Krematorium im Ausland, anonymes Grab, keine Trauerfeier: Der Trend geht zur Discount-Bestattung. Dabei sollte man auf das Kleingedruckte achten.

Stuttgart - Im Leben ist nichts umsonst, und nach dem Tod wird es erst richtig teuer. Mehr als 3000 Euro müssen Hinterbliebene meist hinblättern, wenn sie ihre Verstorbenen auf einem Stuttgarter Friedhof zur letzten Ruhe betten wollen. Laut Bestattungen.de, einem Portal für Preisvergleiche im Bestattungsgeschäft, ist die Landeshauptstadt deutschlandweit eine der teuersten Städte zum Sterben. Bei vielen Menschen fehlt aber das Geld oder der Wille, derart hohe Beträge in eine Bestattung zu investieren. Sarg, Blumen, Grab: Geht das nicht auch billiger?

 

Doch, sagen einige. Als so genannte "Discount-Bestatter" werben sie damit, die ihnen anvertrauten Toten möglichst kostengünstig unter die Erde zu bringen. Und das liegt offenbar im Trend: Einer Untersuchung von Bestattungen.de zufolge wandten sich im vergangenen Jahr 20 Prozent aller Hinterbliebenen an einen Discount-Bestatter, um die Beerdigung ihrer Verstorbenen zu regeln - das entspricht 170.000 Beerdigungen deutschlandweit. Tendenz steigend. "Der Trend zu einer 'Geiz ist geil'-Mentalität ist mittlerweile auch auf Bestattungen übergeschwappt", sagt Christian Streidt, Landesinnungsmeister der Bestattungsgewerbe Baden-Württemberg. Bei vermeintlichen Schnäppchen greife man eben gern zu.

Billig-Beerdigung adé

Das könne jedoch auch nach hinten losgehen. Denn nicht immer sei für Kunden klar, welche Leistungen das Billig-Angebot wirklich beinhalte, sagt Streidt. Übernimmt der Bestatter etwa den Papierkram bei Ämtern und Ärzten, kontaktiert die Rentenversicherung oder kümmert sich um den Rücktransport der Asche vom Krematorium? Wenn Hinterbliebene das selbst stemmen müssten, seien sie damit in ihrer Trauer oftmals überfordert - und es komme zu Problemen oder Verzögerungen. Die Folge: höhere Kosten. Billig-Beerdigung adé.

Deshalb rät Streidt dazu, vor der Buchung immer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Anbieters ganz genau zu lesen - vor allem, wenn der Discount-Bestatter nicht ortsansässig und eine Beratung höchstens telefonisch möglich sei. Und das dürfe sehr häufig der Fall sein, stamme der Trend zur möglichst billigen Beerdigung doch aus Norddeutschland und den neuen Bundesländern. Anbieter wie Sarg Discount, Aeterna Bestattungs-Discount oder Segenius bieten ihre Dienste mittlerweile in ganz Deutschland an, berechnen jedoch entsprechende Kosten für die Fahrt des Leichenwagens vom Bestattungsinstitut zum Wohnort des Verstorbenen. Gebucht wird vorwiegend über das Internet oder über eine Hotline. Bei Anruf Grab, sozusagen.


Für viele Hinterbliebene sicherlich emotional gewöhnungsbedürftig sind wohl auch die Methoden, wie Discount-Bestatter ihre extrem günstigen Angebote möglich machen. Gespart wird überall: ein schlichter Holzsarg und höchstens ein anonymes Grab, keine Trauerfeier, keine Blumen. Auch wird die Leiche bei einer Feuerbestattung eben nicht im nächstgelegenen Krematorium verbrannt, sondern vielleicht in den Niederlanden, der Schweiz oder in Tschechien, wo eine Kremierung um einiges günstiger ist.

Hartmut Woite von Sarg Discount etwa bringt "seine" Toten in ein tschechisches Krematorium, nach Vysocany. 95 Prozent aller Kremierungen seines Instituts lässt er dort durchführen. "Natürlich werden die Angehörigen vorher gefragt, ob Ihnen das recht ist", sagt er. Um seinen Kunden die Scheu vor dem ausländischen Krematorium zu nehmen, organisiert der Bestatter sogar Kaffee-Fahrten nach Vysocany - Führung durch die Anlage inklusive.

Grabstellen gehen ins Geld

Die Akzeptanz des grenzüberschreitenden Beerdigens sei groß, sagt Woite, und der Preis unschlagbar: Die billigste Bestattungsvariante gibt es bei ihm schon ab 479 Euro - allerdings ohne Trauerfeier, Pfarrer oder Grabstelle. Wer sich lieber persönlich von seinem Angehörigen verabschieden oder die Asche nicht auf den Kaminsims stellen will, der zahlt drauf.

Gerade Grabstellen gehen ins Geld. Allein die Beisetzung in einem Erdgrab auf einem Stuttgarter Friedhof kostet mehr als 1600 Euro, die Nutzungsgebühren für das Grab belaufen sich auf noch einmal so viel - daran können auch Discount-Bestatter nicht rütteln. Deshalb begraben sie vielfach auf Friedhöfen ihrer Wahl irgendwo in der Bundesrepublik, die günstiger sind. Die Distanz zum Wohnort der Angehörigen ist dabei Nebensache. Gegen einen Aufpreis wird natürlich auch daheim bestattet.

Es sind diese Zusatzkosten, die Kunden bei Discount-Anbietern schnell übersehen, warnt Christian Streidt. Deshalb sollten sich die Hinterbliebenen frühzeitig klarmachen, welche Art der Bestattung sie wünschen und welche Leistungen sie vom Bestattungsinstitut erwarten - sonst könnte die vermeintliche Billig-Beerdigung schnell zur Kostenfalle werden.