Mit dem Strichmännchen „Mütze“ sollen Siebtklässler lernen, was man gegen Kopfschmerzen tun kann. Das Projekt soll nun Schule machen.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Mütze ist ein ziemlich cooler Typ, der immer ein Baseball-Käppie trägt und sehr kurze Beine hat. Mütze ist der Held einer speziellen Aktion, die derzeit bundesweit in den Schulen anläuft. Und er hat, wie viele Altersgenossen, ein Problem: Kopfschmerz. Das verbindet das Strichmännchen mit 78 Prozent aller Kinder und Jugendlichen von elf bis 17 Jahren. Diesen Wert hat das Robert-Koch-Institut ermittelt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geht sogar davon aus, dass neunzig Prozent aller Jungen und Mädchen bis zum zwölften Lebensjahr Erfahrungen mit Kopfschmerz haben.

 

Die Zahlen sind so hoch, dass der Kopfschmerzexperte und Mediziner Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel von einer „geheimen Epidemie“ spricht, die es zu bekämpfen gilt. Zusammen mit der Lehrerin Karin Frisch von der gemeinnützigen Organisation Zies, die sich für Menschen mit Gesichts- und Kopfschmerzen einsetzt, hat Göpel vor etwa einem Jahr die „Aktion Mütze“ ins Leben gerufen. Das ist eine Unterrichtseinheit über Kopfschmerzen, die tausend Schüler im vergangenen Schuljahr schon getestet haben. „Mütze hat den Kopfschmerz satt“, heißt das Heft, das in Gestalt einer Mut- und Mitmachgeschichte rund um den schmerz-geplagten Eierkopf daherkommt.

Kein Wundermittel, aber wertvolle Tipps

In diesem Schuljahr können Schulen bundesweit für ihre siebten Klassen einen Satz dieser Hefte kostenlos bestellen, wie Göbel und Frisch bei einer Pressekonferenz in Berlin mitteilten. 16 000 Schulen und 2,4 Millionen Schüler will die Aktion erreichen. 2,5 Millionen Euro kostet die Sache. 17 Krankenkassen haben sich bereits engagiert; gesichert sei die Finanzierung aber noch nicht, erklärt Frisch. 2,56 Euro kostet die Aktion pro Schüler. Das ist etwa der Preis einer einzigen Migränetablette – die nach Angaben der Projektträger etwa die Hälfte der bisherigen Mütze-Schüler routinemäßig im Ranzen haben.

Mütze ist kein Superheld. Ein Wundermittel gegen Kopfweh hat er nicht. Aber er weiß viel über das Thema und erklärt anschaulich, dass es etwa hilft, genug zu essen und zu trinken, nicht allzulang vor dem Computer zu sitzen und relativ regelmäßig zur gleichen Zeit aufzustehen und ins Bett zu gehen. Solche Ratschläge sind unter Jugendlichen zwar nicht per se populär. Laut Karin Frisch lassen die Schüler sich aber darauf ein, wenn sie Erfolge spüren. An ihrer eigenen Schule hätten 70 Prozent der Kinder angegeben, dass ihre Kopfschmerzen mit „Mütze“ besser geworden seien.