Schausten ist zurück in Berlin


Berlin ist für die Journalistin kein Neuland. Sie leitete das "Morgenmagazin", sie gehörte zu den Ersten, die aus dem Studio Unter den Linden sendete. Die Stadt, das sei auch Rückkehr: "Ich freue mich darauf, als Korrespondentin vor dem Reichstag zu stehen." Ganz am Anfang ihrer journalistischen Karriere stand sie schon mal als Reporterin ganz vorn, damals beim SWF.

Journalistische Distanz zur politischen Klasse zu wahren, ist ebenfalls keine neue Aufgabe - Schausten leitet seit Jahren das Ressort Innenpolitik. Allerdings von Mainz aus, da ergibt sich der Abstand von selbst. In Berlin muss man ihn halten. Vielleicht hilft ihr dabei, dass sie erstmal pendeln wird - ihr Mann zieht nicht gleich mit. Sie wolle versuchen, den beobachtenden Blick von außen zu bewahren, hat Schausten sich vorgenommen. "Ich bin selbst gespannt, wie lange mir das gelingt." Man kann annehmen: lange. Die Frau ist das Gegenteil eines Adabeis. Oder wie sie von sich sagt: "Ich bin wohl auch vom Naturell her eher Augenzeuge." Position allerdings wird sie beziehen müssen. Schausten gehört nun zu den einflussreichsten Meinungsmachern der Republik.

Natürlich kommen jetzt, mit der machtvollen Position, auch Frauenfragen: Machen Frauen so einen Job anders? Gibt es Fragen, die Frauen stellen können, aber Männer nicht? Letzteres kann Schausten mit einem klaren Ja beantworten. Sie hat zum Beispiel mal die Bundeskanzlerin zu deren Dekolleté befragt. Da regte sich gerade halb Deutschland über die Bilder von der Eröffnung der Osloer Oper auf. "Dass Ihr tief ausgeschnittenes Kleid im In- und Ausland für Furore gesorgt hat...", begann Schausten bei "Was nun?" einen jener Sätze, die der Befragte beenden muss. Und Merkel tat's: "...ist Ausdruck der Tatsache, dass eine Frau Bundeskanzlerin ist."

Privates soll privat bleiben


Kritik kam damals keine. Aber wie schnell man in die Kritik geraten kann, hat sie 2004 bei der sächsischen Landtagswahl erlebt. Sie brach ein Interview mit dem frisch gewählten NPD-Spitzenkandidaten Holger Apfel ab - eine Entscheidung, die sie binnen Sekunden treffen musste. Kurz zuvor hatten alle anderen Kandidaten die Runde verlassen. Schausten verteidigte ihr Vorgehen später - sie habe Apfel keine Möglichkeit geben wollen, zu pöbeln. Dass die Diskussion, die sich danach in den Medien entwickelte, sich nicht nur über den journalistischen Umgang mit den Rechten drehte, sondern auch um ihre Person, empfand sie als merkwürdig. Was auch etwas über Bettina Schausten erzählt: dass es ihr grundsätzlich um die Sache geht.

Sie macht einfach nicht gern viel Aufhebens um sich. Vielleicht ist die Fernsehfrau deshalb auch ein bisschen erstaunt darüber, wenn man sie nach ihrem Privatleben fragt. Und danach, warum sie nicht gerne darüber redet. "Warum auch?", sagt sie dann. Oder: "Ich habe keinen Hund." Aber eine Frage wird doch erlaubt sein. Was läuft denn so abends bei Schausten - natürlich neben dem ZDF? "Anfallsweise schaue ich Castingshows. Ich muss wissen, wer ist die Zicke und wer hat Talent."

ZDF, Sonntag, 19.10