Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW will seinen Aktionären eine Dividende bezahlen, obwohl er im vergangenen Jahr nur dank eines Einmaleffekts einen Gewinn gemacht hat.

Die EnBW fühlt sich trotz mehrerer Restrukturierungsprogramme noch nicht ausreichend für die Lage auf dem Energiemarkt gerüstet. Angesichts eines anhaltend unerfreulichen Marktumfeldes werde die EnBW ihre Einsparungsziele nochmals erhöhen müssen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), Frank Mastiaux, am Montag bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart. „Wir werden, ob uns das gefällt oder nicht, noch mal einen Gang hochschalten.“ Was genau das bedeute, werde man in den kommenden Monaten festlegen, so der Manager, der sich auf keine genaueren Aussagen festlegen wollte.

 

Finanzvorstand Thomas Kusterer sagte über das Volumen: „Man darf ja nicht vergessen, dass wir zwischen 2011 und 2014 schon einmal 750 Millionen Euro eingespart haben.“ Zusammen mit dem laufenden Sparprogramm von 400 Millionen Euro ergebe das mehr als eine Milliarde Euro an Einsparungen. „Damit ist klar, dass wir nicht über die gleiche Größenordnung zusätzlich reden können – es geht ja nicht um Totsparen.“ Klar sei aber auch, dass bei einem Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten von 50 Prozent auch das Personal in irgendeiner Weise betroffen sein werde. Die EnBW hat bereits in den vergangenen Jahren Stellen abgebaut – durch den Aufbau von Personal in neuen Geschäftsbereichen ist die Belegschaft aber zuletzt gewachsen.

Besonders zu schaffen machen dem Unternehmen – wie auch seinen Konkurrenten – die niedrigen Großhandelspreise für Strom. Zuletzt lag der Preis für eine Megawattstunde bei knapp über 20 Euro. „Und wir sehen weder kurz- noch mittelfristig Anzeichen für eine Erholung“, so Kusterer. Von 2012 bis heute, so rechnete Mastiaux vor, habe der kontinuierliche Verfall der Strompreise den Konzern 1,5 Milliarden Euro Ergebnis gekostet. Im vergangenen Jahr musste die EnBW wegen der Marktlage erneut außerplanmäßige Abschreibungen auf den Kraftwerkspark vornehmen und ihre Strombezugsverträge neu bewerten – was zu Belastungen in Höhe von 950 Millionen Euro führte. Auf den betroffenen Bereich Erzeugung und Handel entfällt etwa ein Viertel des Konzernumsatzes und etwa jede vierte Stelle des Unternehmens. Sein Ergebnisbeitrag ist um knapp 14 Prozent auf 777 Millionen Euro zurückgegangen.

Leicht dämpfend hat sich dabei die Erstattung von Kosten im Rahmen der Reservekraftwerksverordnung ausgewirkt. Dabei geht es um Zahlungen, die der Konzern als Ausgleich dafür erhält, dass er Kraftwerke auf Weisung der Bundesnetzagentur betriebsbereit halten muss, um den Netzbetrieb bei Schwankungen zu stützen. Die EnBW hatte ursprünglich befürchtet, dass sie auf den Kosten für den Weiterbetrieb sitzen bleiben würde, und sogar Klage dagegen erhoben. Mittlerweile erhält der Konzern dafür Geld. Zum Geschäftsmodell habe sich die Stilllegung der Kraftwerke dadurch aber nicht entwickelt, so Kusterer. „Zufrieden sind wir nicht“, sagte der Finanzchef. Die Gespräche mit der Netzagentur über die Reservekraftwerke würden fortgesetzt.

Dass sich die EnBW trotz des schwierigen Umfeldes im vergangenen Jahr aus der Verlustzone (2014: 466 Millionen Euro) herausarbeiten konnte, verdankt sich ebenfalls einem außerordentlichen Effekt: Da der Konzern eine Veränderung bei der Besteuerung von Wertpapieren befürchtete, trennte er sich in ungewöhnlich hoher Zahl von Finanzanlagen, was ihm zusätzlich 630 Millionen Euro in die Kasse spülte.

Auf gutem Wege sieht sich die EnBW bei der Umsetzung ihrer Strategie 2020, durch die der Ergebnisbeitrag der konventionellen Erzeugung zu Gunsten von Bereichen wie den Netzen, erneuerbaren Energien (vor allem Wind) und Dienstleistungen sinken soll. Nicht zuletzt durch der Inbetriebnahme des Ostseewindparks Baltic 2 wuchs der Umsatz mit erneuerbaren Energien um 20 Prozent.

Als Erfolg wertet die EnBW-Spitze zudem den mehrheitlichen Erwerb des Gasversorgers VNG, mit dem die Karlsruher zum drittgrößten Anbieter auf dem deutschen Gasmarkt aufgestiegen sind. Mastiaux zeigte sich überzeugt, dass Gas künftig eine deutlich wichtigere Rolle auf dem Energiemarkt spielen und für die EnBW zu einer stabilen Säule ihrer Neuausrichtung werden wird.

Dividenden im Vergleich

RWE

Der Energieriese RWE hat in diesem Jahr seine Anteilseigner geschockt: angesichts eines Verlustes im Jahr 2015 hat das Essener Unternehmen seinen Stammaktionären die Ausschüttung gestrichen – unter ihnen befinden sich vor allem nordrhein-westfälische Kommunen, die ohnehin klamm sind.

Eon

Wenige Tage nach RWE verkündete der größte deutsche Energiekonzern Eon einen Verlust von sieben Milliarden Euro, aber eine unveränderte Dividende.

EnBW

Die Nummer drei auf dem deutschen Energiemarkt hat 2015 – anders als im Jahr davor – einen Gewinn erzielt. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 55 Cent pro Aktie erhalten – 14 Cent weniger als im Vorjahr.