Das Friedhofsamt unterbreitet Vorschläge für einen barrierefreien Zugang zum Heslacher Friedhof. Vier Maßnahmen sollen umgesetzt werden, die Kosten schätzt das Amt auf rund 340 000 Euro insgesamt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - In die Kreuzkirche und zum Heslacher Friedhof gelangen bisher nur Menschen, die gut zu Fuß sind. Der Haupteingang an der Benckendorffstraße ist nicht barrierefrei. Der Weg für Rollstuhlfahrer führt von der Haltestelle Bihlplatz über die Benckendorffstraße hinauf und dann über die extrem steile Hasenstraße zum Eingang an der Hohentwielstraße. Für Rollstuhlfahrer ist dies aufgrund der Steigung kaum alleine zu bewältigen. Seit längerem setzt sich der Bezirksbeirat Süd für einen barrierefreien Zugang ein, bereits im Oktober 2013 gab es einen Ortstermin.

 

In der Stäffele-Stadt ist barrierefrei nicht immer möglich

In der vergangenen Woche hat Martin Kerlen vom städtischen Garten-, Forst und Friedhofsamt (GFF) erste Planungen in dem lokalpolitischen Gremium vorgestellt – allerdings nur einen Zwischenbericht. Zudem gab er gleich zu Beginn zu, dass er der Sache insgesamt etwas skeptisch und zurückhaltend gegenüberstehe. „Stuttgart ist nun einmal die Stadt der Stäffele“, sagte er. Nicht überall könne Barrierefreiheit geschaffen werden. Allerdings: Kerlen ist beim Friedhofsamt für 42 städtische Friedhöfe zuständig. Keiner davon ist nicht barrierefrei. Bereits in den frühen 1970er Jahren hat die Stadt Stuttgart überall mindestens einen frei zugänglichen Eingang angelegt. „Der Zugang zum Heslacher Friedhof liegt tatsächlich nicht optimal“, gibt er zu.

In Heslach soll nun eine bauliche Lösung Abhilfe schaffen. Das ist jedoch schwierig. Der gesamte Friedhof steht unter Denkmalschutz. Baumaßnahmen, die das Gesicht der Anlage verändern, sind nicht zulässig. „Auch das Wegenetz und die Gestaltung müssen so bleiben“, betonte Kerlen. Vier Maßnahmen für vier Bereiche hat er dem Gremium vorgestellt. Sie betreffen den Haupteingang, den Werkhof mit den Abfallcontainern, die Wegeanbindung der Kreuzkirche und den Zugang zur Feierhalle. Mit der Denkmalbehörde sind diese Ideen bisher nicht abgestimmt, deshalb sind es nur vorläufige Entwürfe.

Vier Maßnahmen sollen den Zugang erleichtern

Vor der 4,50 Meter breiten Treppe am Haupteingang plant das Amt eine Rampe, die eine Steigung zwischen zehn und 20 Prozent haben soll. Für einen elektrischen Rollstuhl sei dies machbar, sagt Kerlen. Die reinen Baukosten für diese Rampe belaufen sich nach seinen Schätzungen auf rund 130 000 Euro. Die zweite Maßnahme gehört aus Sicht des Amtes direkt mit der ersten zusammen. Der Betriebshof gehört saniert und neu geordnet, die dortige Zaun- und Toranlage erneuert. Zudem soll die Fläche asphaltiert werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 80 000 Euro. In Maßnahme drei ist eine Rampe für den Zugang zur Feierhalle enthalten. Insgesamt schlägt dieser Bereich mit 83 000 Euro zu Buche. Die Sanierung des Mauer bei der Kirche, das Entfernen der Stufe und die Absenkung des Weges auf zwei Prozent mit direkter Anbindung an die Kirche kosten 31 000 Euro.

Für den Doppelhaushalt 2016/2017 hat das Friedhofsamt in der Sache insgesamt 340 000 Euro angemeldet. Wenn der Gemeinderat die Mittel bewilligt, werden die Maßnahmen im Frühjahr 2016 vorbereitet und vermutlich Mitte des Jahres umgesetzt, sagte Volker Schirner, Amtsleiter des GFF, unserer Zeitung. Die evangelische Kirche will das Projekt finanziell unterstützen. Pfarrer Siegfried Schwenzer schätzt die Beteiligung der Kirche auf ein Viertel der Kosten.

Die Lokalpolitiker begrüßen die Pläne, aber es geht ihnen nicht schnell genug. „Wir können nicht so lange warten“, sagte Wolf-Dieter Wieland von der FDP. Ulrike Holch von der SPD unterstützt diese Forderung. „Der Entwurf hat lange genug gedauert. Man müsste das früher realisieren.“