Der Bezirksbeirat Feuerbach hat auf seine Vorschlagsliste für den Doppelhaushalt auch die Stuttgarter Straße gesetzt. Einig waren sich die Lokalpolitiker, dass die Attraktivität und die Aufenthaltsqualität der Einkaufsmeile verbessert werden muss.

Feuerbach - Bis Weihnachten sind es zwar noch gut sieben Monate. Bekanntlich verabschiedet der Stuttgarter Gemeinderat kurz vor den Weihnachtsfeiertagen den städtischen Doppelhaushalt für 2018/2019. Bereits jetzt gaben die Feuerbacher Bezirksbeiräte ihren Wunschzettel für die im Laufe dieses Jahres beginnenden Etat-Beratungen ab. Ganz vorne auf die Vorschlagsliste setzten die Kommunalpolitiker den Jugendtreff Camp Feuerbach. Das einst für die Unterbringung von Rucksacktouristen konzipierte Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig, zumal im Mai 2011 ein Teil des Gebäudes brannte. Inzwischen ist klar, dass es zu einem Kinder- und Jugendhaus erweitert werden soll. Der Gemeinderat hatte bereits im Doppelhaushalt 2014/2015 Planungsmittel in Höhe von rund 200 000 Euro bereitgestellt, um mögliche bauliche Alternativen zu prüfen. Anfang 2016 sammelten Architekten mit Jugendlichen und Kindern Wünsche, Vorschläge und Ideen für die künftige Nutzung. Damals wurden vier verschiedene Modelle entwickelt.

 

Beim Jugendtreff besteht dringender Sanierungsbedarf

CDU-Sprecher Dirk Teichmann schlug vor, die Projektbeteiligten ins Gremium einzuladen, damit diese dort den Stand der bisherigen Planungen präsentieren. „Wir kennen keinen Vorschlag im Detail“, sagte er und bat deshalb, das Thema bei Gelegenheit im Gremium zu behandeln. Reiner Götz (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, dass beim Jugendcamp dringender Handlungsbedarf bestehe: „So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Das ist gerade noch ein besserer Schuppen“, meinte Götz. Eine bauliche Lösung müsse daher zügig gefunden werden. Auch alle anderen Fraktionen maßen dem Thema eine hohe Bedeutung zu und setzten es einstimmig auf ihre Prioritätenliste.

Einig waren sich die Bezirksbeiräte auch darin, dass die Attraktivität der Stuttgarter Straße erhöht und die Aufenthaltsqualität der Einkaufsmeile verbessert werden muss. Wie dies allerdings geschehen solle, darüber gingen die Meinungen auseinander. SPD-Sprecher Martin Härer sagte, bereits vor Jahren habe der städtebauliche Arbeitskreis Pläne für die Gestaltung Kreuzung der Grazer-/Stuttgarter Straße und den sogenannten Grazer Platz entwickelt. Doch die Weiterentwicklung der Pläne fand keine Mehrheit im Gremium.

Shared Space contra Fußgängerzone

Auch diesmal verlief die Diskussion kontrovers. Während Härer von einer möglichen Umgestaltung zu einem „Shared Space“ (gemeinsam genutzter Straßenraum) sprach, brachte Teichmann eine andere Überlegung ins Spiel: Der Vorschlag der CDU sei, eine Fußgängerzone einzurichten. Ein Shared Space sei nichts Halbes und nichts Ganzes: „Ich würde eine größere Lösung anstreben. Wir erreichen dort nur etwas, wenn wir eine Fußgängerzone einrichten“, sagte Teichmann. Bezirksvorsteherin Andrea Klöber betonte, dass es erst einmal darum gehe, eine Verbesserung der Situation für die Stuttgarter Straße anzuschieben. Was konkret umgesetzt werden solle, könne der Bezirksbeirat ohnehin nicht allein bestimmen: „Wir können heute sicher nicht entscheiden, ob wir einen Shared Space oder eine Fußgängerzone wollen“, sagte Klöber. Das sei ein Planungsprozess, bei dem die vor Ort Betroffenen, Interessierten und Beteiligten gehört und an der Planung beteiligt werden müssten, betonte sie. Zudem müssten auch die Veränderungen auf die Verkehrsströme durch Zählungen erfasst, die Auswirkungen untersucht und die Bürger sollten an der Planung beteiligt werden.

Auch Reiner Götz (Bündnis 90/Die Grünen) schlug vor, erst einmal relativ offen an dieses Thema heranzugehen: „Ich finde, dass wir darüber reden sollten, was wir aus der Stuttgarter Straße machen wollen – allerdings unter Berücksichtigung und Beachtung der umliegenden Straßen und Gebiete.“ FDP-Sprecherin Gabriele Heise meinte, da die Grünen sich in diesem Punkt „erstaunlich pragmatisch zeigen, kann ich mich dem anschließen“. Jochen Heidenwag betonte, er habe bei zwei inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte angefragt, beide hätten zu dem Thema „Verkehrsberuhigte Bereiche“ gesagt: „Ja, aber“. Es wachse wohl die Einsicht, so Heidenwag, dass man bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen über kurz oder lang nicht darum herumkomme.

Verfallende Gebäude verstärken den Trading-Down-Effekt

Reiner Götz hob zudem hervor, dass es an der Stuttgarter Straße baufällige Gebäude gebe, die das Straßenbild beeinträchtigten, und so zu einem Trading-Down-Effekt beitrügen. Ganz konkret benannte er das Gebäude mit der Hausnummer 89. Das habe Signalwirkung: „Wir wollen nicht noch in 20 Jahren mit so einem alten Ding leben“, sagte Götz. Er verwies auf Artikel 14 Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet.“ Weiter unten an der Stuttgarter Straße gebe es mit einem anderen Objekt ähnliche Probleme, ergänzte Jochen Heidenwag.

Letztendlich einigten sich die Fraktionen, der Gemeinderat solle Planungsmittel für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Stuttgarter Straße und Umgebung im Bereich zwischen Leobener und Feuerbacher-Tal-Straße zur Verfügung stellen. Konkret genannt werden in dem Vorschlag barrierefreie Straßenübergänge, aber auch Gespräche mit den Gebäudeeigentümern der Stuttgarter Straße 89 sowie die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes, wobei die bereits bestehenden Planungen und Empfehlungen berücksichtigt werden sollen.

Weitere Vorschläge für den Doppelhaushalt 2018/2019 betreffen den Erwerb des Fahrion-Areals und Planungsmittel für den Bau einer Sporthalle, Mensa und Freisporthalle auf dem Areal an der Steiermärker Straße. Auch die Themen Radwege, Schulen, der Aufzug an der Föhrichstraße und zusätzliche Stellen für die Schulsozialarbeit an der Bismarckschule und Bachschule stehen auf der Liste.