Das Göppinger Unternehmen Schuler will vor allem in China wachsen. Dort sind vor allem Pressen im mittleren Preissegment gefragt. Nun speckt das Unternehmen seine Hightechprodukte ab.

Stuttgart - Der Pressenhersteller Schuler will zwar technologisch führend bleiben, das „größte Wachstumspotenzial“ sieht Vorstandschef Stefan Klebert aber im mittleren Preissegment. Kunden vor allem in China, den USA, der Türkei und in Indien hätten Interesse an Anlagen aus diesem Bereich, sagte Klebert bei der Vorlage der Bilanz in Stuttgart. Das Göppinger Unternehmen geht dafür einen eher ungewöhnlichen Weg. So wurde eine 800-Tonnen-Presse von Deutschland nach China verfrachtet. Dort soll sie von Chinesen „nach den Erfordernissen ihres Marktes abgespeckt werden“, erläutert der Schuler-Chef. Veränderungen seien bei der Steuerung der Presse und bei Komponenten zu erwarten. Im Mai soll die Presse dann im Markt eingeführt werden.

 

Andere Unternehmen, die ebenfalls in günstigere Preissegmente einsteigen wollen, entwickeln meist von Grund auf neue, weniger komplexe Maschinen. Stimmt, bestätigt Klebert. Doch der Schuler-Weg sei der schnellere. Die Pressen, die in China abgespeckt werden, sollen rund 30 Prozent preiswerter sein als das Ausgangsprodukt. Der Schuler-Chef kann sich vorstellen, dass diese Anlagen auch in den etablierten Märkten nachgefragt werden. China ist ein wichtiger Markt für Schuler; ein Drittel der Erlöse kommt von dort, 350 Mitarbeiter sind dort tätig. Weil das Interesse in der Volksrepublik an Pressen der Göppinger steigt, wird nun für zehn Millionen ein Vorführzentrum in Tianjin, 150 Kilometer südöstlich von Peking, errichtet. Es soll 2015 mit 30 Mitarbeitern starten.

In Göppingen wird gebaut

Investiert wird auch am Stammsitz in Göppingen. Für mehr als 40 Millionen Euro entsteht dort ein Technologie- und Entwicklungszentrum mit 750 Arbeitsplätzen, das 2017 bezogen werden soll. Ebenfalls in Göppingen entsteht ein Forschungs- und Trainingszentrum, das sich auf die Warmumformung hochfester Stähle konzentriert. Dank dieser Technologie können dünnere und leichtere Bleche in Autos verbaut werden. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der CO2-Diskussion rechnet sich Klebert hier gute Wachstumschancen aus. „Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland“, so Klebert.

Mit der Entwicklung im Jahr 2014 ist der Vorstandschef zufrieden, zuversichtlich ist er für 2015. Der hohe Auftragsbestand von gut einer Milliarde Euro sei eine gute Basis für die Kapazitätsauslastung in diesem Jahr. Klebert rechnet mit einem leicht steigenden Umsatz und einem ebenfalls leicht verbessertem operativen Ergebnis. Bis 2020 strebt der Pressenhersteller, dessen Anteile zu mehr als 95 Prozent von der österreichischen Andritz-Beteiligungsgesellschaft gehalten werden, einen Umsatz von zwei Milliarden Euro an.

Zukäufe geplant

Wachsen will das Unternehmen, dessen Aktien „nur“ noch an den Regionalbörsen Hamburg, Hannover und München gehandelt werden, vor allem organisch. Auch Zukäufe seien möglich. Konkreter wurde Klebert nicht: „Die Gespräche laufen. Wir schauen uns verschiedene Sachen in verschiedenen Ländern an.“ Schuler beliefert vor allem die Autoindustrie; zwischen 70 und 75 Prozent des Umsatzes werden mit dieser Branche getätigt. Die Belegschaft dürfte – wie bereits angekündigt – weiter leicht sinken. Gestrichen werden 250 Stellen; eingestellt wird im Service, bei Konstruktion und Entwicklung. Per Saldo sinkt die Beschäftigtenzahl um 100. Derzeit sind 4210 Beschäftigte in Deutschland tätig.