Packstationskunden haben eine Abholkarte und bei jeder Sendung eine neue Geheimnummer. Doch Betrüger können diese Sicherheitshürden überwinden. Ein Stuttgarter wurde Opfer.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Über Post von der Staatsanwaltschaft Limburg (Hessen) hat sich ein Stuttgarter dieser Tage sehr gewundert. Er war nicht dort, und doch haben Gauner mit seiner DHL-Packstation-Karte dort ihr Unwesen getrieben. Peter Schwarz (Name geändert) wurde aufgefordert, die Post vom Briefgeheimnis zu entbinden, damit die Staatsanwaltschaft in dem Fall weiterermitteln kann. Das habe er dann auch getan. Wie genau die Tatverdächtigen an seine Daten kamen, die sie auf irgendeine Weise ausspioniert haben müssen, hat der Rentner aber noch nicht erfahren.

 

Die Staatsanwälte in Hessen geben sich zugeknöpft, wenn es um den Fall geht, da einerseits die Ermittlungen laufen und sie andererseits gegen Jugendliche ermitteln. Dass der Fall außergewöhnlich sei, darüber redet der Sprecher der Limburger Staatsanwaltschaft jedoch. Oft haben die Ermittler schlechte Karten, Diebe zu fassen, die mit falschem Namen im Internet zu Lasten ihrer Opfer üppig bestellen – und die Rechnung dann an den ahnungslosen Karteninhaber gehen lassen. Meist muss man die Täter auf frischer Tat ertappen, wenn sie gerade ein Paket mit ihrer Beute abholen.

Jugendliche Verdächtige haben sich selbst angezeigt

Im vorliegenden Fall handelt es sich jedoch um eine Selbstanzeige. Ein junger Mann sei zur Polizei gegangen und habe zugegeben, mit den gestohlenen Daten im Internet eingekauft zu haben. Er habe drei ebenfalls jugendliche Komplizen gehabt, es soll sich um mehr als 50 Taten handeln.

Der Stuttgarter hat von der Staatsanwaltschaft erfahren, dass seine Kundendaten kopiert worden seien. Das Postunternehmen DHL geht jedoch davon aus, dass seine Packstationkarten relativ sicher seien: Wie bei Internetbankgeschäften erhält der Kunde zu der Karte, die an der Station eingelesen werden muss, eine TAN-Nummer, mit der er das Paketschließfach öffnen kann. Bei jeder Sendung wird eine neue Geheimzahl auf das Handy gesendet, erläutert der Unternehmenssprecher Hugo Gimber. „Eigentlich ist das sicher, es sei denn, der Kunde geht auf eine Phishingmail ein, oder jemand hackt seinen Rechner“, sagt er. Beides sei natürlich technisch möglich. Dass der Kunde in Stuttgart wohne, die Bestellungen aber in den Raum Wetzlar bei Limburg gegangen seien, sei noch kein Hinweis auf eine Straftat: Sinn der Packstationen ist es unter anderem, dass man sich Pakete und Päckchen nicht nur an die eigene Wohnadresse schicken lassen könne. Auch hätten die Täter vermutlich eine neue Handynummer zum Empfang der TAN-Nummer angegeben. Auch noch kein Indiz, so Gimber, schließlich könnten reguläre Kunden auch ihre Telefonnummer ändern.

Das Postunternehmen DHL warnt auf seiner Internetseite vor bekannten Betrugsmaschen. Kunden sollten grundsätzlich nie auf Anfrage ihre Daten in einer Mail preisgeben. Vor ein paar Monaten habe eine Methode Aufsehen erregt, bei der sich Diebe unter dem Namen ihrer Opfer bei DHL angemeldet hätten. Das Unternehmen habe dann ein sogenanntes Willkommenspaket verschickt. Die Täter beobachteten, wann der Bote das Paket ausliefere, um dann kurze Zeit später zu klingeln und sich als DHL-Mitarbeiter auszugeben. Mit der Ausrede, ein Fehler sei passiert, würden sie sich das Paket geben lassen. „Dann bestellten die Täter mit der Karte des Betrogenen und einer Handy-Prepaid-Nummer an eine Packstation“, schildert Gimber. Die Rechnung sei an das Opfer gegangen, das nie eine Packstationkarte bestellt hatte. Durch die Warnungen seitens der DHL und Berichte über die Masche sei dieses Vorgehen kaum noch zu beobachten.