Mit der Findigkeit der Schwaben befasst sich eine neue Ausstellung im Hornmoldhaus in Bietigheim-Bissingen. Neben Spielzeugen, die von bekannten Firmen, aber auch von schwäbischen Vätern und Opas hergestellt wurden, sind beeindruckende Modelle zu sehen.

Bietigheim-Bissingen - Warum gilt ausgerechnet der Südwesten Deutschlands als ideal für Tüftler? Mit dieser Frage befasst sich seit Sonntag das Bietigheimer Stadtmuseum Hornmoldhaus in der Ausstellung „Bauen, Tüfteln, Konstruieren – Modelle und Spielzeug“. „Es ist nicht nur ein männliches, sondern auch ein schwäbisches Thema“, sagt Maren Lippitz. Die gebürtige Norddeutsche hat die Ausstellung mit der Museumsleiterin Regina Ille-Kopp konzipiert – und richtet ihren Blick bewusst von außen auf Württemberg. „Es war schon immer ein ressourcenarmes Land, außerdem hat die Realteilung dafür gesorgt, dass landwirtschaftliche Betriebe beim Vererben kleiner wurden“, sagt Lippitz. Denn alle Erbberechtigen bekamen gleich viel Land. Deshalb hätten sich viele Bauern nebenberuflich als Handwerker versucht, wodurch der Mittelstand immer stärker geworden sei. Zudem habe der Pietismus mit seinen Werten wie Fleiß und Sparsamkeit das Tüfteln gefördert.

 

Vor allem Väter und Großväter treten in der Ausstellung als die großen Tüftler hervor. Da ist der Bauingenieur aus Stuttgart-Botnang, den ein Besuch des Volksfestes auf dem Cannstatter Wasen im Jahr 1927 dazu inspirierte, eine elektronisch betriebene Holz-Achterbahn für seine drei Kinder zu bauen. Oder der Opa aus Möglingen, der für seine Enkelin Anna ein Riesenrad aus Holz entwarf – mit Kasse und Musikwagen. Besonders gewandt bei der Verarbeitung von Metall war ein Ziseleur aus Berlin, der Ende des 19. Jahrhunderts einen Turnplatz für die Puppen seiner Töchter baute. Damit wollte der sportbegeisterte Vater seine Töchter zur Leibesertüchtigung ermutigen, berichtet die Museumsleiterin. Besonders filigran kommt die Schatulle daher, die der Ziseleur seiner künftigen Frau 1895 zur Verlobung schenkte.

Fahrräder und Weipressen für Zwerge

Zeitgenössisch hingegen sind die Modelle von Adalbert Frauhammer aus Gemmrigheim. Der Pensionär baut Miniaturen wie eine Weinpresse, eine Dampfmaschine oder eine Gattersäge. Dass die Stücke funktionsfähig sind, stellt der Tüftler bei Vorführungen in der Ausstellung unter Beweis. „Wenn einmal ein Zwerg in das Hornmoldhaus käme, könnte er mit diesem Fahrrad davonfahren“, sagt Ille-Kopp über eines der kleinteiligen Werke. „Er hätte sogar ein Fahrradschloss.“

Die Ausstellung ist passenderweise darauf ausgelegt, dass die Besucher selbst tätig werden: In mehreren Räumen warten Holzklötze, Metallsysteme oder Stein-Baukästen auf kleine und große Tüftler.