Pakistaner oder Inder, die den tiefen Graben zwischen beiden Ländern überwinden wollen, stoßen auf Widerstände. Trotzdem entstehen immer wieder auch grenzüberschreitende Liebesbeziehungen.

Noida - Sadia will ihre Koffer nicht packen. Die 37-jährige Pakistanerin kämpft darum, bei ihrem indischen Ehemann in Noida bei Neu-Delhi bleiben zu dürfen. Sie sei die „Schwiegertochter Indiens“, sagt sie. Als sie in Dubai ihren Mann kennenlernte und 2013 heiratete, konnte sie nicht absehen, welche bürokratischen Fallstricke eine pakistanisch-indische Ehe mit sich bringen kann. Das Verhältnis zwischen Indien und Pakistan ist 70 Jahre nach der Teilung des Subkontinents alles andere als harmonisch: Sadia hat mit ihrer kleinen Tochter die vergangenen zwei Jahre bei ihrer Familie in Pakistan verbracht, da sie kein Visum bekam, um nach Indien zu ihrem Mann zu reisen. Erst ein Appell an Indiens Außenministerium brachte ihr eine Besuchserlaubnis von zwei Monaten. Doch Sadia möchte für immer bleiben und einen indischen Pass bekommen. Ihre Vorfahren seien schließlich aus dem indischen Hyderabad. Sadia hofft, dass ihre Bitte erhört wird.

 

Trotz der undurchlässigen Grenze und Jahrzehnten kultivierter Feindschaft zwischen Indien und Pakistan sind grenzüberschreitende Liebesbeziehungen auf dem Subkontinent nicht selten. Im Jahr 2010 machte die Heirat von Indiens Tennisspielerin Sania Mirza mit Pakistans Cricket-Spieler Shoaib Malik Schlagzeilen. Die beiden Spitzensportler leben nun zusammen auf „neutralem“ Boden in Dubai in den Vereinten Arabischen Emiraten. „Es war Schicksal. Wir sind glücklich, dass wir uns gefunden haben“, sagte Tennis-Star Mirza. In einer Werbung spielt das glamouröse Duo augenzwinkernd ein streitendes Paar, das sich nicht einigen kann, ob nun Indien oder Pakistan das bessere Land ist.

Der Austausch zwischen beiden Seiten sei wieder schwieriger geworden

Auch jenseits der Romantik setzen sich in beiden Ländern immer wieder Menschen für bessere Beziehungen ein. Etwa Kamla Bhasin, eine indische Soziologin, die 1946 im heutigen Pakistan geboren wurde, und nun in Neu-Delhi lebt. „Als ich in Deutschland studierte, waren Pakistaner meine besten Freunde“, erzählt sie. „Unser Essen, unsere Musik, unsere Filme, unser Cricket. Wir hatten alles gemeinsam.“ Doch auch Bhasin beklagt, dass der Austausch zwischen beiden Seiten schwieriger geworden sei. Vielversprechende Friedenskampagnen wie „Aman Ki Asha“ (Wunsch nach Frieden) hätten ihre anfängliche Kraft verloren. Der Nationalismus habe auf beiden Seiten zugenommen. Zudem werde es immer schwieriger, Visa zu bekommen, so Bhasin.

Als im Mai Pakistan einen indischen Staatsbürger wegen Spionage zum Tode verurteilte, reagierte Indien mit Visumbeschränkungen. 50 Schulkinder aus Pakistan, die sich in Neu-Delhi auf einem Schüleraustausch befanden, wurden zurückgeschickt. Daraufhin starteten Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler, Filmemacher, Rechtsanwälte, Ärzte, Wissenschaftler, Geschäftsleute und Militärangehörige in Indien und Pakistan eine Petition, um für bessere Beziehungen zu werben: „In den 70 Jahren seit der Unabhängigkeit haben die Menschen von Indien und Pakistan zu viele Konflikte und zu viele Verluste an Menschenleben gesehen. Diejenigen, die besonders leiden, sind die normalen Menschen, denen ein Visum verweigert wird, und diejenigen, die in den Konfliktzonen leben“, heißt es in dem Aufruf. Doch Hoffnungen, dass sich zwischen den beiden Ländern rasch etwas ändert, hat bis jetzt kaum jemand.