Das Künstlerkollektiv FMSW verbaute in den Räumen der Galerie AK2 in der Alexanderstraße 144 Modellrennbahnmeter. Die dürfen genutzt werden.

Stuttgart - Steht man aktuell vor der ehemaligen Bäckerei und Konditorei in der Alexanderstraße/Lorenzstaffel, die seit einiger Zeit unter dem Namen Galerie AK2 als Kunst-Projektraum genutzt wird, denkt man sofort im typischen Internetmodus: WTF? Durch die zwei Räume schlängelt sich eine monströse Modellrennbahn-Konstruktion inklusive mehrstöckiger Spiralen, Loopings und senkrechten Abschnitten. Und das Beste: Die Bahn darf von den Besuchern noch bis Ende November jeden Donnerstag befahren werden.

 

Die Installation „Big Race“ wurde gebaut und entworfen von Lina Faller, Marcel Mieth, Thomas Stüssi und Susanne Weck, die sich kurz FMSW nennen und alle vier die Kunsthochschule Berlin-Weissensee absolviert haben.

Wie kommt man auf die Idee zu einer derartigen Installation?
FMSW: Sie begleitet uns schon länger. Als Vorbild dienten amerikanische Rollercoaster aus Holz. 2005 bauten wir durch die drei Räume einer Berliner Galerie zum ersten Mal eine Rennbahn-Installation: „Just gotta ride it.“

Ihr hattet also schon Erfahrung.
FMSW: Es gibt verschiedene Versionen der Rennbahn-Idee, die in Installationen umgesetzt wurden, etwa die „Destination Amnesia“ in der Ackerstraße in Berlin, der „Off Course“, eine begehbare Bahn in der meetfactory in Prag oder die Installation „Möbius“, die wir vor einigen Jahren in der Kunststiftung Baden-Württemberg in Stuttgart realisiert haben. Die Räume der AK2 Galerie in der Autostadt Stuttgart schienen uns ideal, um das Rennen wieder zu eröffnen.

Die Bahn ist beeindruckend - wie plant man so etwas?
FMSW: Der Plan entsteht beim Machen. Wir haben das Material, vier Köpfe, acht Hände. Irgendwo fängt man an, es gibt grobe Absprachen bei der Streckenführung, dann aber wird einfach gebaut und man schaut, dass man am Schluss die einzelnen Streckenabschnitte zusammengefügt bekommt. Ziel ist es immer, möglichst alle Bahnteile, die wir haben, zu verbauen.

Stichwort Material – woher stammt das?
FMSW: Ein Teil des Bahnbestands stammt aus der Kindheit von FMSW, der Rest wurde gebraucht zugekauft: insgesamt 144 Meter.

Frage an die Galerie: Was soll Big Race aussagen?
Galerie AK2: Das Berliner Künstlerkollektiv FMSW arbeitet meist ortsbezogen. So greift die Konstruktion von Big Race die Innenarchitektur der Galerie AK2 auf. Pfeiler, Schaufenster, der Barbereich: alles ist mit einbezogen und wird Teil der raumgreifenden Installation. Aber auch das Risiko, das An-die-Grenzen-Gehen und die Frage nach der eigenen Position, sowie nach der Strecke, die zu ihrer Bestimmung immer wieder zurückgelegt werden muss, spielen bei FMSW immer wieder eine wichtige Rolle.

Was bedeutet das für den Besucher?
Galerie AK2: Im Fall von Big Race wird der Besucher mit diesen Fragen konkret konfrontiert. Denn er ist es ja selbst, der Modellrennbahn als Pilot befährt. Als aktiver Performer steht er nicht nur vor einer faszinierenden Skulptur, sondern taucht in eine Welt ein, die zur Metapher des eigenen Lebenswegs werden kann, etwa beim Ausprobieren und rausfinden, wie man mit der Rennbahn überhaupt spielen kann, beim Verlorengehen des Wagens auf der Rennstrecke oder in Momenten der Ungewissheit bei nicht einsehbaren Streckenabschnitten.

Big Race, Galeria AK2, Lorenzstoffel 2 / Alexanderstraße, Besucherzeit jeden Mo bis Fr von 10 bis 18 Uhr
Bis einschließlich noch 27. November ist jeden Donnerstag „Racing Time“, www.galerie-ak2.de/