Wolfgang Stierle wechselt zum 1. Oktober auf die Bürgermeisterbank nach Maichingen.

Stuttgart-Botnang - Auf Wiedersehen. Dankeschön. Das war´s“: Mit diesen Worten schloss Wolfgang Stierle die letzte seiner insgesamt 186 Bezirksbeiratssitzungen als Botnanger Schultes. Nach 18 Jahren als Bezirksvorsteher wird Stierle am 29. September seinen Schreibtisch an der Klinglerstraße räumen, um in Sindelfingen der neue Ortsvorsteher von Maichingen zu werden. Noch sei es zu früh für Wehmut, sagt Stierle. „Das wird wohl erst in den letzten zwei oder drei Tagen der Fall sein. Ich hasse Abschiede.“ Davon wird es in den nächsten Tagen allerdings noch einige geben. „Ich werde Botnang aber natürlich weiter in meinem Herzen tragen“, betont Stierle. Er sei hier groß geworden. Sein Elternhaus sei im Ort. Sein Bruder lebe in Botnang. Viele Freundschaften seien entstanden. Der Kontakt werde nicht abreißen. „Und ich werde natürlich weiterhin nachlesen, wie der ASV und die SKG gekickt haben“, verspricht Fußball-Fan Stierle.

 

Auch wenn er schon einige Male von den Botnangern gehört habe, dass es ihnen leid tue, dass er seinen Stuhl in Botnang räume, gebe es doch auch noch viele Stimmen, die nicht verstehen könnten, was Wolfgang Stierle dazu bewegt habe, nach Maichingen zu gehen. „Ich bin jetzt 51 Jahre alt. Ich kann dort nach 18 Jahren in Botnang noch einmal durchstarten. Zudem wird sich dadurch für mich privat nichts ändern. Die Wegstrecke von mir zuhause bis zur Arbeitsstätte bleibt die gleiche“, erklärt Stierle. „Ich bin nicht frustriert, habe mit niemandem Streit und will in Maichingen auch nicht die Füße hochlegen, wie manche offenbar denken.“ Ganz im Gegenteil: In Sindelfingen habe er mehr Verantwortung. „Ich sitze dort auf der Bürgermeisterbank“, freut sich Stierle.

Wenn er auf die 18 Jahre als Bezirksvorsteher zurückblickt, fallen ihm gleich mehrere wichtige Meilensteine und Höhepunkte ein: „Die Bezirksbeiratssitzungen waren schon immer ein Highlight meiner Arbeit.“ Es habe mit den Mitgliedern des Gremiums immer Spaß gemacht. „Ich habe manchmal eine spitze Zunge. Aber die darf man hier haben“, sagte Stierle den Lokalpolitikern zum Abschied und schmunzelte.

Der Ortsbus wird Stierle immer ein Anliegen sein

Sehr glücklich sei er über die neue Ortsmitte. „Das war ein dickes Brett, das es zu bohren galt.“ Das i-Tüpfelchen sei nun, dass die erweitere Ortsmitte zum Sanierungsgebiet geworden sei. „Das ist ein Meilenstein. Ich hoffe, dass die Botnanger diese Chance nutzen. Macht was draus“, sagt Stierle. Weitere Höhepunkte seien 2001 der Umzug des Bezirksamtes an die Klinglerstraße gewesen und natürlich die Geburtsstunde des Botnanger Ortsbusses. „Es gibt in Stuttgart kein vergleichbares Projekt“, betont Stierle. Es freue ihn sehr, wenn Menschen auf einen zukämen und sagen, dass sie ohne den Ortsbus schon lange im Altersheim wären. „Das bleibt im Bewusstsein und zeigt, wie wichtig dieses Projekt ist.“ Gerne würde er auch nach seiner Amtszeit als Bezirksvorsteher den Ortsbus unterstützen. „Ich werde zwar als zweiter Vorsitzender des Bürgervereins zurücktreten, aber ich stehe für das Amt eines Beisitzers zur Verfügung, um Udo Nehr beim Ortsbus zu unterstützen“, sagt Stierle.

Bleiben nach 18 Jahren als Bezirksvorsteher in Botnang noch Wünsche offen? „Ich hätte mir gewünscht, dass einiges ein wenig schneller umzusetzen gewesen wäre. Es waren immer dicke Bretter zu bohren“, sagt Stierle. „Ich hätte es dem Leiter des Kinder- und Jugendtreffs Alberto Company und den Jugendlichen beispielsweise gegönnt, wenn sie schon in das Haus der Jugend an der Beethovenstraße hätten einziehen können.“ Das Projekt sei schon vor 18 Jahren ein Thema gewesen – und immer noch nicht abgeschlossen.

Am 23. Juli findet die Einwohnerversammlung in Botnang statt

Im Großen und Ganzen seien aber alle großen Projekte beendet oder zumindest auf den Weg gebracht. Das gelte für das Gebiet Laihle genauso wie für das Haus der Jugend und die Sanierung der Ortsmitte.

„Nicht geklappt hat allerdings die Fusion der beiden Sportvereine ASV und SKG. Ich hätte mir das gewünscht – mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der beiden Vereine. Aber ich kann verstehen, dass sie sich dazu nicht durchgerungen haben“, sagt Stierle.

Trotz der vielen abgeschlossenen Projekt wird es dem neuen Bezirksvorsteher sicherlich nicht langweilig. „Am 23. Juli findet die Einwohnerversammlung statt. Das organisiert man nicht einfach so nebenher“, sagt Wolfgang Stierle.

Die Wahl des neuen Bezirksvorstehers wird frühestens am 12. Oktober in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats stattfinden. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Urnengang erst am 26. Oktober über die Bühne gehen wird.