Die Modekette Reserved soll nach Angaben der Gewerkschaft die Gründung eines Betriebsrats verhindert haben. Das Unternehmen wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi streitet mit der polnischen Modekette Reserved: Die Rede ist von Drohungen, gezielten Kündigungen und einer Strafanzeige. Der Gegenstand des Streits ist die Gründung eines Betriebsrats. Nach Angaben der Gewerkschaft wurde die Gründung eines solchen für die Filiale im Einkaufszentrum Milaneo verhindert. Der Geschäftsführer von Reserved, Martin Kanngiesser, weist die Vorwürfe zurück. Die Firma habe die Gründung eines Betriebsrats nicht verhindert. Zudem verweist Kanngiesser auf ein Urteil des Landesarbeitsgerichts, das die Wahl eines Betriebsrats unterbunden habe. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart liegt auch keine Anzeige gegen das Modeunternehmen vor, wie es von der Gewerkschaft Verdi in ihrer Mitgliederzeitung behauptet wird.

 

Angeblich Anzeige bei der Staatsanwaltschaft

„Die Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten der Filiale läuft angesichts der IT-Mängel im neuen Einkaufszentrum über eine geschlossene Whats-App-Gruppe“, behauptet die Gewerkschaftssekretärin Christina Frank. „Über dieses soziale Netzwerk steuerten die Vorgesetzten auch Beleidigungen, Ausgrenzung und Bedrohung derjenigen, die eine gesetzliche Mitbestimmung gefordert haben.“ Zudem habe es Anweisungen gegeben, Wahlunterlagen zu zerreißen, sowie eine Vorgabe, wer gewählt werden sollte. „Das alles liegt Verdi in Form von Bildschirmfotos vor und ist Teil einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen die Firma Reserved“, schreibt Frank.

Auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung kann die Staatsanwaltschaft keine Anzeige gegen das Modeunternehmen bestätigen. Davon ungerührt bleibt Verdi bei seiner Auffassung, die in der Aussage gipfelt, dass sich Reserved die Chance vertan habe, sich gut auf dem Stuttgarter Markt einzuführen, wie die Gewerkschaftssekretärin Christina Frank schreibt.

Laut Verdi hat Reserved versucht, die Wahl des Betriebsrats gerichtlich untersagen zu lassen. Nachdem die erste Instanz am Arbeitsgericht sich mit einer einstweiligen Verfügung des Arbeitgebers nicht beschäftigt habe, habe die zweite Instanz den Wahlvorstand als nicht existent definiert, obwohl die Betroffenen den Rechtsweg gegen ihre Kündigungen eingeschlagen hätten, erklärt die Gewerkschaft.

Reserved will zweite Filiale in Stuttgart eröffnen

Martin Kanngiesser, der Geschäftsführer der polnischen Modekette, wehrt sich auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung gegen die Vorwürfe der Gewerkschaft. „Reserved hat die Gründung eines Betriebsrats nicht verhindert“, sagt er. Der Geschäftsführer bestätigt indes: „Vom Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg wurde die Wahl unterbunden, da die Mitglieder des Wahlvorstandes zum Zeitpunkt der Wahl nicht mehr in einem Arbeitsverhältnis mit der Reserved GmbH standen.“

Der Geschäftsführer widerspricht jedoch der Verdi-Aussage, die Mitarbeiter seien gekündigt worden, weil sie sich für die Wahl eines Betriebsrats eingesetzt hätten. Auch die Vorwürfe von Drohungen und Beleidigungen sowie von Anweisungen  zur  Zerstörung von Wahlunterlagen oder vorgeschrieben zu haben, wen die Mitarbeiter hätten wählen sollen, weist der Geschäftsführer zurück. „Es gibt keinen von der Firma gegründeten Whats-App-Chat. Reserved hat keine Informationen über einen solchen Kanal gestreut und ist nicht in eine solche Gruppe involviert“, sagt Kanngiesser. Er erklärt zudem: „Dem Unternehmen liegen keine Anzeigen vor, noch sind entsprechende Verfahren gegen die Reserved GmbH bekannt.“

Die polnische Modekette ist Teil der LPP-Gruppe mit Sitz in Danzig. In der Filiale im Milaneo arbeiten nach Angaben des Konzerns 25 Beschäftigte in Vollzeit sowie 18 in Teilzeit. Das Unternehmen hat vor Kurzem erklärt, im Spätsommer einen zusätzlichen Laden an der Königstraße neben dem Haus der Katholischen Kirche zu eröffnen. Auf den Flächen ist bis April noch der Buchhändler Hugendubel vertreten.