Die Tiefenbachschule wünscht sich einen schöneren Raum, in dem die Kinder zu Mittag essen. Für die Stadt hat derzeit aber der Ausbau der Ganztagsschulen Priorität.

Rohracker - Ganztagsschulen sind das Bildungsthema Nummer Eins. Gebunden oder teilgebunden, welche freien Träger sollen in das Konzept eingebunden werden und wie wirkt sich die Entwicklung auf Sportvereine, Theatergruppen oder Chöre aus? Fragen wie diese werden überall diskutiert. Bis 2020 soll jede Stuttgarter Grundschule, die das will, ein Ganztagsangebot aufbauen können.

 

Doch es wollen nicht alle. „Die Mehrheit der Eltern wünscht sich keine Ganztagsbetreuung“, sagt Birgit Glos, die Leiterin der Tiefenbachschule in Rohracker. Deshalb sei der Ausbau zur Ganztagsschule zumindest zum jetzigen Zeitpunkt für sie kein Thema. Trotzdem dürfe die Stadtverwaltung Grundschulen wie die Tiefenbachschule, die sich vorerst nicht auf den Weg zur Ganztagsschule machen, nicht vergessen. „Man muss auch an die Halbtagsschulen denken“, sagt Birgit Glos.

Die Küchenzeile ist alt, sie wurde der Schule gespendet

Wenn die Rektorin durch ihr Schulgebäude an der Tiefenbachstraße in Rohracker läuft, hat sie allerdings manchmal genau diesen Eindruck. Insbesondere der Raum für die Essensausgabe sei in einem schlechten Zustand. Er wurde vor Jahren von Eltern und Lehrern in Eigenregie eingerichtet.

Die Küchenzeile ist alt, sie wurde der Schule von einer Oma, die ins Pflegeheim gegangen ist, gespendet. „Das ist bestimmt 15 Jahre her“, sagt Glos. Schon vor Jahren habe sie deshalb bei der Stadt angefragt. Immer wieder habe man ihr dort erklärt, dass der Raum parallel mit der kompletten Sanierung der Schule renoviert werden soll. Doch bis heute sei nichts passiert. 24 Kinder nehmen in dem Klassenzimmer im Erdgeschoss täglich ihr Mittagessen ein. Denn auch wenn die Mehrheit der Eltern aus Rohracker keine Ganztagsschule will, bedeutet das nicht, dass sie sich für ihre Sprösslinge kein Betreuungsangebot wünschen, das über den normalen Regelunterricht hinausgeht.

80 Grundschüler nehmen an der Kernzeitbetreuung der Tiefenbachschule teil. Sie werden vor Schulbeginn von 7 Uhr an und nach Unterrichtsende bis 14 Uhr beaufsichtigt. Die Kosten für die Kernzeitbetreuung übernimmt die Stadt. Für das ebenfalls von der Grundschule angebotene Mittagessen und die Hausaufgabenbetreuung gilt das jedoch nicht.

Die Sanierung der Tiefenbachschule sei nach wie vor geplant

Für diese Angebote zahlen die Eltern zum größten Teil selbst. 2,50 Euro kostet das Mittagessen, das von einer Firma aus Weilimdorf geliefert wird, pro Schüler und Tag. Das Essen wird von den Eltern bezahlt, allein bei Schülern, die Inhaber einer Bonus-Card sind, gewährt die Stadt einen Zuschuss von 1,50 Euro pro Mahlzeit. Da es sich um ein pädagogisches Mittagessen handelt, werden zumindest die Essensausgeber von der Kommune finanziert. Die Hausaufgabenbetreuung kostet die Eltern 30 Euro pro Halbjahr, nur im Fall von Bonus-Card-Besitzern wird dieser Betrag von der Stadt übernommen, erklärt die Schulleiterin der Tiefenbachschule.

Während die Grundschule bei der Hausaufgabenbetreuung laut Glos weitestgehend kostendeckend arbeitet, auch weil dieses Angebot von der L-Bank unterstützt wird, zahlt sie beim Mittagessen drauf. Der Essenspreis reiche bei Weitem nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken. „Der Förderkreis der Schule legt drauf“, sagt die Rektorin. Inzwischen sei der Förderkreis in eine derartige Schieflage geraten, dass der Preis in Zukunft vermutlich angehoben werden müsse. Unterstützung von Seiten der Stadt erhofft sich Glos aber nicht beim Essenspreis, sondern allein bei der Umgestaltung des Raumes, in dem die Mahlzeiten ausgegeben werden. „Man muss darüber nachdenken, wie auch wir unterstützt werden können“, sagt die Schulleiterin mit Blick auf den Ausbau der Ganztagsschulen.

Die Sanierung der Tiefenbachschule sei nach wie vor geplant, heißt es hierzu beim Schulverwaltungsamt. „Wir wollen alle Schulen bis 2016 energetisch saniert haben“, sagt Karin Korn. Die Amtsleiterin betont aber auch, dass der Ausbau der Ganztagsschulen für die Stadtverwaltung derzeit „absolute Priorität“ habe. Hinzu komme, dass das Angebot der Verlässlichen Grundschule kein Mittagessen vorsehe.