Die Stadt kauft den maroden Betonklotz an der Blauen Brücke. Das schafft Platz für ein Hotel, Läden und Wohnungen.

Tübingen - Wenn Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) von einem der bekanntesten Tübinger Grundstücke spricht, ist das so neutral wie nur möglich ausgedrückt. Denn so attraktiv die Altstadt sich darstellt, so hässlich zeigte sich das Portal der Stadt für Autofahrer und Bahnreisende. Seit bald zwölf Jahren steht an der Blauen Brücke der Rohbau eines Gebäudes, das allenthalben "Die Bauruine" genannt wird.

Am Donnerstag konnte Palmer verkünden, dass der größte Schandfleck im Stadtbild getilgt wird. Mit der Gläubigerbank wurde nach langen Verhandlungen ein Kaufpreis von rund zwei Millionen Euro vereinbart. Die Gremien der Bank stimmten dem Verkauf ebenso zu wie der Ältestenrat des Gemeinderats. Bereits 2011 soll mit dem Abriss der Ruine und der benachbarten Gebäude begonnen werden. Dann wird die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft das Gelände "entwickeln", wie der Fachbegriff für eine Bebauung lautet.

Versteigerungstermine platzten mangels Geboten


Da ist noch nichts festgelegt, wie Baubürgermeister Cord Soehlke hervorhebt. Gedacht wird an mehrere bis zu sieben Geschoss hohe Gebäude. Von einer gemischten Nutzung ist die Rede, von einem Verwaltungsbau, einem Hotel der mittleren Kategorie und auch von Wohnungen. Diese sollen vor allem in oberen Etagen entstehen, wo der Blick auf Tübingen reizvoll ist und die Belästigungen durch den Verkehrslärm abnehmen. Wenn alles gebaut und verkauft ist, will die Stadt mit einer "schwarzen Null" davonkommen, sagt Soehlke.

Seit Jahren hat die Stadtverwaltung mit Banken, Investoren und auch dem ursprünglichen Inhaber verhandelt. Letzterer heißt Wei Tsin Fu, ist ein Indonesier mit chinesischer Abstammung, der in Tübingen eine Musikschule betreibt. Er hatte der Stadt 1997 angeboten, auf eigene Kosten und eigenes Risiko ein Konzerthaus zu erstellen. Die Planung sah ein 12,5 Millionen Euro teures Gebäude vor, dessen Kern ein Konzertsaal mit 1400 Plätzen bilden sollte. Doch die Kredite konnten nicht bedient werden. Nachdem rund fünf Millionen Euro verbaut waren, stoppten die Banken den Geldfluss.

Versteigerungstermine platzten mangels Geboten, Investoren sprangen ab, wechselnde Gläubigerbanken forderten einen Kaufpreis von vier Millionen Euro. OB Palmer favorisierte zunächst die Fertigstellung der ursprünglichen Pläne. Das ließ sich nicht realisieren. Der Grundriss des Betonklotzes sowie die inzwischen marode Substanz machen offenbar keine andere Nutzung möglich.