Die Wurstbraterei Hutt ist eine Institution wie keine zweite in Fellbach. Jetzt feiert der Betrieb sein 50-Jahr-Jubiläum. Am Ehrentag beißt auch Oberbürgermeister Christoph Palm in die Currywurst.

Fellbach - Kiel, Palm, Lenk, Rass, demnächst Zull – es gibt geläufige Promi-Nachnamen in Fellbach. Aber keiner mit vier Buchstaben, was womöglich selbst für den scheidenden Oberbürgermeister gilt, ist so populär wie dieser.

 

Gestatten: Hutt, Hans Hutt. Exakt am 6. Oktober 1966 war es, als er bei der Stadt Fellbach sein Gewerbe zum Verkauf von Imbisswaren anmeldete, „von Stadtamtmann Locher bestätigt“, wie Christoph Palm als Jubiläumsehrengast berichtet. Der OB hat zwei Geschenke dabei: Zum einen die Titelseite der Fellbacher Zeitung von eben jenem Eröffnungsdatum – ein Tag übrigens, an dem Palm selbst gerade mal fünf Wochen auf der Welt war. Zum anderen eine riesige, bei Hutt geschossene Farbaufnahme des Fellbacher Fotografen Peter Hartung, die bis vor kurzem in der aktuellen Kartoffel-Ausstellung im Stadtmuseum hing und eine Portion Pommes weiß-rot zeigt – als Beispiel dafür, was man aus der „tollen Knolle“ denn alles fabrizieren kann.

Hutt macht sich mit der Wurstbraterei selbstständig

Palm, der ganz in der Nähe aufwuchs, hat auch eigene Erinnerungen. „Hutt war für uns Buben die große weite Welt; als er seinen orangefarbenen Wurstschneider anschaffte, dachte ich: Das ist ein Mann, der investiert, so sieht die Zukunft aus.“ Kurz vor dem Fellbacher Herbst 1966 hatte Hutt gerade die Metzgermeisterschule absolviert und beschlossen: „Man muss den richtigen Biss haben, ich mach’ mich selbstständig.“ Und zwar mit einer Wurstbraterei: „Du kannsch ja immer noch umsatteln.“ Er investierte in zwei Wagen und zog, dank der schnellen, unbürokratischen Unterstützung des damaligen Rathauschefs Guntram Palm (Vater von Christoph), sogleich zum Herbst auf den Festplatz bei der alten Stadthalle. Anschließend folgte der Standort im Oberdorf. Manche Nachbarn oder Wengerter waren skeptisch. Einem

In der Wurstbraterei wird gefeiert. Foto: Patricia Sigerist
Bauern, der sich bei Hutt das Mittagessen holte, schallte entgegen: „Ja wie, kann dei Alte net kocha?“

1968 – in jenem Jahr heiratete er auch seine Frau Brita – übernahm die Familie für 24 Jahre auch die Gastronomie im Fellbacher Freibad. 1982 eröffneten sie die Weinstube, in der 25 Leute beschäftigt waren. „Das war eine harte Zeit“, sagt der Metzgermeister, „da gab’s finanziell auf den Deckel.“ Aber, so OB Palm, „auch wenn es schlecht lief, hat er nie nach dem Staat gerufen, sondern immer versucht, sich am eigenen Schopf wieder herauszuziehen“.

Hunderte Hungrige kommen täglich

Damals, als Fellbach anders als heute „noch ein richtiges Dorf und zudem unterernährt war“, wie Hutt scherzt, habe er „nie gedacht, dass ich fünf Jahrzehnte später immer noch hier stehe – aber es macht halt einfach Spaß.“ Hunderte Hungrige kommen täglich, Geschäftsleute in der Mittagspause, Stadträte zur Nachsitzung, dazu auch Promis wie Bundestags- und Landtagsabgeordnete oder Daimler-Vorstände, die Hutt schon mal auffordern, doch auch in Berlin einen Wurststand zu eröffnen. „Und oft treffen sich bei uns auch zufällig alte Schulkameraden, die sich 30 Jahre nicht gesehen haben, weil der eine jetzt in England und der andere in Florida lebt.“

Trotz mancher Rückschläge, so der heute 74-Jährige, „haben wir es bis zum heutigen Tag geschafft – und es geht nur mit Ehrlichkeit, sonst klappt’s nicht.“ Mittlerweile haben die Söhne Hans junior (48) und Thomas (47) den Betrieb übernommen. Hans und Brita Hutt bereiten aber noch an jedem Morgen alles für den täglichen Ablauf vor.

10.43 Uhr, die geschlossene Gesellschaft ist vorbei, der erste reguläre Kunde darf rein – natürlich bestellt er Curry spezial. Ganz klar, sagt der OB: „Hutt ist Kult.“ Und das sicher noch viele weitere Jahrzehnte.