Für die Nacht oder auch das Nickerchen zwischendurch suchen sich die Affen ein bequemes und sicheres Lager in den Wipfeln der hohen Bäume.

Stuttgart - Im afrikanischen Regenwald legen Schimpansen mindestens genauso viel Wert wie Menschen in ihren Häusern auf das Bett, in das sie in der Nacht ihr müdes Haupt legen. Sorgfältig suchen die großen Affen am Abend eine Astgabel hoch oben in den Wipfeln aus, in die sie geschickt ihr Nest samt einer bequemen Matratze bauen. Weil Schimpansen viel in den Bäumen unterwegs sind und beim Weiterhangeln von Ast zu Ast ihr Bett kaum mitnehmen könnten, konstruieren sie ihre Schlafstätte für jede Nacht und manchmal auch für ein Nickerchen tagsüber komplett neu. Dabei legen die Affen auf die gleichen Qualitätsmerkmale wie die Menschen wert: Ihr Bett muss vor allem stabil, federnd und atmungsaktiv sein, erklären die amerikanischen Forscher David Samson von der University of Nevada und Kevin Hunt von der Indiana University in der Online-Fachzeitschrift PLoS ONE.

 

Im Grunde hatten die Biologen ein ähnliches Ergebnis bereits erwartet. Schließlich bauen alle Menschenaffen Betten und kein Schimpanse möchte aus seiner Astgabel zwölf Meter tief auf den Waldboden stürzen. Ein gutes Nest hat daher eine tiefe Kuhle, aus der ein Affe auch dann nicht herausfallen kann, wenn er im Traum heftig um sich schlägt. Bequem soll es auch sein, beweisen Untersuchungen an den ebenfalls bettenbauenden Orang-Utans, die in Zoos oder Tierparks leben: In aufwändig geflochtenen Nestern schlafen sie nicht nur länger, sondern auch ruhiger und damit besser. Offensichtlich gilt also für alle Menschenaffen vom Gorilla über Schimpansen bis zum Menschen die einfache Devise: „Nichts geht über ein gutes und bequemes Bett!“

Wie aber findet ein Schimpanse in den bis zu 250 Meter breiten Waldgürteln an den Flussufern des Toro-Semliki-Naturschutzgebietes in Uganda den richtigen Baum für sein sicheres Schlafzimmer? Nachdem die Forscher 1844 Schlafnester unter die Lupe genommen hatten, kristallisierten sich zwei Top-Favoriten bei der Wohnungssuche heraus: Der oft um die 40 Meter hohe Uganda-Eisenholzbaum Cynametra alexandri wächst im tropischen Tiefland Zentral- und Ostafrikas ohnehin recht häufig, im Untersuchungsgebiet gehören 9,6 Prozent aller Bäume zu dieser Art. In diesen Bäumen aber bauten die Schimpansen mit 73,6 Prozent fast drei Viertel ihrer Schlafnester.