Die Politik zeigt sich zufrieden – dabei hat es am 1. Mai in Berlin Verletzte gegeben. Und ein Anschlag hat die Bahn lahmgelegt.

Berlin - Zerbrochene Fenster an einer Sparkasse, demolierte Autos und 54 verletzte Polizisten – so sieht die Bilanz aus, wenn die Behörden von einem friedlichen 1. Mai in der Hauptstadt sprechen. Was anderswo als krisenhaft empfunden würde, führt in Berlin zu zufriedenen Gesichtern: seit 26 Jahren ist jeder 1. Mai von Krawallen überschattet, und im Vergleich zu anderen Jahren war es dieses Mal weniger gewalttätig.

 

Einen empfindlichen Schlag landeten Linksextremisten am frühen Donnerstagmorgen: mit einem Brandanschlag auf einen Kabelschacht legten sie den Bahnverkehr zwischen Berlin und Potsdam lahm. Auch die Stadtautobahn musste zeitweise gesperrt werden. Die Polizei teilte am Mittag mit, der Anschlag sei politisch motiviert – auf einer Website der linken Szene wurde ein Bekennerschreiben veröffentlicht, das einen Bezug zum 1. Mai herstellte. In dem Bekennertext begründet der Autor die Tat mit der „sozial bewegten Situation im Süden Europas“, die sich von der gespannten Ruhe hierzulande nicht trennen lasse. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Anschläge auf Kabelschächte gab es in Berlin schon mehrfach. Vor zwei Jahren wurden 18 Brandsätze gefunden, auch damals bekannte sich die linksextreme Szene zu der Tat .

7000 Beamte gegen 9000 Demonstranten

Die Strategie der Polizei sei vollständig aufgegangen, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU). 94 Personen wurden festgenommen – die Zahl lag früher auch schon bei 400. Erstmals überhaupt führte die linksautonome Demonstration am Abend aus Kreuzberg ins Regierungsviertel.

Beobachter sahen mehr Polizeipräsenz als in den Vorjahren. Kritisch äußerte sich die Opposition aus Grünen und Linkspartei über den Polizeieinsatz bei der Gegendemonstration zum NPD-Aufmarsch. Hier war erstmals seit Jahren ein Wasserwerfer eingesetzt – laut Polizei wegen Steinwürfen. Die Linke nannte dies unverhältnismäßig, die Grünen kritisierten, die Demonstranten seien behindert worden.

Insgesamt waren 7000 Beamte im Einsatz, ihnen standen bei der „Revolutionären 1. Mai-Demonstration“ 9000 Teilnehmer gegenüber. Wie üblich flogen in der Dämmerung Steine und Flaschen gegen Polizisten, mehrere Autos wurden angezündet, Vermummte zertraten die Scheiben einer Sparkasse. Es folgte – bis Mitternacht – das übliche Katz-und-Maus-Spiel zwischen Randalierern Polizei.