Viele Verbraucher klagen über die hohen Strompreise, doch sie Hälfte bleibt laut einer Umfrage ihrem Grundversorger treu. Obwohl sich mit einem Wechsel für einen Vierpersonenhaushalt oft mehrere Hundert Euro sparen lässt.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Die Deutschen wechseln nur selten ihren Stromanbieter. Laut einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom sind 55 Prozent der Befragten noch Kunden ihres Grundversorgers, obwohl sie bei einem Wechsel für einen Vierpersonenhaushalt mehrere Hundert Euro im Jahr sparen könnten. Gründe seien die Zufriedenheit mit dem bisherigen Service und der als zu hoch empfundene zeitliche Aufwand für einen Wechsel.

 

Für die Wechsler sind der günstigere Tarif, Wechselprämien und ein möglicher Öko-Strom-Tarif ausschlaggebend. Für den Preisvergleich nutzen sie laut Umfrage vor allem Online-Portale wie Verivox oder Check24. Damit werden die Preise von Strom genauso häufig verglichen wie die von Kfz- oder Haftpflichtversicherungen.

Groß ist offenbar der Wunsch nach neuen Strom-Angeboten. So würden drei von vier Befragten gerne flexible Stromtarife abschließen, bei denen der Preis je nach Angebot und Nachfrage variiert. Knapp zwei Drittel würde gerne intelligente Geräte nutzen, die sich einschalten, wenn der Strom gerade günstig ist; jeder Dritte wünscht sich eine exakte Stromrechnung über den tatsächlichen Verbrauch im Monats- statt im Jahresrhythmus. „Wir brauchen intelligente Netze, um neue, smarte Angebote zu ermöglichen“, sagte Ulrich Dietz. Der Bitkom-Vizepräsident sprach sich für eine stärkere Dezentralisierung der Energieproduktion aus. „Die dezentrale und ökologische Energieproduktion in kleinen Einheiten ist die überlegene Technologie. Riesige Kraftwerke sind die Dinosaurier der Energieerzeugung und über kurz oder lang zum Aussterben verurteilt.“ Start-ups könnten Innovationen anstoßen und neue Geschäftsmodelle etablieren, betonte Dietz. So versuchten Existenzgründer, Privatleute zu Stromanbietern zu machen und Rechnungen mithilfe von Apps aktueller und transparenter zu gestalten.

Energieversorger sollen mehr in Start-ups investieren

Dietz rief die Energieversorger dazu auf, mehr in Start-ups zu investieren. „Wir haben die Chance, eine wichtige Leitbranche in Deutschland zukunftsfähig zu machen und dafür zu sorgen, dass Stromanbieter weltweit Erfolg haben.“ Weil die neuen Geschäftsmodelle stark auf die Daten von Nutzern zurückgreifen würden, könnten die deutschen Anbieter im internationalen Wettbewerb mit IT-Sicherheit und Datenschutz punkten, betonte Dietz.

An diesem Dienstag wird in Essen die Energiefachmesse E-world energy & water mit rund 700 Ausstellern eröffnet. Schwerpunkt ist in diesem Jahr die Digitalisierung der Energiewirtschaft.