Im Bezirksbeirat Nord werden Rufe nach einem neuen Verkehrsgutachten für den Pragsattel laut: das aktuelle stammt aus dem Jahr 1996. Ein neues Gutachten soll die Auswirkungen der Neubebauung am Pragsattel und die heutige Situation am Killesberg darstellen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - S-Feuerbach - Bezirksbeirat Timo Haug kann nicht verstehen, dass die Stadtverwaltung nicht schon längst aktiv geworden ist. „Rund 350 Wohnungen sollen am Pragsattel entstehen, dazu das neue Maybach-Quartier und das Hochhaus – da sprechen wir von rund 900 Wohneinheiten“, sagt er. „Das gibt doch Mord und Totschlag.“ Damit meint er den Verkehr, der durch die vielen neuen Bewohner entstehen wird, und die damit verbundenen Staus – Staus, die es ja heute bereits gebe. Haug und seine Parteikollegen von der CDU fordern darum ein neues Verkehrsgutachten, das klären soll, mit wie viel zusätzlichem Verkehr die Stresemannstraße und die Straße Am Kräherwald rechnen müssen. Diese Straßen liegen im Bezirk Stuttgart-Nord. Der Bereich um den Pragsattel – wo gebaut wird – liegt im Bezirk Feuerbach. Das war bisher auch eher ein Problem: „Der Bezirk Nord ist primär betroffen, erfährt aber nur die Hälfte, weil das Gebiet in Feuerbach liegt, und für die Feuerbacher ist es eher Grenzgebiet“, sagt Timo Haug. Die gemeinsame Sitzung der Bezirksbeiräte Feuerbach und Nord im Februar bezeichnet er deshalb als „top“.

 

Gutachten stammt aus dem Jahr 1996

Bei dieser Sitzung ist auch zur Sprache gekommen, dass das Stadtplanungsamt mit einem Bebauungsplan und dem dazugehörigen Verkehrsgutachten von 1996 arbeitet. „Wir fordern schon lange ein neues Verkehrsgutachten für den Pragsattel“, sagt Timo Haug. Das 18 Jahre alte Papier enthalte auch noch nicht die Veränderungen durch die Aufsiedelung am Killesberg nach dem Abriss der Messe, geschweige denn die aktuelle Situation am Pragsattel. Keine Voraussicht sei vorhanden, kritisiert Haug die Stadtverwaltung: „Es wird am Bedarf vorbei gebaut.“ Er nennt als weiteres Negativbeispiel den Bereich Doggenburg/Lenzhalde: „Man sieht, was passiert ist. Wir haben ein halbes Jahr lang darüber geredet, passiert ist nichts. Und als dann etwas passierte, war es nix.“ Das, so Haug, müsse am Pragsattel anders laufen. Darum erarbeitet er momentan einen Antrag, der im Bezirksbeirat von allen Parteien abgesegnet werden soll, und der das neue Verkehrsgutachten erneut fordert.

Veränderte Situation am Killesberg

In den anderen Parteien, die im Bezirksbeirat Nord vertreten sind, regt sich Zustimmung: Auch Ralph Wöhrle, der Fraktionssprecher der Grünen im Gremium, hält ein neues Gutachten für notwendig. Die gemeinsame Sitzung mit den Feuerbachern war sinnvoll, meint er: „Wir wollen ja auch einbezogen werden.“ Der Bezirksbeirat müsse hier tätig werden: „Beim Milaneo haben wir das versäumt, da hätten wir mehr Druck ausüben müssen. Und nun sind die Auswirkungen, was den Verkehr angeht, dort nicht bekannt.“ Wichtig ist ihm aber auch, zu betonen, dass die Wohnbebauung am Pragsattel Priorität habe: „Wir wollen das natürlich nicht scheitern lassen, aber im Vorfeld mögliche Hürden aus dem Weg räumen.“

Armin Serwani, der Fraktionssprecher der FDP im Bezirksbeirat, kann sich nicht vorstellen, dass jemand im Bezirksbeirat gegen ein neues Verkehrsgutachten sein könnte. „Ein neues Gutachten ist dringend erforderlich: Die ganze Situation dort oben hat sich ja verändert.“ 1996 habe „im Traum noch niemand daran gedacht“, dass die Messe den Killesberg verlassen würde. „Nun gibt es die Wohnbebauung, und der Verkehr hat nicht abgenommen – in den Spitzenzeiten ist dort immer noch Stau.“

Im Februar waren die Pläne zur Neubebauung am Pragsattel den Bezirksbeiräten Nord und Feuerbach vorgestellt worden. Schon in der damaligen Sitzung hatten die Lokalpolitiker ein neues Verkehrs- und Parkierungskonzept gefordert, auch in Zusammenhang mit dem Theaterhaus, das sich in diesem Gebiet befindet.