Zum 1. September 2016 sollte das neue Besucherzentrum an der Grabkapelle auf dem Württemberg eröffnet werden. Doch aus Gründen des Denkmalschutzes verzögern sich die Umbauarbeiten.

Untertürkheim - Wer derzeit den Gipfel des Stuttgarter Württembergs erklimmt und die Grabkapelle besuchen möchte, der kommt unweigerlich an einer Baustelle vorbei. Vor dem historischen Priesterhaus unterhalb der Grabkapelle stehen schwere Baumaschinen, das Gebäude ist mit einem Bauzaun abgesperrt. Dahinter arbeiten die Handwerker mit Hochdruck. Das bisherige Verwaltergebäude, in dem zu Zeiten König Wilhelms I. Sänger und Priester untergebracht waren, wird zu einem Besucherzentrum umgebaut. Die Eröffnung war ursprünglich für den Spätsommer 2015 vorgesehen, dann wurde der Termin auf den 1. September 2016 verschoben. Doch auch aus dieser Planung wird wohl nichts werden. „Aus Denkmalschutzgründen verzögert sich die Fertigstellung. Wir werden den neuen Empfangsraum mit Museumsshop zur Saisoneröffnung 2017 einweihen“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG).

 

Das denkmalgeschützte Gebäude soll in seinen Ursprungszustand von 1821 zurück versetzt werden, so wie Hofbaumeister Giovanni Salucci es einst geplant hat. Salucci hatte seinerzeit ein dreiflügeliges Gebäude entworfen mit einem „Portique Parterre“ und einem „Altan“, einer Art Hochbalkon. Das Priesterhaus wurde aber schon wenige Jahre nach seiner Inbetriebnahme zu klein. Es wurde erweitert, der Altan verschwand.

Das Gebäude soll seinen ursprünglichen Charakter bekommen

Fachleute von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, die SSG sowie Denkmalexperten hatten sich vor fünf Jahren für die umfassende Sanierung und Neugestaltung des Verwaltergebäudes entschieden. Bei Untersuchungen waren die Denkmalschützer auf die ursprünglichen, von Salucci erhaltenen Pläne gestoßen.

Das künftige Besucherempfangsgebäude mit Museumsshop soll wieder den ursprünglichen Charakter erhalten. Deshalb wird es nun seit fast vier Jahren renoviert und umgebaut. Doch während der Bauarbeiten wurden im Inneren des Priesterhauses auch einige Entdeckungen gemacht, die den Eröffnungstermin in immer weitere Ferne rückten. So kamen etwa im ersten Stock eine Lamperie, also eine hölzerne Wandverkleidung, sowie gusseiserne Bodenplatten zum Vorschein. „Die große Herausforderung bestand daher darin, die gewünschte Funktionalität des Gebäudes zu erreichen, ohne den historischen Bestand zu zerstören“, erklärt Hörrmann. Dies habe zu den Verzögerungen geführt. „Bauen in historischem Bestand bringt immer Überraschungen mit sich.“

Eröffnung erst nach der Winterpause

Zwar hatte man bei den Staatlichen Schlössern und Gärten gehofft, dass das neue Gebäude trotzdem noch in dieser Saison eingeweiht werden kann, doch nun kam die Absage. „Wir benötigen auch die Winterpause, um die neue Attraktion denkmalgerecht und sorgfältig zu gestalten. Die Einweihung erfolgt dann mit der Saisoneröffnung 2017 im Frühjahr“, verspricht Hörrmann.

Auch wenn aktuell noch eifrig gebaut wird und die neue Aufgangstreppe erst zur Hälfte fertig ist, bekommen die Besucher bereits einen ersten Eindruck davon, was unterhalb der Grabkapelle entsteht. Im Erdgeschoss des Priesterhauses wollen die Verantwortlichen der Staatlichen Schlösser und Gärten den Besuchern künftig das bieten, was dem Mausoleum nach Ansicht von Museumsexperten bislang fehlt: einen zeitgemäßen Kassenbereich mit einem Shop, in dem die Gäste vor und nach ihrem Besuch auch noch Andenken oder Broschüren zum Nachlesen erwerben können. Im barrierefrei erreichbaren Gebäude sollen dann auch die Toiletten zu finden sein.

Ein Schmuckstück für die Besucher

Die Besucher dürfen sich wohl auf ein echtes Schmuckstück freuen. „Nach dem Umbau werden der Villencharakter des Gebäudes und die Loggia zu sehen sein, dadurch wird die Wirkung eine ganz andere“, schwärmt Michael Hörrmann. „Daher lohnt es sich aus meiner Sicht, mit der Eröffnung noch ein paar Monate zu warten.“