Ein Jahr mit Gewinnen kann der Deutschen Bank nicht genügen. Die Eigner erwarten mehr Rendite. Doch das Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen weiß nicht, wie es sie liefern kann, meint Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Die gute Nachricht vorweg: Die Deutsche Bank hat nach zwei äußerst mageren Jahren mal wieder einen ordentlichen Gewinn in Milliardenhöhe abgeliefert. Positiv bleibt auch zu vermerken, dass die Bank heute auf einem dickeren Kapitalpolster sitzt als noch vor zwei Jahren. Und schließlich ist die Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen auch noch damit zufrieden, dass alle Geschäftsbereiche deutlich im Plus lagen und einen ordentlichen Beitrag zum Gesamtgewinn abgeliefert haben.

 

Das war’s dann aber auch schon mit den positiven Nachrichten. Mit der Rendite können die Eigenkapitalgeber nicht zufrieden sein, die Dividende bleibt konstant, der Aktienkurs liegt deutlich unter dem Niveau, das Jain und Fitschen bei ihrem Amtsantritt vor bald drei Jahren als Ziel im Auge gehabt haben. Natürlich liegt der Hauptgrund für den gebremsten Erfolg in den Altlasten, welche die Bank bereits 4,5 Milliarden Euro gekostet haben und mindestens noch mehr als drei Milliarden Euro kosten werden. Aber es fehlt auch der strategische Neuaufbau, die klare Ausrichtung, wie sich die Deutsche Bank in dem veränderten Umfeld positionieren will. Welche Rolle sollen das Privatkundengeschäft und das Investmentbanking künftig spielen? Bleibt die Postbank oder wird sie wieder verkauft? Halten Jain und Fitschen am Konzept der Universalbank fest oder nicht? Dazu schweigt das Institut noch. Nur eines ist bisher klar: Die Kosten müssen weiter sinken. Kostensenkung allein ist jedoch keine Erfolg bringende Strategie, eher eine notwendige Voraussetzung.

Zwar versichern die Spitzenmanager, dass sie mit Hochdruck an der neuen Wegweisung arbeiten. Aber zum einen haben sie zu spät mit diesen Arbeiten begonnen, und zum anderen haben sie offenbar noch nicht genügend Antworten auf die vielen offenen Fragen. Das mag mit ein Grund dafür sein, dass Jain und Fitschen in diesem Jahr auf die traditionelle Pressekonferenz verzichtet haben. Am Telefon kann man verlegene Gesichter nicht sehen.