Die Lokalpolitiker ärgern sich über die Vorlage der Stadtverwaltung zum Ideenwettbewerb im Bereich des Neckarknies: Es gebe für die Architekten zu viele Vorgaben. Zudem würden die Bezirksbeiräte lieber zwei Leute aus ihren Reihen im Preisgericht sehen als aus der Zukunftswerkstatt.

Bad Cannstatt - Heiß her ging es am Mittwochabend im Cannstatter Rathaus, als die Bezirksbeiräte über den geplanten Ideenwettbewerb für die Uferbereiche des Neckarknies informiert wurden. Die Vorlage der Stadtverwaltung stieß – wie auch schon einen Tag zuvor im Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) des Stuttgarter Gemeinderats – auf harsche Kritik. Den Architekten würden viel zu viele Vorgaben gemacht, war auch der Tenor der Bezirksbeiräte. Nur die Grünen schienen zufrieden. Es gebe eben schon einige Beschlüsse und Ideen, die in diesem Verfahren eine Rolle spielen müssten, sagte Peter Mielert.

 

Wolfgang Maier vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung versuchte zunächst, nach der Vorlagen-Schelte im UTA nicht auch noch im Bezirksbeirat eine Abfuhr zu kassieren und schickte vor der Debatte einige Dinge voraus: „Wir wollen mit dem Wettbewerb Ideen finden, die nicht spinnert sind, sondern machbar.“ Es gebe einfach einige zu berücksichtigende Rahmenbedingungen in dem rund 9,6 Hektar großen Gebiet, dessen Uferbereiche sich zwischen König-Karls-Brücke und Mühlsteg befinden. Dabei ginge es beispielsweise um Hochwasserschutz und den Öffentlichen Personennahverkehr. „Die Stadtbahn wird auch weiter dort fahren. Das muss man den Teilnehmern des Wettbewerbs sagen“, betonte Maier.

Allerdings gab er auch zu, dass vor allem zwei Dinge in der Vorlage überarbeitet werden müssen. Zum einen handele es sich um die Zukunft der ehemaligen Eisenbahnbrücke. Da noch nicht klar sei, ob sie überhaupt erhalten werden kann, sei es für die Architekten wichtig, Ideen mit und ohne Brücke zu liefern. Zum anderen müsse in der Vorlage deutlicher formuliert werden, dass die Wilhelmsbrücke nicht zwangsläufig verkehrsberuhigt sein werde. „Sie muss also in den Plänen mit und ohne Verkehr funktionieren“, sagte Maier.

Die Vorlage zum Neckarknie wird noch einmal überarbeitet

Doch diese Änderungen gingen den Bezirksbeiräten nicht weit genug. „Es sind immer noch zu viele Vorgaben. Vielleicht ist die Flusslandschaft zum Beispiel besser erlebbar, wenn der Rosensteinbunker weg ist“, sagte Roland Schmid (CDU). In der Vorlage sei „nur“ von weiteren Nutzungsvorschlägen für den Bunker die Rede. Michael Reisser (SPD) ging sogar noch einen Schritt weiter: „Eigentlich sollten wir froh sein, dass es am Neckarufer endlich losgeht. Aber wir legen einen Fehlstart hin.“ Man könne in so einem Wettbewerb zwar Vorgaben machen, aber nicht in dieser Vielzahl. Das Papier sei viel zu aufgeladen und detailliert. So sei ein kreatives Arbeiten für die Architekten nicht mehr möglich. „Wir müssen eigentlich von vorne anfangen. Entschlacken Sie das Papier und kommen dann wieder her“, forderte er von Wolfgang Maier. Der zeigte sich überrascht: „Wir haben sogar mit der Architektenkammer abgesprochen, dass es Rahmenbedingungen geben muss. Wir können doch keine Ergebnisse dulden, die vorsehen, dass drei Brücken entfernt werden und der Verkehr untertunnelt wird. Würden wir den Teilnehmern freie Hand lassen, könnten wir später gleich drei Viertel oder vier Fünftel der Ideen wegschmeißen, weil sie technisch nicht umsetzbar, zu teuer oder ein anderes Hirngespinst sind.“ Die Architekten müssten erkennen, in welchem Korsett man stecke. „Es gibt gesetzliche Vorschriften. Leute, bitte!“, appellierte Maier an die Vernunft der Bezirksbeiräte. Cannstatts Schultes Bernd-Marcel Löffler versuchte zu beruhigen und fasste zusammen: „Wir halten fest: Der Wettbewerb soll so offen wie möglich und so eng wie nötig sein.“ Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung wird die Vorlage nun in den nächsten Wochen noch einmal überarbeiten und die neue Version dann vorstellen.

Die Bezirksbeiräte wollten Wolfgang Maier aber nicht entlassen, ohne ihm mit auf den Weg zu geben, dass sie mit der vorgeschlagenen Zusammensetzung des Preisgerichts überhaupt nicht zufrieden sind. Externe Experten, Stadträte, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Vertreter der Zukunftswerkstatt Bad Cannstatt sollen laut Vorlage dort vertreten sein. Vor allem an letzterer Gruppe störten sich die Lokalpolitiker. „Auch wir als Bezirksbeiräte wollen im Preisgericht sitzen“, betonte Roland Schmid. Und Michael Reisser ergänzte: „Es geht hier um fundamentale Dinge für Bad Cannstatt. Dass wir da außen vor sind, geht überhaupt nicht. Da sind wir entschieden dagegen.“