Der irische Billigflugpionier Ryanair, Nummer eins in Europa in diesem Segment, will weg von den Flughäfen auf der grünen Wiese. Von April 2015 an sollen die Maschinen Stuttgart und Manchester miteinander verbinden.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der Stuttgarter Flughafen wird zunehmend auch für sogenannte Billigflieger attraktiv. Keinen Monat, nachdem Easyjet angekündigt hat, von 2015 an am Manfred-Rommel-Flughafen landen zu wollen, zieht nun Ryanair nach. Die Iren sind in Europa die Nummer 1 im Segment der Billigairlines – gefolgt von Easyjet. Am Dienstagabend stellte Colm O’Shea, der für Ryanair das Marketing in Deutschland verantwortet, zusammen mit Airport-Chef Georg Fundel die Pläne vor.

 

Demnach will die Airline von Anfang April 2015 an sechsmal wöchentlich Stuttgart und Manchester verbinden. Nur mittwochs gibt es keine Verbindung. Die Maschine hebt jeweils um 12.20 Uhr Ortszeit in der Stadt im Nordwesten Englands ab. Um 15.15 Uhr soll sie in Echterdingen landen. 35 Minuten später geht es wieder zurück über den Kanal. Ankunft in Manchester ist um 16.35 Uhr. Von Mittwoch an sollen Ticketbuchungen möglich sein.

Die sind auch der einzige Maßstab, den Georg Fundel an die neue Verbindung anlegt. „Am Ende entscheiden die Passagiere, ob es die Verbindung langfristig gibt, oder nicht.“ Der Airport-Chef freute sich, dass es nun wieder eine Verbindung in die 500 000-Einwohner-Stadt gibt. Vor allem heimische Fußballfans könnten dort der teils trostlosen Hausmannskost am Neckar entkommen. Dass es Ryanair mit nur einer Strecke vergleichsweise langsam angehen lässt, wertet er als Vorteil. „Dann lernen wir uns in aller Ruhe gegenseitig kennen.“ Die Iren passten gut zum Stuttgarter Airport, der nur über eine Landebahn verfügt. Dass Ryanair mit der Boeing 737-800 vergleichsweise großes Fluggerät einsetzt, das zudem in der Regel gut besetzt sei, helfe beim Haushalten mit den knappen Ressourcen bei nur einer Bahn. Georg Fundel hat die Billigflieger lange Zeit argwöhnisch beäugt. „Das muss sich für alle lohnen: für die Passagiere, die Airline und den Flughafen“, lautete sein Mantra. Er zeigte wenig Neigung, den Low-cost-carriern bei den Gebühren entgegen zu kommen. Solche Preisnachlässe hätten nur Begehrlichkeiten bei der arrivierten Konkurrenz geweckt.

Weg von der „grünen Wiese“: Ryanair ändert Strategie

Nun scheint man sich aber einig geworden zu sein. Zu den Konditionen, die Ryanair geboten werden, wollte Fundel nichts sagen. „Ich hatte aber noch nie einen Kunden, der gesagt hätte ,Warum erhöhst Du nicht Deine Preise?’“ Der Manfred-Rommel-Flughafen ist der 13. Airport in Deutschland, den Ryanair anfliegt. Bei einem bescheidenen Marktanteil von vier Prozent in Deutschland, „bleibt eine Menge Arbeit zu tun“, sagt Colm O’Shea. Er prognostoziert, dass in den Manchester-Maschinen je zur Hälfte Geschäfts- und Tourismusflieger sitzen werden. Welche weiteren Ziele Ryanair von Stuttgart aus ansteuern könnte, wollte O’Shea nicht verraten. Immerhin soviel: Auch innerdeutsche Verbindung würden gerade lebhaft im Unternehmen diskutiert.

Dass mit Stuttgart ein weiterer der großen Verkehrsflughäfen in Deutschland dazu kommt, bestätigt ein Umdenken beim Pionier der Billigfliegerei an. Weg von den Flughäfen auf der grünen Wiese, die mit günstigen Abfertigungsgebühren locken, den Passagieren aber auch lange Anfahrten zumuten, hin zu den großen Airports mit ihren kurzen Wegen in die Ballungszentren. Ganz oben auf der Wunschliste steht dem Vernehmen nach der Franz-Josef-Strauß-Airport München.