Papst Franziskus erlaubt Priestern, Frauen eine Abtreibung zu vergeben. Die katholische Kirche sieht Abtreibung als Sünde an. Die Bistümer im Südwesten begrüßen diese Entscheidung.

Rom/Freiburg - Papst Franziskus erlaubt allen Priestern, Frauen während des bevorstehenden Heiligen Jahres die Abtreibung zu vergeben. Diese Entscheidung stößt bei den Bistümern im Südwesten auf Zustimmung. „Das ist ein starkes Zeichen“, sagte ein Sprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Mit der Initiative wolle der Papst deutlich machen, dass es keine noch so schlimme Situation für Menschen gebe, in der sie nicht auf Gottes grenzenlose Barmherzigkeit vertrauen dürften.

 

Auf Zustimmung treffen die am Dienstag in einem Schreiben veröffentlichten Aussagen des Papstes auch in Freiburg: „Seine Entscheidung passt zum Charakter dieses außerordentlichen „Heiligen Jahres““, sagte ein Sprecher des Erzbistums. Das Jahr der Barmherzigkeit solle eine ganz besondere Zeit der Gnade werden.

Eigentlich sieht die katholische Kirche vor, dass nur der Bischof oder ein von ihm beauftragter Priester die Strafe der Abtreibung nachlassen kann. Bislang kann nur in Einzelfällen auch jetzt schon ein Priester im Beichtstuhl den Strafnachlass gewähren und die Absolution ohne vorherigen Amtsweg erteilen.

Regelung gilt nur für das „Heilige Jahr“

Papst Franziskus erlaubt allen Priestern, Frauen die Abtreibung zu vergeben - aber nur während des bevorstehenden Heiligen Jahres. „Ich bin sehr vielen Frauen begegnet, die in ihrem Herzen die Narben dieser leidvollen und schmerzhaften Entscheidung trugen“, erklärte der Papst am Dienstag in einem Schreiben. „Die Vergebung Gottes für jeden Menschen, der bereut, kann diesem nicht versagt werden.“ Das Heilige Jahr steht unter dem Motto Barmherzigkeit und beginnt im Dezember.

Vatikansprecher Federico Lombardi betonte, dass es sich bei der Ankündigung nicht um eine Abmilderung der Schwere der Sünde handle. Eigentlich sieht die katholische Kirche die Exkommunikation für all jene vor, die eine Abtreibung vorgenommen haben: Nicht nur die Frau selbst, sondern auch der Abtreibungsarzt und der Partner, wenn er die Frau zur Abtreibung gedrängt hat, sind automatisch vom Empfang der Sakramente - auch des Bußsakraments - ausgeschlossen. Diese Strafe kann normalerweise nur der Bischof oder ein von ihm beauftragter Priester nachlassen. Erst danach kann die Frau zur Beichte gehen.

Annäherung an umstrittene Pius-Bruderschaft

Franziskus kündigte auch eine Annäherung an die umstrittene erzkonservative Pius-Bruderschaft an, der unter anderem Antisemitismus vorgeworfen wird. Als Kirchenoberhaupt bestimme er, dass diejenigen, die während des Heiligen Jahres das Sakrament der Versöhnung bei den Priestern der Bruderschaft St. Pius X. empfangen hätten, „gültig und erlaubt die Lossprechung von ihren Sünden erlangen“. „Dieses Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit schließt niemanden aus“, schreibt der Papst.

Das Heilige Jahr endet am 20. November 2016 und dürfte schätzungsweise mehrere Millionen Pilger nach Rom ziehen. Innerhalb dieses Zeitraums können Gläubige mit Gebet und Buße den Ablass ihrer Sünden erreichen.