Im Frühjahr wird mit einer groß angelegten Bevölkerungsbefragung zum städtischen Kulturangebot begonnen. Mehr als4000 Bürger sind dabei gefragt. Die Ergebnisse sollen bei der Entwicklung einer Museumskonzeption weiterhelfen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Die Zukunft des Fleischermuseums liegt in den Händen der Böblinger Bürger: Bei einer Umfrage werden sie zu ihrer Meinung über das städtische Kulturangebot befragt – und insbesondere auch über die Handwerksausstellung in dem Fachwerkhaus am Marktplatz. Mit der Meinungsforschung soll demnächst begonnen werden, hat Peter Conzelmann am Mittwoch im Gemeinderat angekündigt. „Ich hoffe, dass wir im Herbst gute Ergebnisse erzielen und einbringen können“, erklärte der Kulturamtsleiter. Auslöser für die Bevölkerungsbefragung war im Prinzip ein Antrag der SPD-Fraktion vom Dezember 2014, das Fleischermuseum aus Spargründen zu schließen. „Es war grundsätzlich an der Zeit für eine Befragung“, erklärte Peter Conzelmann aber auch. Die Stadt lässt sich das Meinungsbild 25 000 Euro kosten.

 

Rund 4000 Böblinger bekommen demnächst Post

Rund 4000 Böblinger bekommen in der Zeit von Frühjahr bis Sommer einen Brief mit der Aufforderung, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen. Außerdem dürfen interessierte Bürger in einem offen zugänglichen Fragebogen ihre Meinung sagen. Bei Veranstaltungen soll es zusätzlich Papier-Befragungen geben und im Herbst vertiefende Gruppendiskussionen. Geleitet wird die Aktion von der Stuttgarter Agentur Kulturgold, die auf Strategieprozesse im Kulturbereich spezialisiert ist. „Wir wollen über das Publikum hinausgehen und ein breites Feedback erreichen“, erklärte Peter Conzelmann den Aufwand. Auch solche Bürger, die dem Angebot ablehnend gegenüber stünden, sollten zu Wort kommen.

Damit darf die Bevölkerung zum dritten Mal ihre Meinung zum Kulturprogramm äußern. Bereits 1993 und 2008 waren die Böblinger für die Erarbeitung eines Kulturentwicklungsplans gefragt. Vor acht Jahren wurde das Meinungsbild in einem Bürgerworkshop ermittelt. Das Ergebnis war eine Art Wunschliste, um die kulturelle Identität Böblingens zu verbessern. „Kultur müsste einen höheren Stellenwert in der Stadt bekommen“, lautete ein Punkt. Einiges wurde umgesetzt, aber nicht alles.

„Neue Ideen“ für den Sommer am See: die Songtage

Eine offene Bühne ist damals gefordert worden, ein Kulturhaus oder mehr Angebote für Jugendliche. Seither sind das Blaue Haus und der Treff am See eröffnet worden, und das Stadtfest wurde um das Lakeside-Festival ergänzt. Mit überregionalen Veranstaltungen wie dem Blasmusikfestival Big Sounds konnte dem Wunsch nachgekommen werden, das kulturelle Profil der Stadt zu stärken sowie mit den Songtagen „neue Ideen“ für den Sommer am See zu liefern. Für den Ruf nach Kooperation mit Sindelfingen nennt Peter Conzelmann die Literaturtage 2017 als Beispiel. Dauerbrenner wie die Forderung nach mehr Räumen, mehr Geld und einer Stelle für Museumspädagogik sind nach wie vor nicht vom Tisch sowie eine Vielzweckhalle auf dem Flugfeld. Ein regionaler Kulturkalender, ein Tag der Kultur sowie die Gründung eines Böblinger Kulturrings zählen ebenfalls zu den nicht umgesetzten Einfällen.

„Das Problem am Workshop ist, dass man nur die besonders Aktiven erreicht“, sagte der Kulturamtsleiter. Dieses Mal soll ein repräsentativer Teil der Stadtgesellschaft erklären, welches Kulturangebot wahrgenommen wird. Wie sie sich über die Angebote informieren, was sie sich für die Kulturszene wünschen und wie oft sie nach Stuttgart für kulturelle Unterhaltung fahren, werden die Böblinger unter anderem auch gefragt. Mit Hilfe der Meinungsforschung will die Verwaltung außerdem eine Museumskonzeption erstellen – in deren Rahmen wiederum die Schließung des Fleischermuseums zu klären ist. Dem Antrag der SPD hatte der Gemeinderat zwar nicht zugestimmt, aber er sollte geprüft werden. „Wir schieben das Thema schon länger hin und her und wissen nicht, was das richtige Konzept ist“, sagte Hans-Dieter Schühle in der Sitzung. Deshalb ist der CDU-Fraktionschef froh über den Kulturentwicklungsplan und die Umfrage – und er ist gespannt auf das Ergebnis. „Kultur ist für mich ein weicher Standortfaktor“, stellte Hans-Dieter Schühle noch klar.