Sebastian Sage erhält das Verdienstabzeichen des Städtetags in Gold für seine 30 Jahre im Bezirksbeirat. Ans Aufhören denkt der SPD-Lokalpolitiker noch lange nicht . . .

S-Nord - Es war die Debatte um die Erweiterung der Messe auf dem Killesberg, die Sebastian Sage einst in den Bezirksbeirat Nord führte. Das ist jetzt drei Jahrzehnte her – und der SPD-Mann ist noch immer dabei. Für sein Engagement erhielt der 68-Jährige nun das Verdienstabzeichen des Städtetags Baden-Württemberg in Gold. „Vielen Dank für deine Zähigkeit“, sagte die Bezirksvorsteherin Sabine Mezger bei der Ehrung.

 

Schelmisches Lächeln

Zu Sages ersten Gratulanten zählte Armin Serwani – per Schulterklopfer, garniert mit dem ihm eigenen schelmischen Lächeln. „Mensch, du also auch“, sagte der FDP-Politiker, der sogar schon 35 Amtsjahre auf dem Buckel hat – die CDU-Kollegen Hans-Christian Wieder (38 Jahre) und Marie-Luise Guttroff (39 Jahre, inzwischen stellvertretendes Mitglied) sind sogar noch länger dabei. „Verrückt, wie hoch die Vertrautheit ist. Wir sind gemeinsam alt geworden“, sagt Sage über die Mitstreiter, mit denen er sich zwar durchaus hin und wieder gestritten hat – ausgehend von unterschiedlichen politischen Grundansichten. In der Sache sei man aber stets „ziemlich kooperativ“ gewesen, das Wohle des Stadtbezirks im Blick. „Immer sachlich und kompetent“, sei Sage aufgetreten, betont auch Guttroff.

Dabei war es mehr der Zufall als die persönliche Überzeugung, die den Berliner Sage vor 50 Jahren ins Schwäbische verschlug. Die Studienplatzvergabe brachte ihn nach Stuttgart – zu einer Zeit, als die Innenstadt von den Baustellen der Stadt- und der S-Bahn durchlöchert war. Peter Conradi, einer seiner Hochschullehrer, brachte den angehenden Architekten und Willy-Brandt-Anhänger Sage in die SPD, auf dem Killesberg trat er in den Bürgerverein ein und referierte im damaligen Technischen Ausschuss des Gemeinderats über die Notwendigkeit, die Erweiterung der Messe zu begrenzen.

Ein Rädchen im demokratischen Prozess,

Als er wenig später im Bezirksbeirat saß, waren es häufig die Bauthemen, bei denen er sich zu Wort meldete. Einer von mehreren Architekten im Gremium zu sein, empfindet der Bausachverständige mit Büro in der Schoderstraße als Plus. Es ermöglicht fachmännische Diskussionen mit Vertretern der Verwaltung. „Wir halten keine Fensterreden“, sagt Sage. Dass die Amtsvertreter aus dem Rathaus nicht immer so wollen wie ihre Gegenüber aus dem Bezirksbeirat? Der stellvertretende Vorsitzende des Stadtplanungsforums zuckt mit den Schultern. Es gebe da eben hin und wieder eine Konkurrenzsituation. Aber zu den meisten Planern sei das Verhältnis gut. Genauso wenig hat Sage die faktisch geringe politische Bedeutung des Bezirksbeirats von seinem Engagement abgehalten. Er sieht sich als ein Rädchen in einem demokratischen Prozess, „in dem die Diskussion immer kippen kann“. Motto: Zähigkeit zahlt sich aus – zu sehen nicht nur bei der Messe, sondern auch beim Haus 49 im Nordbahnhofviertel, das als provisorisches Projekt begann und für dessen Fortbestand die Lokalpolitiker energisch kämpften.