Die Bildungsgewerkschaft GEW ruft zur Qualitätsoffensive auf und droht mit Demonstrationen gegen Sparmaßnahmen.

Stuttgart - Das erste Schuljahr unter der grün-schwarzen Landesregierung beginnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit klaren Forderungen. Die Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte bereits angekündigt, die Koalition wolle die Qualität der Schulen voranbringen. Die GEW-Vorsitzende Doro Moritz verlangt jetzt eine Qualitätsoffensive. Sie regt sogar an, dass sich der Landtag über die Fraktionsgrenzen hinweg in einer Enquete-Kommission mit den neuen Anforderungen an die Schule beschäftigt, Defizite in der Lehrerfortbildung aufarbeitet und „das Bewusstsein dafür schärft, dass höhere Investitionen in Bildung notwendig sind“.

 

Schlechte Ausstattung

Moritz kritisiert, die Kultusministerin mache es sich zu einfach, wenn sie die Probleme vieler Schüler mit der Rechtschreibung auf die Lernmethode „schreiben nach hören“ zurückführe. Nur zwei Prozent der Grundschulen würden diese Methode anwenden, nach der in den ersten Jahren zum Bespiel nicht als Fehler gilt, Vogel mit F zu schreiben. Die GEW sieht die Ursache für die schlechten Leistungen der Schüler in der schlechten Ausstattung der Grundschulen. Die Schulart sei die einzige, die nach wie vor keine regelmäßigen Stunden zur individuellen Förderung zur Verfügung habe.

„Die Grundschule muss der Schwerpunkt der Bildungspolitik sein“, betont Moritz. Bisher stehe die Schulart eher am Rand. Moritz vermutet, dass das Grundschullehramt an Attraktivität verliert. Die Lehrer werden deutlich schlechter bezahlt. Das könnte die Probleme kleiner Schulen auf dem Land weiter verschärfen. Nicht nur, aber auch die Grundschulen in der Fläche, haben Mühe Lehrer zu gewinnen, weil es die jungen Pädagogen verstärkt in die Ballungsräume ziehe.

„Gemeinschaftsschulen spielen keine Rolle

Positiv bewertet die GEW, dass die grün-schwarze Koalition die Gemeinschaftsschule nicht in Frage gestellt habe. Allerdings kritisiert die Gewerkschaft, „die Gemeinschaftsschule spielt in der Politik der Kultusministerin keine Rolle“. Die Gemeinschaftsschule könne ihrem besonderen Auftrag nur gerecht werden, wenn sie besser ausgestattet werde, als andere Schularten. Die Koalition will aber die Realschule in der Ausstattung an die Gemeinschaftsschulen angleichen. Die GEW hofft zwar, dass die Bildungspolitik weniger von Polemik geprägt wird, die Konkurrenz zwischen Realschule und Gemeinschaftsschule werde sich aber verschärfen. Für Moritz ist es „offen, ob es zu einer friedlichen Koexistenz der beiden Schularten kommt, oder zu einer unguten Kannibalisierung“.

Keine Geduld zeigt die GEW mehr bei der Weiterqualifizierung der Hauptschullehrer und ihrer Beförderung in die Gehaltsstufe A 13. Sie befürchtet, dass die Fortbildungen nicht wie versprochen im Herbst beginnen. Für Moritz steht die Glaubwürdigkeit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kultusministerin Eisenmann auf dem Spiel. Demonstrationen kündigt die Gewerkschaft auch für den Fall von Sparmaßnahmen bei Beamten an. Kultusministerin Eisenmann erklärt jedoch, im November würden die ersten Hauptschullehrer weiterqualifiziert.