Die erste Jahresstatistik für den Bereich des neuen Polizeipräsidiums Aalen ist keine Referenz: Die Zahl der Straftaten stieg um sechs Prozent an, im Rems-Murr-Kreis verzeichnet man gar einen Zuwachs von 12,5 Prozent.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Aalen - Der erste Jahresbericht in nackter Statistik fällt nicht gut aus für das neu geschaffene Polizeipräsidium Aalen. Um sechs Prozent ist die Zahl der Straftaten in den verwaltungstechnisch seit Januar des vergangenen Jahres zusammengefassten Landkreisen Rems-Murr, Ostalb und Schwäbisch Hall angestiegen. Den mit Abstand größten Anteil daran hat der Rems-Murr-Kreis mit einem Zuwachs von 12,5 Prozent. Zwar ist das Straftatenplus ein landesweiter Trend, die durchschnittliche Quote in Baden-Württemberg jedoch lag lediglich bei 3,2 Prozent.

 

Polizeipräsident spricht von „erfolgreichem Jahr“

Dennoch spricht der Aalener Präsidiumspräsident Ralf Michelfelder von einem „erfolgreichen Jahr“. Die Polizei habe die Umorganisation gut bewältigt und die Herausforderungen „vom ersten Tag an“ gut bewältigt. Die hohen Fallzahlen erklärten sich in erster Linie durch den starken Anstieg der Diebstahldelikte, sagte Michelfelder. Speziell die Wohnungseinbrecher haben den Ordnungshütern die Statistik versaut. Drei Viertel aller „zusätzlichen“ Straftaten gingen auf ihr Konto, erklärte Michelfelder am Donnerstag. Besonders aktiv waren die Einbrecher im vergangenen Jahr entlang der Hauptverkehrsachsen im Rems-Murr-Kreis, also den Bundesstraßen 14 und 29.

Auch 24,5 Prozent mehr Rauschgiftdelikte hätten zu der allgemeinen Steigerung der Fallzahlen beigetragen. Dies allerdings, das betont der Polizeichef, sei als Erfolg zu werten. Schließlich sprächen mehr entdeckte Straftaten in diesem Bereich mit einer ansonsten hohen Dunkelziffer für verstärkte Aktivitäten der Polizei.

Erste Erfolge für Ermittlungsgruppe

Den größten Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit habe man allerdings bereits im vergangenen Jahr auf die Bekämpfung der Wohnungseinbrüche gesetzt, sagte Michelfelder. Und die eigens im September vergangenen Jahres gebildete dreizehnköpfige Ermittlungsgruppe aus Schutz- und Kriminalpolizei habe sich schon bewährt. Insgesamt 84 Tatverdächtige seien identifiziert worden, für einen Gutteil dieser Taten macht die Polizei ausländische Banden verantwortlich, deren Mitglieder sich unter anderem in Asylbewerberheimen hatten unterbringen lassen.

Im Fall einer Gruppierung geht die Polizei davon aus, dass die mindestens 30 Einbrüche von einem georgischen Regenten vor Ort koordiniert worden sind, der auch die Entscheidung traf, wann die Diebe zurück in ihr Heimatland geschickt und ausgetauscht wurden. Wie viele der gesamten Straftaten auf diese Art organisiert worden sind, kann die Polizei nicht abschließend sagen. Schließlich sind bisher erst knapp elf Prozent der Taten aufgeklärt worden.

Die ersten Ermittlungserfolge allerdings schlagen sich laut Ralf Michelfelder bereits positiv in der Statistik nieder: zum Teil seien deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Auch die verstärkten Präventionsmaßnahmen – im vergangenen Jahr wurden allein 1294 Beratungen in Sachen Einbruchschutz geleistet – zeigten Wirkung: 41,5 Prozent der Einbrüche blieben im Versuchsstadium stecken.

Das Aalener Polizeipräsidium in Zahlen

Statistik
Um sechs Prozent hat die Zahl der Straftaten 2014 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Genau 39 047 Delikte wurden registriert. Während man im Ostalbkreis lediglich eine moderate Zunahme von 1,1 Prozent (11 462 Straftaten) und im Kreis Schwäbisch Hall gar eine Abnahme um 3,2 Prozent (6970 Straftaten) verzeichnete, bedeuten 20 615 Straftaten im Rems-Murr-Kreis einen Anstieg von 12,5 Prozent. Auf 100 000 Einwohner entfielen statistisch gesehen 4312 Straftaten. Im Vorjahr lag diese Ziffer noch bei 4085. Trotz des Anstiegs um 5,6 Prozent liegt sie aber weiterhin deutlich unter dem Landesschnitt, der bei 5592 Straftaten lag. Die Aufklärungsquote ist mit 59,6 gegenüber 59,9 Prozent leicht gesunken.

Struktur
Das Anfang vergangenen Jahres aus den bis dahin selbstständigen Direktionen Waiblingen, Schwäbisch Hall und Aalen entstandene Polizeipräsidium ist mit seinen 1648 Beschäftigten, darunter 1430 Vollzugsbeamten, für 103 Städte und Gemeindenin drei Landkreisen zuständig. Der Sitz der Verwaltung und des Führungsstabs ist in Aalen, jener der Kriminalpolizeidirektion in Waiblingen.