Der Verein Rettungs- und Therapiehunde Filder bildet seit sieben Jahren Besuchshunde aus. Insgesamt 64 Stunden dauert sie Ausbildung, danach geht für die Hunde an die Arbeit: Menschen glücklich machen.

Möhringen - Von September an kann Maxi, wenn alles gut geht, aktiv zum Wohlbefinden von Senioren, Behinderten oder Kindern beitragen. Als geprüfter Besuchshund darf er dann Einrichtungen besuchen, um mit seiner unbedarften Art Abwechslung in den Alltag zu bringen. Normalerweise steht Maxi nicht vor halb neun auf. Wenn es allerdings zur Ausbildung geht, steht der eineinhalbjährige, etwas plüschig geratene Zwergschnauzer parat. Man könnte ja was verpassen. Schließlich ist das Motto eines Schnauzers: mittendrin statt nur dabei. Am Übungsraum in Plattenhardt angekommen geht’s erst mal auf Erkundungstour. Als Akido gefolgt von seinem Frauchen den Raum betritt, ist Maxis Wochenende gerettet. Je größer der Spielkamerad, desto besser für Maxi. Und Akido ist ein schwarzer Riesenschauzer. Schulterhöhe 70 Zentimeter.

 

„Grundsätzlich gibt es drei Unterschiede zwischen einem Besuchs- und einem Therapiehund“, sagt Ausbildungsleiterin Sabine Kubinski. Der Größte ist sicherlich, dass Therapiehunde nicht von Laien geführt werden dürfen. Eine ausführliche Dokumentation sowie eine stete Zielsetzung, zum Beispiel bei der Arbeit mit körperlich behinderten Menschen, ist bei Besuchshunden nicht nötig. Erfolge der tiergestützten Aktivität seien quasi ein schöner Nebeneffekt, so Kubinski. Dass Hunde gerade auf Kinder, Senioren und Menschen mit Behinderung eine besondere Wirkung haben, sei hingegen unumstritten.

Maxi ist voll bei der Sache, genau wie die jungen Ausbilder

Das zeigt sich schon eine halbe Stunde später. Der erste Praxiseinsatz an dem Ausbildungswochenende stellt Maxi, aber auch seine vierbeinigen Azubi-Kollegen Emma, Mephisto, Akido und Amy vor eine Herausforderung. Nachdem der Übungsparcours im Freien aufgebaut ist, trudelt die Kindertruppe ein – und es fängt pünktlich an wie aus Kübeln zu gießen. Zwar hat Maxi ein dichtes Fell, aber seine Hundeführerin keine Regenjacke. Glücklicherweise ist der elfjährige David, der als erster mit Maxi übt, schon routiniert und zieht kurzerhand in den Saal um. Bereits seit drei Jahren hilft er zusammen mit seinen Geschwistern bei der Ausbildung der Besuchshunde. Er springt mit Maxi über die Hürden, lässt ihn apportieren, auf Kommando Bellen und Pfötchen geben und bringt ihm bei, wie man Leckerli unter dem Hütchen hervor bekommt. Nur das Kommando still sitzen klappt nicht. „Die Besuchshundearbeit ist für uns als Verein eine tolle Möglichkeit, Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas zurückzugeben“, sagt Vorstandsmitglied Markus Rieg.

Der in Bonlanden ansässige Verein bildet schon seit 2008 Besuchshundeteams aus, die dann ehrenamtlich in Pflegeheime, Kindergärten oder Behinderteneinrichtungen gehen. Besonders viel Wert lege man dabei auf die Qualität der Ausbildung, die an acht Terminen je acht Stunden dauert. Zusätzlich zu Praxiseinsätzen bekommen die Hundeführer intensive Schulungen in Hygiene, gesetzlichen Richtlinien oder auch der wissenschaftlichen Einordnung der Arbeit mit Besuchshunden.

Ein vorbildlicher Besuchshund mit blauen Halstuch

Theorie ist nicht so Maxis Ding. Zusammengerollt schnarcht er auf der ausrangierten Badematte, bis es zum nächsten Übungseinsatz geht. Diesmal steht ein Pflegeheimbesuch in Plattenhardt auf dem Programm. Zur Begrüßung zeigt sich sein Talent: völlig gelassen darf jeder Bewohner durchs Fell kraulen, an den Ohren zubbeln oder Leckerchen geben. Sonst eher stürmisch, benimmt sich Maxi sobald er seine Arbeitskleidung – ein blaues Halstuch – trägt, vorbildlich. Und ein artiger Zwergschnauzer bedankt sich: Zweimal klopft sich die Hundeführerin auf die Brust und fragt „Wie sagt man?“ und Maxi bellt „Wuff, wuff“ als Dankeschön.

Die Eignung zum Besuchshund hat nicht jeder Hund. Nicht jede Rasse eignet sich zum überschwänglichen Knuddeln mit Fremden oder lässt sich ohne zu Beißen an den Haaren ziehen. „Es ist wichtig, dass die Hundeführer ihren Hund genau einschätzen können“, sagt Rieg. Er selbst führt in der Rettungshundestaffel einen Dobermannrüden, der überhaupt keinen Spaß an Besuchshundearbeit hätte. Jeder auch noch so friedliche Hund habe eine Reizschwelle, die nicht übertreten werden darf, ergänzt Rieg.

Sonntagabend ist Maxi platt. Zumindest in der Praxis hat er sich aber gut geschlagen: David hat den Zwergschnauzer sogar als seinen Lieblingshund auserkoren. Einen, den er gar nicht mehr hergeben möchte. Und ab morgen heißt es für Maxi: noch am Gehorsam arbeiten. Damit beim nächsten Mal nicht nur das Pfötchen geben problemlos klappt, sondern auch das Sitz, Platz und das Bei Fuß!

Weitere Informationen:

Besuchshundearbeit
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Seit 2008 bildet der in Bonlanden ansässige Verein regelmäßig Hunde und Hundebesitzer zu Besuchshundeteams aus. Die ehrenamtlichen Einsätze finden in Pflegeheimen, Kindergärten oder Behinderteneinrichtungen statt. Finanziert wird die Arbeit durch Spenden und Mitgliedsbeiträge.

Rettungshundestaffel
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Neben den Besuchshunden arbeitet der Verein auch erfolgreich in der Ausbildung zum Rettungshund. Bei schlechter Witterung oder nachts leisten die Hunde bei der Vermisstensuche gute Arbeit. Weitere Informationen unter www.rettungstherapiehunde.de oder unter Telefon 4 70 79 36.

Serie
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Die Filder-Zeitung begleitet Maxi bei seiner Ausbildung.