Die Birkel-Ära im Remstal ist endgültig vorbei. Angefangen hat alles in Schorndorf. Heute ist Klaus Birkel Rinderzüchter in den USA.  

Stuttgart - Wirklich imposant ist er nicht gewesen, jener Rest der einstigen Remstäler Nudelherrlichkeit, der sich in Form der versteckt im Waiblinger Gewerbegebiet Eisental residierenden Birkel-Verwaltung noch gehalten hatte. Mit der Ankündigung des nach wie vor größten deutschen Nudelherstellers, die Administration nach Hamburg zu verlegen, ist es nun auch damit vorbei. Der Umzug gen Norden bedeutet das Ende einer rund eineinhalb Jahrhunderte währenden Nudelära mit einigen Höhen und Tiefen im Remstal. Die größten Schlagzeilen hat wohl der sogenannte Flüssigeiskandal in den achtziger Jahren gemacht, in dessen Folge Klaus Birkel, der letzte "Nudelkönig" im Endersbacher Familienbetrieb, seine Firma verkaufte, dem Land den Rücken kehrte und sein Glück - sehr erfolgreich übrigens - als Rinderzüchter in den USA gesucht hat.

 

Begonnen hat die Birkel-Geschichte im Jahr 1874 in Schorndorf. Dort hat der Firmengründer Balthasar Stephan Birkel am 17. Februar jenen Jahres - seinem Hochzeitstag - einen kleinen Laden aufgemacht, dessen Schild diesen als "Produkten- und Mehrhandlung" auswies. Wenige Jahre später hat er, so berichtet die Firmenhistorie, seiner Gattin beim Nudelmachen zugeschaut und dabei die für die nachfolgenen Birkel-Generationen entscheidende Geschäftsidee gehabt: die Spezialisierung auf die Nudelherstellung. Allerdings ist Birkel im unteren Remstal nicht der Erste gewesen, der auf diese Idee gekommen war: Ein paar Kilometer remsaufwärts hatte bereits im Jahr 1863 der Bäcker Jakob Schüle eine Nudelschneidemaschine angeschafft und in Plüderhausen die erste Eierteigwarenfabrik Deutschlands gegründet. Deren Markenname hat Birkel 1954 übernommen, nachdem die Konkurrenz wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgeben musste.

In Schorndorf ist 1896 der Grundstein für die erste Birkel'sche Nudelfabrik gelegt worden, die ersten Teigwaren waren allerdings nicht unter dem Namen Birkel auf dem Markt, sondern hießen Viktoria. Nach dem Kauf der Remsmühle in Endersbach verlegte die Firma dann 1909 ihre Produktion remsabwärts ins heutige Weinstadt. Dort ist noch immer, wenn es um die städtebauliche Neustrukturierung des einige Hektar großen einstigen Firmengeländes geht, ausschließlich vom "Endersbacher Birkelareal" die Rede.