Nur knapp eine Woche nach dem Fund zweier Blindgänger auf dem Daimler-Werksgelände in Sindelfingen ist nun auch auf der Baustelle der Schönbuchbahn in der Talstraße ein Bombe entdeckt worden.

Böblingen - Schon wieder hält ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg den Kreis Böblingen in Atem. Gegen 16.30 Uhr am Freitagnachmittag stießen Arbeiter auf der Baustelle für die Schönbuchbahn in der Talstraße auf eine 130 Kilogramm schwere Fliegerbombe. „Es handelt sich um eine amerikanische Splitterbombe“, sagte Mathias Peterle vom Kampfmittelbeseitigungsdienst. Die Fundstelle liegt gegenüber der Polizeiwache an den Bahngleisen.

 

Bevor mit der Entschärfung begonnen werden konnte, mussten die Wohngebiete in einem 300-Meter-Umkreis rund um den Fundort evakuiert werden. „Das ist der kleinste bei Bombenentschärfungen in Baden-Württemberg erlaubte Radius“, sagte Stadtsprecher Wolfgang Pfeiffer gegen 20 Uhr direkt nach der Lagebesprechung in der Böblinger Feuerwache. Im Einsatz waren insgesamt 130 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und DRK, die die Evakuierungsmaßnahmen und die Betreuung der Anwohner übernahmen.

Hier gibt den Liveticker vom Abend der Bombenentschärfung zum Nachlesen

Von der Räumung betroffen war das Gebiet zwischen Karlstraße, Talstraße und Kurze Straße sowie das Flugfeld-Wohnviertel zwischen Konrad-Zuse-Straße und Liesel-Bach-Straße. Rund 1500 Menschen mussten laut Wolfgang Pfeiffer ihre Wohnungen verlassen. Damit lag die Zahl in etwa so hoch wie bei der Entschärfung der zweiten auf dem Daimler-Werksgelände gefundenen Bombe in der vergangenen Woche. Wer nicht bei Freunden oder Bekannten unterkommen konnte, für den hatte die Stadt eine Notunterkunft in der Kongresshalle eingerichtet. Shuttlebusse fuhren in der Johann-Schütte-Straße direkt hinter dem Rewe sowie am Haupteingang des Bahnhofs ab. Über 300 Menschen fanden sich bis 22.45 Uhr in der Halle ein. Dort gab es auch etwas zu essen.

Ersatzbusse statt Bahnverkehr

Auch die Bahnsteige des Bahnhofs wurden von Beamten der Bundespolizei geräumt. Um 23.04 Uhr wurde zudem der Bahnverkehr eingestellt, was die S-Bahnen der Linien S1 und S60 betraf. Stattdessen setzte die Bahn Ersatzbusse ein, die um 23 Uhr an den Bahnhöfen in Herrenberg und Stuttgart-Vaihingen bereit standen. Sie fuhren die Haltestellen der S-Bahn-Linie S1. Auch ein Ersatzverkehr für die Verbindung nach Sindelfingen wurde eingerichtet. Die Bahn hatte allerdings Probleme, die nötigen Busse bereitzustellen. „Auch das Depot des Regionalbusverkehrs Südwest befindet sich im abgesperrten Bereich“, so der Bahnsprecher.

Erst nach Abschluss der Evakuierung, bei denen die Einsatz- und Rettungskräfte die Anwohner an ihren Haustüren abholten und mit Lautsprecherdurchsagen in den betroffenen Straßen auf die Maßnahmen hinwiesen, begann die Entschärfung. Um 1.15 Uhr folgte dann die Entwarnung: Bombe entschärft. Mathias Peterle vom Kampfmittelräumdienst: „Das war ein ganzes Stück Arbeit. Wir haben fast zwei Stunden an der Bombe gearbeitet.“