US-Präsident Donald Trump hält an seinem Einreiseverbot für Menschen aus sechs mehrheitlich muslimischen Ländern fest. Die geplanten Besuche von Stuttgarter Schülern in amerikanischen Schulen und Gastfamilien waren davon nicht tangiert.

Stuttgart - Wer aus Somalia, dem Iran, Syrien, dem Sudan, Libyen oder dem Jemen kommt, muss derzeit bangen, ob er ein Visum für die USA erhält. US-Präsident Donald Trump hat Menschen aus diesen Ländern unter Generalverdacht gestellt, was viele Firmen und Geschäftsreisende trifft, aber auch Austauschprogramme von Schulen beeinträchtigen kann. Etwa 100 in Baden-Württemberg pflegen einen regelmäßigen Austausch mit amerikanischen Schulen.

 

Zwölf Stuttgarter Schulen haben eine Partnerschule in den USA. Einzelne Gymnasien sind wegen ihrer Abschlüsse auf das internationale Parkett angewiesen, wie beispielsweise das Königin-Olga-Stift im Westen mit seinem Internationalen Abitur Baden-Württemberg. „Wir haben seit 27 Jahren einen Austausch mit einer Schule im Bundesstaat Oregon, und wir fahren auch an diesem 1. April wieder für vier Wochen hin“, sagt Rektor René Wollnitz.

Bei einer Schülerin hätte man tatsächlich große Befürchtungen gehabt, ob sie an der Reise teilnehmen könne: „Sie ist Deutsch-Iranerin, und sie hat beide Pässe“, erläutert er. Deshalb hätte das Gymnasium „präventiv ein Schreiben aufgesetzt“, darin auf die langjährige schulische Veranstaltung hingewiesen und betont, „wie wichtig die Teilnahme der Schülerin ist“. Letztendlich habe die Schülerin ihr Visum bekommen, „ob wegen des Schreibens, wissen wir nicht“, so Wollnitz. Die Kosten wegen eines Rücktritts vom Flug und die Regresskosten für den abgesagten Aufenthalt wären allerdings enorm belastend gewesen für die Familie.

Schulen würden Leitfaden schätzen

Eine kleine Delegation vom Königin-Katharina-Stift wird am 22. April die Reise nach St. Louis (Missouri), der Partnerstadt von Stuttgart, antreten. „Wir haben als einzige deutsche Mannschaft das Weltfinale der First Tec Challenge erreicht und nehmen mit acht Schülern an diesem Roboterwettbewerb teil“, sagt Rektor Franz Baur. „Im Moment machen wir uns keine Sorgen.“

Erst im Herbst reisen die Katzenstiftler nach Chicago (Illinois), wie seit 20 Jahren. Ähnlich verhält es sich am Leibniz-Gymnasium Feuerbach und am Hegel-Gymnasium in Vaihingen. Das Schickhardt-Gymnasium pflegt seit 30 Jahren einen Schüleraustausch mit einer Schule bei Salt Lake City (Utah). „Im Frühsommer sind wir die Gastgeber für die Amerikaner, „für unseren Besuch im Herbst wäre jedoch ein Leitfaden ganz praktisch“, sagt Rektor Edwin Bartels. Das Kultusministerium sieht dafür keinen Anlass. Die Antwort lautet daher: „Uns sind noch keine Fälle bekannt geworden, in denen die neuen Einreisebestimmungen der USA zu Problemen bei Schüleraustauschprojekten geführt hätten.“

Lehrer lassen sich Partnerschaft nicht nehmen

Lars Köhler, Studiendirektor am Wirtemberg-Gymnasium, bleibt bei aller Vorsicht optimistisch: „Unser Austausch mit der Burr Burton Academy in Manchester, Vermont, wird trotz aller politischen Entwicklungen seit 30 Jahren von guten partnerschaftlichen Beziehungen getragen. Nur ein Austausch musste seither verschoben werden: Er war zeitlich zu nah dran an den Anschlägen von 9/11 in New York.“ Nur einer der 22 Schüler sei ohne deutschen Pass. Aber der ist indischer Staatsbürger und muss bei derzeitiger Ansage nicht mit einem Einreiseverbot rechnen.