Durch Zufall hatte die Stadt Stuttgart entdeckt, dass die Jugendfarm eine illegale Zufahrt benutzt. Nun soll ein neuer Weg gebaut werden. Das Problem: Das Gebiet liegt im Landschaftsschutzgebiet. Das verzögert die Planungen.

Birkach - Es hört sich wie eine Posse an: Die Jugendfarm ist auf legalem Weg nicht mit dem Auto zu erreichen, da die bisher genutzte Zufahrt Radfahrern vorbehalten ist. Das haben Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Sommer 2013 zufällig festgestellt. Nun sieht es so aus, als müssten Autofahrer sich noch eine ganze Weile ordnungswidrig verhalten, wenn sie zur Birkacher Jugendfarm fahren wollen. Die Pläne der Stadt, eine legale Zufahrt anzulegen, gestalten sich nämlich schwierig. Vom ursprünglichen Plan, einen Anfahrtsweg für Autos bereits in diesem Jahr zu schaffen, ist die Verwaltung inzwischen abgerückt.

 

Durch Zufall entdeckt

Im vergangenen Sommer hatten Mitarbeiter der Stadt wie berichtet herausgefunden, dass die seit Jahrzehnten genutzte Zufahrt zur Jugendfarm gar kein legaler Anfahrtsweg für Autos ist. Sie hatten beobachtet, wie Fahrzeuge von der Aulendorfer Straße in den Weg einbogen, der zur Birkacher Jugendfarm führt. Dann hatten sie recherchiert, dass dieser Weg Teil des Radel-Thons ist, eines Radrundwegs rund um Stuttgart. Für Autos ist er somit ohne Einschränkung tabu.

Auf der Jugendfarm hat diese neue Erkenntnis der Stadt für Aufregung gesorgt. Die Heuballen für die Tiere werden über den Weg angeliefert. Auch der Tierarzt benutzt ihn, wenn einer der Vierbeiner auf der Farm erkrankt. Ohne ein Zufahrtsweg, der auch benutzt werden darf, gäbe es keine Zukunft für die Jugendfarm. Da waren sich die Mitarbeiter Anfang des Jahres sicher. So weit wollte es die Stadt aber nicht kommen lassen. Sie versprach, einen neue Zufahrt für Autos zu bauen. Im Herbst 2014 sollten die Arbeiten dazu beginnen.

Der Landschaftsschutz ist ein Thema

Davon ist nun keine Rede mehr. Der Grund dafür ist, dass die Gegend, in der die breitere Zufahrt gebaut werden soll, in einem Landschaftsschutzgebiet liegt. „Wir müssen, wenn wir die Zufahrt bauen, an anderer Stelle der Natur etwas Gutes tun“, sagt ein Sprecher der Stadt. Konkret ist damit eine Aufforstung gemeint. Im Moment würde untersucht, wie und wo dies geschehen könnte. Dann müsste das Amt für Umweltschutz dem Plan seinen Segen geben, bevor schließlich die Bezirksbeiräte ihre Zustimmung geben müssen. Nur wenn alle einverstanden sind, könne die Zufahrt dann im kommenden Jahr auch wirklich gebaut werden, sagt der Sprecher der Stadt.

Sollte dagegen das Amt für Umweltschutz oder der Bezirksbeirat Bedenken gegen das Vorhaben der Stadt äußern, dürfte die Zufahrt noch lange auf sich warten lassen. Für die Birkacher Jugendfarm – und besonders diejenigen, die sie mit dem Auto ansteuern wollen oder müssen – bedeutet das eine fortdauernde rechtliche Unsicherheit. Denn wer auf dem bisherigen Weg mit dem Auto fährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. „Uns sagt keiner, wie das weitergehen soll“, beklagt der Jugendfarm-Mitarbeiter Marcus Vogelmann.

Die Stadt übernimmt keine Verantwortung

Der Sprecher der Stadt hat aber einen Tipp: Die Autofahrer sollen das machen, was sie in den vergangenen Jahren auch gemacht haben, rät er. Er meint damit, dass sie eben auch in Zukunft die Zufahrt benutzen sollen. Denn das Ordnungsamt werde eine Auge zudrücken und die Befahrung des Radweges mit Kraftfahrzeugen dulden. Allerdings würden die Autofahrer den Weg auf eigenes Risiko befahren, betont der Sprecher der Stadt. Die Stadt übernehme keine Verantwortung, falls ein Unfall passiert, weil der Weg zur Jugendfarm eben keine ordentliche Straße sei, sagt er.

Ein Bußgeld droht den Fahrern, die zum Beispiel Heuballen für die Vierbeiner anliefern, also nicht. Dennoch gilt für alle, die mit dem Auto zur Birkacher Jugendfarm wollen, bis auf Weiteres das Motto: Augen zu und durch!