Muße haben, sich die Busse näher zu besehen.

 

Der Bus hat nicht nur ein U zuviel sondern auch einen Stern zu wenig

Und dabei fällt ein überzähliger Buchstabe auf. SU lautet das Kennzeichen. Also grad so wie das hiesige Zulassungszeichen ergänzt um ein U. Steht das Kürzel für „Stuttgart unterirdisch“ wegen des angeblich die Besuchermassen anlockenden künftigen Bahnhofs? Für „Stuttgart unterwegs“, was ja wenigstens inhaltlich einen Sinn ergeben würde? Oder gar „Stuttgart unnachahmlich“, was den die Busse auf die Strecke schickenden Touristikern sicherlich gut gefallen würde. Denkbar wäre auch noch die Option „Stuttgart Umland“, worunter dann WN, ES, LB und BB subsumiert werden könnte – aber die meisten Gäste in den Bussen kommen aus noch exotischeren Gefilden. Nichts dergleichen ist richtig. Das SU weist das Gefährt als im Rhein-Sieg-Kreis zugelassen aus.

Nun ist der Bus ohnehin keiner aus der örtlichen Stern-Produktion, so dass man auch diesen Tiefschlag hinnehmen könnte. Der Grund für das Kuckucksei unter den Transportmitteln ist ein ganz banaler, erklärt Andrea Gehrlach, Prokuristin bei der Stuttgarter Marketinggesellschaft. Der fahrbare Untersatz aus Nordrhein-Westfalen ist so etwas wie der Libero in der Flotte der Touristiker. Vier Busse fahren auf zwei verschiedenen Routen die Stuttgarter Gäste durch die Stadt. Alle 40 Minuten beginnt eine der anderthalb Stunden dauernden Rundfahrten nach dem Hop-on-hop-off-Prinzip, was nichts anders bedeutet, als das man an jeder x-beliebigen Haltestelle aussteigen und sich umsehen kann, um dann den nächsten Bus wieder zu besteigen.

Der Großteil der Flotte ist in Stuttgart gemeldet

Die vier regelmäßig verkehrenden Busse sind auch ganz anständig in Stuttgart zugelassen, sagt Andrea Gehrlach. Der fünfte Wagen kommt immer dann zum Einsatz, wenn die etatmäßige Flotte nicht mehr ausreicht oder eben wegen Werkstattbesuchs dezimiert ist. Und diese Fahrzeugreserve gehört eben dem Unternehmer, mit dem Stuttgart Marketing kooperiert, und der hat seinen Sitz in der Gemeinde Much östlich von Köln.

Die Stuttgarter Touristiker konnten zuletzt immer wieder auf steigende Besucherzahlen zwischen Wald und Reben hinweisen. Sie werden als kaum vom Siegkreis das Siegen lernen wollen.