Das 171. Cannstatter Volksfest geht zu Ende. Zwei Tage noch wird auf dem Wasen gefeiert. Zeit, Bilanz zu ziehen. Die fällt erfreulich aus. Das Volksfest zieht vier Millionen Besucher an und bringt gute Einnahmen – nicht nur den Wirten und Schaustellern, sondern auch den Hoteliers und Händlern.

Stuttgart - Der Bus aus Sunderland war 14 Stunden unterwegs. Im Inneren roch es entsprechend. Und nicht alle der 50 Engländer konnten ohne Hilfe aussteigen, jene allerdings, die noch bei Sinnen waren, brüllten beim Anblick des Riesenrads und der Zelte lautstark: „Stuttgart, great!“ Solche Freude und Begeisterung wünschen sich die Veranstalterin in.Stuttgart, die Wirte und Beschicker. Offenbar spricht sie sich auch herum. Vier Millionen Besucher werden am Ende des Wasenrummels das Volksfest besucht haben, sagte Andreas Kroll, Chef der Veranstaltungsgesellschaft, am Freitag. Und ein erklecklicher Teil davon kommt nicht aus Stuttgart, Sindelfingen oder Heilbronn, sondern reist mittlerweile aus Zürich, Mailand, Eindhoven oder Sunderland an.

 

Woher man das weiß? Die Besucher müssen zwar an den Eingängen ihre Taschen öffnen, aber noch nicht ihren Pass vorzeigen. Doch sehen die Wirte bei ihren Reservierungen, woher ihre Gäste kommen. Und in.Stuttgart muss die Busse der Reiseunternehmen unterbringen, die den Wasen ansteuern. Bisher waren dies 4500 Busse. Bis zum Ende des Volksfests am Sonntagabend wird sich die Zahl auf 5000 erhöhen, sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter bei in.Stuttgart. Vor fünf Jahren waren es gerade mal 500 Stück oder anders gesagt, eine Steigerung um sage und schreibe 1000 Prozent. Das habe mit der Werbung zu tun, die man gezielt im Ausland gerade in Italien, Benelux, Frankreich und der Schweiz gemacht habe, glaubt Christen, aber auch damit, dass sich die Qualität des Festes herumspreche.

Knapp zwei Millionen Liter Bier ausgeschenkt

„Es war auffällig, wie viele Elsässer wir dieses Jahr hier hatten“, sagt er, „und die Italiener kamen schon in der ersten Volksfestwoche obwohl da das Oktoberfest noch läuft.“ Das zeige, dass das Volksfest an Attraktivität gewonnen habe. Dies unterstrichen auch die Schaustellervertreter Mark Roschmann und Linda Brandl sowie Werner Klauss, Sprecher der Festwirte. „Was die Qualität der Fahrgeschäfte und der Zelte angeht, spielen wir eindeutig in der Champions League“, sagte Roschmann, „und das wird vom Publikum honoriert.“

Die Wirte waren auch zufrieden, obschon ihre Bilanz gemischter ausfiel. „Bei uns war alles dabei“, sagte Klauss, „wir hatten Wirte, die ihren Umsatz aus dem Vorjahr gehalten haben, Wirte, die darüber lagen und darunter.“ Über Zahlen reden er und seine Kollegen ja äußerst ungern, anders als in München. Beim Münchner Oktoberfest zählen sie jeden Hähnchenschlegel auf, der verspeist wurde, beim Cannstatter Volksfest schweigt man sich lieber aus. Das Finanzamt könnte ja mitlesen. In einem schwachen Moment haben die Festwirte im vergangenen Jahr aber verraten, dass sie zwischen 1,5 Millionen und zwei Millionen Liter Bier ausschenken während der 17 Tage Rummel. Man darf vermuten, diese Zahl wird sich nicht groß verändert haben. Ansonsten gibt man sich bedeckt.

Auch Einzelhändler und Hoteliers verdienen mit

Immerhin hat sich Andreas Kroll heuer aus der Deckung und eine Schätzung gewagt: Eine halbe Milliarde Euro betrage die Umwegrentabilität des Volksfests. Das ist die Summe, die durch das Volksfest bei den Menschen in der Region ankommt, die man mit Dienstleistungen rund um das Volksfest verdienen kann. Also bei den Schreinern und Elektrikern, die die Zelte aufbauen, den Lieferanten, den Bierbrauern, den Hoteliers, den Restaurantbesitzern, den Taxifahrern, den Trachtengeschäften, Supermärkten und sonstigen Einzelhändlern.

Zum Umsatz haben auch die Besucher aus Sunderland beigetragen, und zwar kräftig. Auf die Frage, wie es beim Volksfest gewesen sei, konnten sie nichts mehr sagen. Aber sie hielten die Daumen hoch. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/volksfest