Kultusministerin Marion Schick präsentiert eine Studie zu Herkunft und Bildungserfolg. Der Auftritt war ihr letzter als Kultusministerin.  

Stuttgart - Es war einer ihrer letzten Auftritte als Kultusministerin. Marion Schick präsentierte am Dienstag die von ihr im Frühsommer 2010 noch in Auftrag gegebene Studie zu "Herkunft und Bildungserfolg". Hintergrund der Studie ist die starke Abhängigkeit zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Ein Expertenrat untersuchte diesen Zusammenhang erstmals entlang der Schullaufbahn.

 

Demnach scheitern überdurchschnittlich viele Schulabgänger beim Übergang in die berufliche Bildung. 40 Prozent der Schulabgänger im Land finden demnach zunächst keinen Ausbildungsplatz und landen in einem Übergangssystem, zum Beispiel dem Berufsvorbereitungsjahr. Baden-Württemberg liege damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 34 Prozent, sagte der Leiter des Expertenrates, Jürgen Baumert. Migrationshintergrund sei dabei aber nicht immer ein Indiz für eine Leistungsschwäche der Schüler. Viel entscheidender sei das Lernumfeld und der soziale Hintergrund. Unter den leistungsschwächeren Kindern befänden sich allerdings überproportional viele Kinder aus sozial schwachen und Zuwandererfamilien.

Momentan liege der Anteil der Zuwandererkinder in den Schulen bei 35 Prozent, dieser werde aber in den kommenden Jahren weiter steigen. Bei Kindern im Alter von null bis unter fünf Jahren liegt er bereits bei 41 Prozent. Als konkrete Handlungempfehlung formulierte der Expertenrat unter anderem den weiteren Ausbau der Grundschulen zu Ganztagesschulen. Eine intensivere Betreuung der Kinder sei nur dann möglich. Bisher seien lediglich zehn Prozent der Grundschulen ausgebaut worden. Der bundesweite Durchschnitt liege zwischen 40 und 45 Prozent. Auch die Werkrealschulen gelte es weiter auszubauen, um möglichst vielen jungen Menschen die Mittlere Reife zu ermöglichen.

Vereinfachung der Schulstruktur

Die Frage nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung, hält die scheidende Ministerin für überschätzt und bekommt dabei Zuspruch von den Experten. Wie Jürgen Baumert bestätigte, führe die Abschaffung der Grundschulempfehlung zu keinen gravierenden Änderungen. Der Anteil der Gymnasialempfehlungen sei in Baden-Württemberg generell höher, als in Ländern, in denen es keine verbindliche Empfehlung gebe. Die Diskrepanz zwischen Wünschen und Empfehlungen führe allerdings jährlich zu etwa 8500 Widerspruchverfahren von Eltern, hauptsächlich gegen die Hauptschulempfehlung.

Viel entscheidender ist für den Experten die Frage, was mit den 15 Prozent der Grundschüler geschieht, die für das Gymnasium geeignet sind, es aber dennoch nicht besuchen. Ihren Eltern, die meisten haben einen niedrigen Bildungsabschluss, müsse daher eine Fördergarantie für ihre Kinder zugesichert werden. Die Empfehlung zu einem System der Gesamtschule behielt sich der Expertenrat vor. Die Vereinfachung der Schulstruktur sei sicherlich ein Trend, auch in anderen Ländern.

Schick bedauerte, dass sie die Empfehlungen der Experten nicht mehr mit umsetzen kann. Einen Rat wollte sie der neuen Regierung nicht mit auf den Weg geben, äußerte aber den Wunsch, gut Bewährtes mit sicherlich auch guten neuen Ideen zu verknüpfen. Sie stehe zu Gesprächen bereit.

Ihre persönliche Zukunft ließ sie offen. Angebote aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik prüfe sie, noch sei aber nichts spruchreif. Nach dem Ausscheiden wolle sie sich zunächst eine Erholungsphase gönnen. Kritik an der kurzfristigen Schaffung eines Landesbüros für das Ehrenamt in ihrem Ministerium wies die scheidende Ministerin zurück. Die Idee hierzu habe es schon lange gegeben. Für den engsten Mitarbeiterkreis eine geeignete Verwendung zu finden, sei kein ungewöhnlicher Vorgang. In ihrem Ressort habe es aber keine Beförderungen gegeben.