Das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren setzt auf den guten Geschmack. Als Erlebnis- und Genusszentrum für traditionsreiche regionale Lebensmittel soll es Appetit machen auf einen Besuch.

Beuren - Der schwäbische Dickkopfweizen ist schon eingesät, und auch der Rottweiler Dinkel wartet im Boden auf bessere Zeiten. Wenn der Samen der beiden alten Getreidesorten auf dem Museumsacker des Freilichtmuseums in Beuren aufgeht, dann erleben dort nicht nur zwei beinahe vergessene Getreidesorten einen zweiten Frühling. Die Rückbesinnung auf traditionsreiche regionale Sorten und Lebensmittel soll auch das Museum zu neuer Blüte bringen. „Der Anbau der alten Getreidesorten ist ein Schritt zum Ausbau des Museums zum Erlebnis- und Genusszentrum für die Region“, sagt Steffi Cornelius, die Museumsleiterin.

 

Solch eine Plattform fehlt bislang in der Region Stuttgart, die das von der Regio Marketing- und Tourismusgesellschaft definierte Themenfeld „Verführerisch – Kulinarik, Lifestyle und Events“ künftig intensiver beackern will. Auf dass der Tourismus-Samen in Beuren auch aufgehe, wird er mit 90 000 Euro aus der regionalen Fördergießkanne begossen. Weitere 90 000 Euro steuert der Landkreis Esslingen als Träger des Freilichtmuseums bei.

Landwirtschaftliches Erbe bewahren

„Bislang fehlt es in der Tourismusregion Stuttgart an einer Einrichtung, die die Geschichte und die Bedeutung der in der Region beheimateten und identitätsstiftenden alten Sorten und traditionsreichen Lebensmitteln vermittelt“, hat Tanja Gems, die Tourismusförderin des Landkreises, in ihrem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht festgestellt. Dass das Auge der Touristiker dabei auf das idyllisch am Albtrauf gelegene Freilichtmuseum in Beuren gefallen ist, liegt auf der Hand. „Die Bewahrung des landwirtschaftlichen Erbes gehört ebenso zu einem Freilichtmuseum, wie die Pflege des alten Hausbestands“, sagt Steffi Cornelius. Dieser Aspekt sei bisher nur noch nicht so ausformuliert worden. Daher sei es nur konsequent, wenn nun mithilfe eines im Museumsdorf angesiedelten Zentrums die enge Verbindung zwischen innen und außen dokumentiert werde.

Schon früh Akzente gesetzt

Seit den 1990er Jahren arbeiten die Museumsmacher eng mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen zusammen. Die gezielte Vermehrung von Saatgut, beispielsweise der verschollen geglaubten Alblinse und der Stangenbohne „Neckarkönigin“, ist von der Hochschule wissenschaftlich begleitet worden. Mit seinem Zöliakie-Acker hatte das Museum glutenfreie Akzente gesetzt, Jahre bevor die Unverträglichkeitsdiskussion die Mitte der gesundheitsbewussten Gesellschaft erreichte. Mit seinem elf Hektar großen Gelände und den von Gärten, Äckern und Obstwiesen umgebenen Gebäuden ist das Freilichtmuseum ein idealer Ort, um das kulinarische Kulturgut zu hegen und zu pflegen – zumal sich auch die ambitionierte Museumsgastronomie im Landhaus Engelberg die Pflege der regionalen Genüsse auf die Fahne beziehungsweise die Speisekarte geschrieben hat.

Nicht nur die Engelberg-Gastgeberin Luise Rohner und ihr Küchenchef Emre Demiryüleyen rühren das leckere Gericht an. „Wir haben mit 30 Partnern zusammen ein Konzept entwickelt, das mit konkreten Handlungsempfehlungen hinterlegt ist“, sagt Steffi Cornelius. Am Donnerstag, 24. November, wird sie im zuständigen Kultur- und Schulausschuss des Esslinger Kreistags über den Stand der Diskussion berichten. Sicher ist jetzt schon, dass sich auch das Jahresthema des Museums im kommenden Jahr um die regionale Sorten- und Lebensmittelvielfalt drehen wird.