Noch immer ist unklar, ob künftig Rettungshubschrauber am Bietigheimer Krankenhaus landen werden. Die Frage ist, ob dies überhaupt möglich ist: Die Richtlinien sollen verschärft werden – und 2013 wurden nur zwei Patienten transportiert.

Bietigheim-Bissingen - Bald wird kein Rettungshubschrauber mehr beim Bietigheimer Krankenhaus landen – zumindest vorerst. Denn die Fläche, auf der dies bislang möglich war, wird für die anstehende Erweiterung des Krankenhauses benötigt. Allerdings ist unklar, ob die Klinik in Zukunft überhaupt noch angeflogen werden kann. Denn ein offiziell genehmigter Landeplatz ist teuer – und die Richtlinien für die bislang weniger reglementierten sogenannten Landestellen an Krankenhäusern sollen von Herbst an strenger werden. Und mit letztlich nur zwei per Helikopter transportierten Patienten im vergangenen Jahr dürfte Bietigheim-Bissingen hier wohl schlechte Karten haben.

 

Neue EU-Verordnung greift ab Ende Oktober

Nach einer neuen EU-Verordnung, die von Ende Oktober an greifen wird, dürfen Landestellen wie am Bietigheimer Krankenhaus nur noch genutzt werden, wenn sie als „Örtlichkeiten von öffentlichem Interesse“ eingestuft werden. Laut dem Innenministerium Baden-Württemberg sind die Anforderungen an solche Örtlichkeiten bislang aber noch nicht festgelegt. Deshalb könne man noch keine Aussage dazu treffen, ob eine Landestelle in Bietigheim künftig genutzt werden könnte.

Allerdings dürften die Zahlen nicht unbedingt dafür sprechen: Im vorigen Jahr landete zwar 45 Mal ein Hubschrauber am Krankenhaus Bietigheim. Doch nur in zwei Fällen wurde dabei ein Patient transportiert. Bei allen anderen Flügen war man zwar zu Notfällen ausgerückt, hatte aber höchstens die Notversorgung am Unfallort vorgenommen. Danach wurden die Patienten über die Straße ins Krankenhaus transportiert. Zum Vergleich: am Klinikum Ludwigsburg landet zwei bis drei Mal am Tag ein Rettungshubschrauber mit Patienten. Dem Vernehmen nach wird über einen zweiten Landeplatz am Ludwigsburger Klinikum nachgedacht. Offiziell will das jedoch niemand bestätigen. „Wir kümmern uns erst einmal um die Landeoption in Bietigheim-Bissingen“, sagt Jörg Martin, der Chef der Regionalen Klinikenholding (RKH), zu der unter anderem die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gehören.

Offizieller Landeplatz wäre ein Millionenprojekt

Für das Bietigheimer Krankenhaus hätte es allerdings weitreichende Folgen, wenn es nicht mehr von Hubschraubern angeflogen werden könnte. Denn nach den Vorgaben der gesetzlichen Unfallversicherungen müssen Krankenhäuser bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um Schwerverletzte behandeln zu dürfen. Bislang erfüllt Bietigheim die Kriterien für die zweite von drei Versorgungsstufen, bei der Schwerverletzte behandelt werden dürfen, aber keine Maximalversorgung von Schwerstverletzten möglich ist. Ohne Landestelle wäre nur noch die Versorgung von leichteren Akutverletzungen möglich.

Auch über einen nach EU-Standards genehmigten Landeplatz wird nachgedacht. Allerdings wäre der nur auf dem Dach des Bietigheimer Krankenhauses möglich – die Einrichtung eines solchen würde voraussichtlich rund drei Millionen Euro kosten. Derweil kommt man beim neuen Parkhaus am Bietigheimer Krankenhaus voran. Laut Olaf Sporys, dem Regionaldirektor der RKH, läuft derzeit das Bieterverfahren für den Bau an der Bundesstraße 27. Voraussichtlich im Februar 2015 wolle man mit dem Abriss des maroden Parkdecks beginnen und anschließend das oberirdische Parkhaus mit bis zu 350 Stellplätzen errichten. Erst wenn dieser Bau abgeschlossen sei, könne die Erweiterung des Krankenhauses in Angriff genommen werden. Unter anderem ist ein Ärztehaus und der Anbau einer Station geplant.

Bei Alarm muss ein Kran die Einflugschneise räumen

Ludwigsburg - Es sei eine Operation am schlagenden Herzen: So zumindest beschreibt Matthias Ziegler, der Regionaldirektor der Regionalen Klinikenholding (RKH), zu der auch das Klinikum Ludwigsburg gehört, den derzeitigen Umbau der Notaufnahme an der Klinik. Denn die Versorgung der Notfallpatienten müsse während der zweijährigen Bauzeit reibungslos funktionieren. Dazu gehören auch ganz spezielle Abläufe beim Anflug eines Rettungshubschraubers.

Denn der Landeplatz für die Helikopter befindet sich in unmittelbarer Nähe der Baustelle. Wenn ein Anflug bevorsteht, muss der Baukran binnen weniger Minuten die Einflugschneise frei machen. Damit dies auch zuverlässig funktioniere, hätten sich das Klinikum, die Flugwachten, die Rettungsleitstellen und die Baustellenbetreiber abgestimmt und einen speziellen Ablaufplan zur Alarmierung erarbeitet, teilt die RKH mit.

Patienten liegen teilweise auf dem Gang

Rund 50 000 Notfallpatienten werden derzeit pro Jahr in der Not- und der Unfallaufnahme des Ludwigsburger Klinikums versorgt. Allerdings seien die Räumlichkeiten dafür inzwischen viel zu klein, sagt Jörg Martin, der Chef der Regionalen Klinikenholding. „Die Patienten liegen teilweise auf dem Gang, das ist unzumutbar“, sagt er. Deshalb ist er froh, dass der Umbau der Notaufnahme nach einer mehrjährigen Planungs- und Genehmigungsphase nun endlich begonnen werden konnte.

Im Jahr 2016 soll die neue, zentrale Notaufnahme fertig sein, in der die bislang räumlich getrennten zwei Bereiche für die Notfall- und die Unfallaufnahme zusammengelegt und modernisiert werden. Außerdem wird die Zahl der Behandlungsplätze um mehr als die Hälfte auf dann insgesamt 30 Plätze erweitert.

Notaufnahme ist mehr als 20 Jahre alt

Die aktuelle Notaufnahme wurde 1993 in Betrieb genommen. Zunächst habe man die steigende Zahl an Notfallpatienten noch dadurch abfedern können, dass man die Abläufe verbessert habe, sagt Martin Schweiker, der Ärztliche Leiter der Notaufnahme. Doch nun sei ein Umbau dringend notwendig: „Patienten, die in überfüllten Fluren liegen, prägen viel zu oft den Alltag der Notaufnahme“, sagt Schweiker.