Wer eine Variante des Gens MC1R trägt, wirkt auf seine Mitmenschen um etwa zwei Jahre älter als er tatsächlich ist.

Stuttgart - Der Jugendwahn vieler Schauspieler ist der „Tatort“-Kommissarin Dagmar Manzel fremd: „Es ist doch schön, wenn man ein altes Gesicht hat. Das gefällt mir auch bei Schauspielerinnen“, sagte sie jetzt dem Apothekenmagazin„Senioren Ratgeber“. Doch viele Menschen dürften es als wenig erfreulich finden, wenn sie älter aussehen, als sie tatsächlich sind. Das hat nicht nur optische, sondern auch gesundheitliche Gründe: Studien legen nahe, dass das „wahrgenommene“ Alter tatsächlich eine gewisse Aussagekraft im Hinblick auf Gesundheit und Sterbewahrscheinlichkeit hat.

 

Nun spielt die persönliche Lebenführung eine wichtige Rolle, wie alt ein Mensch aussieht: Rauchen und Alkohol hinterlassen nun einmal ihre Spuren. Doch auch die Gene haben einen entscheidenden Anteil am Alterungsprozess. Besondere Bedeutung scheint hier manchen Varianten des Gens MC1R zuzukommen, wie niederländische Forscher jetzt herausgefunden und in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht haben.

Für Biologen ist MC1R ein alter Bekannter

Für Biologen ist MC1R ein alter Bekannter: Das Gen ist für rotes Haar und Hautbräunung zumindest mitverantwortlich. Offensichtlich ist es auch an der Hautalterung beteiligt. Forscher um Manfred Kayser vom Erasmus MC University Medical Center in Rotterdam gehen davon aus, dass der DNA-Abschnitt MC1R einen Einfluss darauf hat, wie alt ein Gesicht wirkt.

Die Basis für diese Erkenntnis sind Untersuchungen an 2693 älteren Teilnehmer einer Studie, die seit 1990 durchgeführt wird. Betrachter mussten an Hand von Fotos das Alter der Probanden schätzen. Dabei ergab sich ein interessantes Ergebnis: Menschen, die in ihrem Erbgut eine ganz bestimmte Variante des Gens MC1R hatten, sahen beinahe zwei Jahre älter aus als sie tatsächlich waren. „Zum ersten Mal wurde ein Gen gefunden, das teilweise erklärt, warum manche Leute für ihr Alter älter und andere jünger aussehen“, fasste Kayser die Erkenntnisse der Forscher zusammen. Die Wissenschaftler betonen, dass die Zusammenhänge zwischen den DNA-Varianten des MC1R-Gens und dem wahrgenommenen Aussehen unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfärbung und Hautschäden durch Sonne waren.

Manfred Kayser und seine Kollegen erklären allerdings, dass MC1R nur ein Faktor ist, der das altersbedingte Aussehen eines Menschen mitbestimmt. Aber dieses Gen fasziniert sie doch sehr: Sie wollen nun den Mechanismus herausfinden, wie es unser Aussehen bestimmt.