Wie kommt ein Trickbetrüger am Telefon an die Tausende Euro seiner Opfer? Meist schickt er einen Komplizen vorbei, der das Geld abholt. Doch es gibt eine Variante, die für den Täter weitaus ungefährlicher ist: Er ordert einen arglosen Taxifahrer, der ihm das Geschäft abnimmt.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Um ihre Spuren zu verwischen, setzen Trickbetrüger am Telefonjetzt auch noch Taxifahrer für ihre Zwecke ein. Die Berufschauffeure werden so unfreiwillig zu Komplizen – wie in einem Fall, den die Polizei am Montag bekannt gab. Ermittler waren auf der Spur von Betrügern, die eine 76-jährige Stuttgarterin bereits um mehrere Zehntausend Euro gebracht hatten. Als die Beamten einen vermeintlichen Geldkurier dingfest machten, handelte es sich um einen verdutzten 42-jährigen Taxifahrer.

 

Schon seit Monaten war die 76-Jährige in den Fängen der Telefongauner, die sie immer wieder dazu brachten, mehrere tausend Euro in die Türkei zu überweisen. Offenbar war sie zuvor mit dem Versprechen eines hohen Geldgewinns geködert worden. Am Freitag gegen 10.45 Uhr klingelte das Telefon erneut – der Unbekannte forderte erneut einen größeren Geldbetrag und versprach dafür im Gegenzug einen Scheck mit einer hohen Geldsumme. Glücklicherweise waren zu dieser Zeit zufällig Polizeibeamte bei der 76-Jährigen zu Besuch, die in diesem Fall ermittelten. Die Beamten hörten das Gespräch mit und machten ihr per Handzeichen klar, dass sie auf keinen Fall einer Überweisung zustimmen dürfe.

Die Hintermänner sind fein raus

Den Anrufer, der mutmaßlich von einem Callcenter in der Türkei aus agierte, störte der Widerstand der älteren Dame aber nicht weiter. Er erklärte ihr, dass sie den Betrag in bar an einen Taxifahrer übergeben solle, den er ihr vorbeischicken würde. Wenig später erschien tatsächlich ein Taxler – er wurde von den Beamten festgenommen. „Der Mann konnte aber glaubhaft machen, dass er selbst über die Taxizentrale den Auftrag erhalten hatte, bei jemandem Geld abzuholen“, sagt Polizeisprecher Thomas Doll. Als Geldkurier hätte er den Betrag an einen ihm unbekanntem Empfänger transferieren sollen. Der 42-Jährige hätte sich so als Finanzagent zum Komplizen der Betrüger gemacht. Nun aber musste er sich den bohrenden Fragen der Ermittler stellen – und die Hintermänner sind fein raus. Sie werden von der Polizei in der Türkei vermutet.