Der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger hat vor seinem Auftritt im Ludwigsburger Scala am Donnerstag den Patienten der Krankenhäuser im Kreis einen Besuch abgestattet – per Radio. Im Interview erzählte er den ehrenamtlichen Machern des Klinikenradios, warum er sich 1989 von der Bühnenfigur Emil verabschiedet hat.

Bietigheim-Bissingen - „Bei allen Zuhörern möchte ich gerne einwirken können, dass Sie sich besser fühlen“, sagt Emil Steinberger ins Mikrofon des Klinikenradios. „Dass die Schmerzen weniger werden und die Knochen schneller heilen.“ In der Stimme des Schweizer Komikers schwingt Wärme und Herzlichkeit mit – und sein berühmter Akzent. Am Donnerstagnachmittag hat er dem Klinikenradio, das von Ehrenamtlichen betrieben wird, im Bietigheimer Studio ein Interview gegeben. Am Abend trat er dann im Scala auf. „Ich war schon einmal vor der Renovierung dort, das ist ein schönes Theater“, sagt er.

 

Mut möchte er seinen Zuhörern, die im Krankenbett liegen, machen. Und ein Lachen mitgeben, sagt Steinberger. Menschen zum Lachen zu bringen ist die Spezialität des 81-Jährigen. Egal ob als verschlafener Beamter in der nächtlichen Polizeihauptwache, als werdender Vater, dessen Frau dann doch nur eine Blinddarm-OP bevorsteht oder als ungeschickter Postbeamter: die Sketche von Emil sind bis heute legendär – einige davon spielt das Radioteam in den Interviewpausen. Kabarettist war nie sein Berufsziel, berichtet Steinberger. Zwar fiel sein Talent schon im Kindesalter auf, allerdings nicht den Eltern, sondern Fremden. Zuhause habe es nur abfällig geheißen: „Du landest höchstens mal beim Zirkus. Das war hart“, sagt er.

Tagsüber am Postschalter gearbeitet, nachts auf der Bühne

So entschied sich der junge Emil für einen seriösen Beruf: Postbeamter. „Die neun Jahre am Schalter habe ich nur überstanden, weil ich abends in einem Ensemble Kabarett gespielt habe“, sagt Steinberger. Als er sich für einen Jobwechsel entschied, wurde er Grafiker. Zum Hauptberuf wurde sein komisches Talent erst Anfang der 1970er-Jahre, als sein Soloprogramm „Emil“ vor allem in Deutschland zum großen Erfolg wurde. „Wissen Sie, ich mache alles immer so nebenbei“, sagt der vielseitige Künstler, der auch als Regisseur, Schauspieler und Autor arbeitet. Egal auf welchem Gebiet Emil Steinberger aktiv ist – eines ist immer untrennbar mit ihm verbunden: der Akzent. „Viele denken, dass das mein Schweizer Dialekt ist, dabei habe ich mich so bemüht Hochdeutsch zu sprechen“, beteuert der 81-Jährige. Für seine Tourneen durch Deutschland musste er seine Texte sogar umschreiben, vom Luzerner Dialekt auf Hochdeutsch.

Seinen Erfolg als Emil erklärt sich Steinberger darin, dass „die Menschen im Theater vielleicht manchmal denken: ja, so bin ich auch oder ja, so spricht mein Nachbar“. Seine Tourneen sind unverändert ausverkauft – wie jetzt im Scala. Bei Auftritten im Zirkus Knie stellte er gar Besucherrekorde auf. Gab es keine Karten mehr, „wurden die Kassiererinnen angespuckt“.

Emil wurde selbst in New York von Fans angesprochen

Beim Gedanken an die negativen Seiten des Ruhms wird Steinberger nachdenklich. „Mit dem Namen Emil in der Schweiz zu leben ist hart.“ Deshalb gab er seine berühmte Bühnenfigur 1989 auf und zog später nach New York. Doch selbst dort, in der „Gefahrenzone Times Square“, wie er sagt, wurde er von Fans belagert. Etwa von einer Schweizerin, die ihn am Ärmel packte und ihrem Mann zurief: „Hans, schau mal, wen ich hier hab’: den Emil.“ Mit seiner zweiten Frau Niccel zog es ihn im Jahr 1999 doch wieder in die Heimat – erst an den Genfer See, dann nach Basel. „Wir hatten Heimweh nach der deutschen Sprache, nach dem Schwyzerdütsch“, erklärt er.

Ans Aufhören denkt Emil Steinberger auch mit seinen 81 Jahren nicht, sagt er im Interview, das in den Kliniken Bietigheim, Marbach, Ludwigsburg und Vaihingen an der Enz auf dem Hauskanal 70 zu hören ist, und bald auch im Internetsender Radio Ludwigsburg (www.radio-ludwigsburg-bw.de). „Auf der Bühne stehen, das hat etwas“, sagt der leicht erkältete Kabarettist. „Wenn eine Grippe im Anzug ist, dann geht man spielen und hinterher fragt man sich: war ich vorher krank?“