Knapp 1200 Euro hatte Jutta Schüle für ihr Inklusionsprojekt beim Bezirksbeirat Plieningen-Birkach beantragt. 500 Euro haben die Lokalpolitiker bewilligt. Aber erst nach einigem Hin und Her.

Birkach/Plieningen - Drei Budgetanträge sind in der jüngsten Sitzung des Birkacher und Plieninger Bezirksbeirats zur Diskussion gestanden. Wobei eine regelrechte Debatte nur um einen entbrannte: 1182,88 Euro hatte Jutta Schüle für ihr Inklusionsprojekt „Zeit zum Tanzen“ beantragt – und damit für manche der Lokalpolitiker knapp 700 Euro zu viel.

 

Die Beiräte waren sich hingegen darüber einig, dass die Grundschule Birkach die beantragten 1600 Euro für Kulturprojekte wenn dann nur nach genauerer Erläuterung in der nächsten Sitzung erhält. Einvernehmen herrschte auch darüber, dass die Jugend der Freiwilligen Feuerwehr Birkach 500 Euro Unterstützung aus dem frisch aufgefüllten 12 633,59-Euro-Topf für eine Natur-Erlebnis-Woche bekommt. Doch der Antrag der Demografielotsin von Birkach und Plieningen zeitigte Bedenken.

Disco fehlt

Schüle, die bei der Sitzung anwesend war, führte auf Nachfrage von dem Birkacher SPD-Sprecher Ulrich Fellmeth-Pfendtner aus, was der Tanztreff, der regelmäßig in einem Tanzlokal in Bad Cannstatt abgehalten wird, mit Birkach und Plieningen zu tun hat. „Der Tanztreff ist aus Workshops heraus entstanden, die der TSV Birkach über drei Jahre gemacht hat“, sagte Jutta Schüle.

Dass sie den monatlichen Tanztreff für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Behinderungen oder anderen Einschränkungen nicht in Birkach oder Plieningen ausrichtet, ist laut Schüle allein dem Fehlen einer geeigneten Lokalität geschuldet: „Ich würde es gerne hier machen, aber dann müsste man erst einmal eine Disco bauen.“ Damit reagierte Schüle auf das geäußerte Unverständnis des CDU-Manns Werner Schmückle darüber, „warum der Betrag von Plieningen und Birkach bestritten werden soll“.

Inklusion über Grenzen hinweg

Die Frage, wo das Inklusionsprojekt zu verorten ist, schien auch Thilo Reith, Sprecher der Plieninger FDP-Fraktion, umzutreiben. Er wollte wissen, wie viele Teilnehmer aus Plieningen und Birkach dabei seien. Laut Schüle kommen von den 250 registrierten Teilnehmern regelmäßig circa 35 – und davon die Hälfte bis Zweidrittel aus „den oberen Stadtteilen“. Speziell für diese Teilnehmer sei auch der Fahrdienst gedacht, den sie neben einer Homepage und Werbemitteln von dem Zuschuss finanzieren möchte. Allerdings sagte Schüle auch: „Inklusion endet nicht an der Bezirksgrenze.“

Aus Bad Cannstatt hat sie denn auch schon 1300 Euro Unterstützung zugesagt bekommen – „Einstimmig“, wie Schüle anderntags betont, „obwohl die nichts von mir haben, als dass ich die Örtlichkeit nutze“. Umso betroffener habe sie sich dann auch gefühlt, als im Bezirksbeirat Plieningen-Birkach eine Stimmung wie auf einem Basar aufkam: Weil es bei der Abstimmung über einen Zuschuss von 800 Euro neun Stimmen dafür und ebenso viele dagegen gab, wurde nach einigem Hin und Her über 500 Euro entschieden.

Applaus nach Ablehnung

Diese bekommt Schüle, doch ungetrübt darüber freuen konnte sie sich nicht: „Es war schrecklich, dass Leute applaudiert haben, als die 800 Euro abgelehnt wurden“, sagt Schüle. Applaus kam aus den Publikumsreihen auch von Folker Baur, Vorsitzender des TV Plieningen. „Ich habe applaudiert, weil ich meine, dass die ganze Geschichte nicht richtig vorbereitet war und weil der TV Plieningen von Frau Schüle nicht genannt wurde, obwohl wir sie lange unterstützt haben“, sagt Baur. 500 Euro habe Schüle vom TV Plieningen bekommen. „Aber es kann nicht sein, dass wir etwas finanzieren und sich dann andere Vereine wie der TC Cannstatt da andocken.“