Der Bau der 19 Millionen Euro teuren Bioabfallvergärungsanlage auf dem Gewann Hummelsbrunnen-Süd verzögert sich erneut. Die Bagger werden wohl erst Anfang 2018 anrollen, nach einer einjährigen Bauzeit soll dann ein sechsmonatiger Probebetrieb starten.

Zuffenhausen - Bereits im Februar 2012 hatte Thomas Heß, der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), den Bezirksbeiräten erläutert, dass die Stadt eine Bioabfallvergärungsanlage im Norden Zuffenhausens bauen wolle – was bei den Beiräten für viel Kritik gesorgt hatte (wir berichteten). Seit damals ist einiges geschehen, unter anderem wurde mit dem Areal Hummelsbrunnen-Süd ein neuer Standort gefunden, ursprünglich sollte die Anlage auf der Sauhalde errichtet werden. Der Zeitplan geriet immer weiter in Verzug, zuletzt war von einem Baustart im Frühjahr 2017 die Rede. Doch auch daraus wird nichts: Auf Anfrage unserer Zeitung teilt die AWS mit, dass die Bagger wohl erst Anfang 2018 anrollen. Am zuletzt kommunizierten Kostenrahmen von 19 Millionen Euro soll sich hingegen nichts ändern.

 

Momentan, so heißt es in einem Schreiben der AWS, erfolge die Ausführungsplanung, mit der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung durch das Regierungspräsidium rechne man im Sommer. Danach sollen dann die einzelnen Gewerke europaweit ausgeschrieben werden. Bei der AWS geht man von einer einjährigen Bauzeit aus, mit dem geplanten sechsmonatigen Probebetrieb könnte zum Winter 2018/2019 begonnen werden. Läuft alles nach Plan, würde danach dann der Regelbetrieb starten.

Der Zeitplan wurde immer weiter nach hinten verschoben

Dass der Zeitplan im Laufe der Jahre immer weiter nach hinten verschoben worden ist, liegt nicht nur an der Standortsuche. Wegen der Zauneidechse hatte das Projekt umgeplant werden müssen, was circa acht Monate gedauert und zusätzliche Kosten von rund zwei Millionen Euro verursacht hat (wir berichteten). Ganz zu Beginn des Vorhabens war man bei der Stadt von elf Millionen Euro Gesamtkosten ausgegangen. Auch die Änderung des Flächennutzungsplans, den das Regierungspräsidium im März 2016 genehmigt hatte, wirkte sich nachteilig auf den Zeitrahmen aus. Ebenso wie die Tatsache, dass durch neue rechtliche Vorgaben bedingt ein weiterer (und somit dritter) Speicher für Flüssigdünger erforderlich ist. Immer wieder, darauf verweist die AWS, habe es „zeitintensive Abstimmungen mit Genehmigungsbehörden“ gegeben. Nicht abzuschätzen sei momentan, ob es im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Verfahrens, des Bebauungsplanverfahrens oder der Ausschreibung zu weiteren Verzögerungen komme.

Klar ist seit einiger Zeit, dass die Anlage nicht, wie zunächst geplant, in einer ersten Ausbaustufe mit 17 500 Tonnen Kapazität jährlich gebaut wird. Stattdessen bekommt sie von Beginn an eine Kapazität von jährlich 35 000 Tonnen. Die Stadt rechnet damit, dass durch die Einführung der Pflichtbiotonne eine Menge von 30 000 bis 35 000 Tonnen Bioabfall pro Jahr anfallen wird.

Das Grundstück, auf dem die Biogasanlage gebaut wird, ist 1,6 Hektar groß. Dabei beansprucht sie selbst 1,1 Hektar, der Rest entfällt auf den Artenschutz. Die Halle für die Annahme und Aufbereitung sowie die angrenzende Rottehalle werden laut AWS 80 Meter lang und 45 Meter breit. Die Grundfläche der beiden Fermenter beträgt 20 auf 35 Meter. Der größte der drei Flüssigdüngerspeicher hat einen Durchmesser von 25 Metern. Die maximale Gebäudehöhe wird 14 Meter betragen.

Porsche und die Stadt haben bereits einen Vorvertrag über Biowärme abgeschlossen

Die AWS geht nicht davon aus, dass es während der Bauzeit zu Verkehrsbehinderungen kommt. Bereits jetzt gebe es eine Abbiegespur mit Ampelanlage von der B 27a zum Standort der Anlage. Der ebenfalls bereits vorhandene Zufahrtsweg soll zweispurig ausgebaut werden. Wie stark genau der Baustellenverkehr ist, lässt sich laut AWS noch nicht abschätzen. Während des Regelbetriebs werden laut AWS pro Tag circa 47 Lastwagen an- und abfahren.

Fest steht mittlerweile, dass ein Blockheizkraftwerk mit dem gewonnenen Rohbiogas Strom und Wärme erzeugt. Die Energie, so das Schreiben der AWS, soll „zu einem in der Nähe befindlichen Industriebetrieb“ geliefert werden. Das wird aller Voraussicht nach die Firma Porsche sein. Bei einer Anwohnerinformationsveranstaltung im Januar war seitens des Automobilherstellers kommuniziert worden, dass mit den Stadtwerken Stuttgart ein Vorvertrag zur Lieferung von Biofernwärme abgeschlossen worden sei.