Der Künstler Shahak Shapira hat die Bibel in die Internetsprache Vong übersetzt und übt damit heftige Kritik an Kirche und Religion. Wir haben einen Stuttgarter Pfarrer gefragt, was er von dem Buch hält.

Stuttgart - Die Bibel sei eine lächerliche Geschichte und sollte deshalb auch genau so behandelt werden. Diese Meinung vertritt der Künstler Shahak Shapira (29) und hat das Buch deshalb in die Internetsprache Vong übersetzt. „Die Holyge Bimbel. Storys vong Gott u s1 Crew“ heißt sein Werk und ist am 18. August im Rowohlt-Verlag erschienen.

 

Behandelt werden die gleichen Themen wie im Original, nur eben anders formuliert. So wird aus „Und Gott sah, dass es gut war“ aus dem Buch Genesis „Er fands übelst nice und feierte sich“ im Buch Gangesis.

Wie aber steht ein leidenschaftlicher Mensch des Glaubens zu der satirischen Neuauflage? „Satire darf grundsätzlich erst einmal alles“, meint Gerd Mohr (46), Jugendpfarrer aus Stuttgart-Bad Cannstatt. Er kennt den Künstler von einem Auftritt in der Sendung „Neo Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann. „Ich finde den Typ witzig“, sagt Mohr im Gespräch mit unserer Zeitung. Satire und Humor seien für ihn sehr wichtig und auch in der Verkündung durchaus angebracht.

„Es gibt Gründe, sich gegen die Kirche aufzulehnen“

„Da Shapira mit seiner Neuauflage nicht den Anspruch erhebt, eine seriöse Alternative zu Bibel zu sein, kann ich damit leben.“ Dass der Künstler das Bedürfnis habe, Kirche und Religion lächerlich zu machen, kann der Jugendpfarrer sogar teilweise nachvollziehen: „Satire war schon immer dazu da, die Mächtigen bloßzustellen und zu entmachten.“ Es gebe auch heute noch Gründe, bei denen sich Menschen zu Recht gegen die Kirche auflehnen und satirisch protestieren.

Problematisch wird es für Gerd Mohr an dem Punkt, an dem ernste Themen erreicht werden: das Leben, der Tod und das ewige Leben. „Am Sterbebett bringt es den Menschen wenig, wenn ich ihnen mit Satire und Witzen komme.“ Es gebe zwei Seiten von Religion: die, über die man sich lustig machen kann und die, aus der Trost und Kraft für viele Menschen entspringe. Sich darüber lustig zu machen bedeute, diese Hilfe als falschen Trost darzustellen, so Mohr. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Shahak Shapira genau das möchte, aber ich würde mir wünschen, dass er die Gefühle dieser Menschen respektiert.“

Der Pfarrer kann es aber auch nachvollziehen, wenn Shapira auf diese Gefühle keine Rücksicht nehmen möchte: „Shahak würde wahrscheinlich sagen, genau die richtige Stelle ist da, wo der Witz weh tut“, sagt Mohr. Kritischer sehe er beispielsweise die „Volxbibel“, bei der jeder an der Übersetzung in eine moderne Sprache mithelfen durfte. Die Bibel-Bearbeitung erschien 2012 und versteht sich als seriöse Bibelübersetzung in Jugendsprache. „So etwas finde ich Schwachsinn“, so Mohr.

„Zwei Seiten von Religion“

Von Rücksicht auf die Gläubigen ist bei der Vong-Übersetzung von Shahak Shapira allerdings nur wenig zu spüren. Er will provozieren. Der Autor sagt, der größte Erfolg der Bibel sei die Fehlannahme, dass man sich nicht über sie lustig machen darf. Er habe kein Problem mit Gläubigen, nur mit den kirchlichen Institutionen und manchen Meinungen.

„Die Sprache Vong ist das, was die Bibel verdient“, sagt Shahak Shapira im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es sind zwei sehr lächerliche Dinge. Die Bibel und diese Sprache.“ Religion sei bescheuert und diskriminierend. Sie habe auf der Welt insgesamt mehr Schlechtes als Gutes getan, so Shapira. Der aus Israel stammende Künstler sei „leidenschaftlicher Atheist“, wie er selbst von sich sagt.

Trotz des provokanten Buchs würde Gerd Mohr gerne mit Shapira ins Gespräch kommen: „Ich fände es spannend, mich mit ihm auszutauschen und ihm vielleicht zu zeigen, dass es auch eine andere Seite des Glaubens gibt, die nicht lächerlich gemacht werden muss.“

„Die Holyge Bimbel. Storys vong Gott u s1 Crew“

Die „Holyge Bimbel“ ist im Buchhandel für acht Euro und als E-Book für 2,99 Euro erhältlich. Shahak Shapira erregte zuletzt mit seiner Aktion gegen das Löschverhalten von Twitter viel Aufmerksamkeit. Im vergangenen Jahr erschien sein erstes Buch „Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen!“, in dem Shapira über sein Leben erzählt.