Harte Strafe für den Ex-Direktor des Stuttgarter Bibelwerks: er soll fünf Kinder missbraucht haben. Nun hat ihn das Bistum Trier aus dem Klerikerstand entlassen.

Stuttgart - Der Trierer Bischof redet Klartext. „Was Sie an Leid durch diesen Priester erfahren mussten, der dazu noch Ihr eigener Onkel ist, bedauere ich zutiefst“, heißt es in einem Brief von Stephan Ackermann an eines der Missbrauchsopfer. Aufgrund der vorliegenden Anzeigen von fünf Betroffenen, sei er zur Entscheidung gelangt, gegen den beschuldigten Priester „die Strafe der Entlassung aus dem Klerikerstand zu verhängen“.

 

Damit hat der Bischof, um Aufklärung bemühter Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, disziplinarisch das höchste Strafmaß verhängt, das kirchenintern möglich ist. Betroffen ist ein renommierter Theologieprofessor, der mehr als zehn Jahre Direktor des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart war und damit wichtigster Funktionär in einem 20 000 Mitglieder zählenden Verein, welcher sich auf die Fahnen geschrieben hat, aus dem Wort Gottes zu leben. Der Theologe hatte Denkweite gebende Texte zur Bibel verfasst, war bekannt für seine Exkurse zu theologischen Sachfragen und Mitautor der nicht nur von Klerikern geschätzten Schriftenreihe „Stuttgarter Kleiner Kommentar zu den Evangelien“.

Habilitation mit einem Geleitwort Joseph Ratzingers

Der Theologe, mittlerweile im Ruhestand, soll zwischen 1966 und 1980 außerhalb von Baden-Württemberg fünf minderjährige Jungen missbraucht haben – in zwei Fällen über einen längeren Zeitraum hinweg. Er war 1965 zum Priester geweiht worden, 1975 promovierte er in Regensburg. Als seine Habilitation 1982 erschien, gab es dazu ein zweiseitiges Geleitwort von Joseph Ratzinger. 1979 wurde der Theologieprofessor mit einem hohen Amt betraut: Direktor des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart. Er wohnte in jener Zeit erst in Stuttgart, später unweit von Nürtingen. 1989 wechselte der Geistliche als Leiter der Diözesanstelle für Bibelarbeit nach Trier. Dort war er bis zu seinem Ruhestand tätig.