Ein dreizehnjähriger Schüler in Barcelona kommt mit Armbrust und Machete in die Schule, tötet einen Lehrer und verletzt vier weitere Personen. Spanien steht unter Schock, berichtet unser Korrespondent Martin Dahms.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Stuttgart - „Komm rein“, sagte die Spanischlehrerin zu ihrem verspäteten Schüler. Im selben Moment packt der 13-Jährige eine – wahrscheinlich selbstgebaute – Armbrust aus und zielt auf das Gesicht der Lehrerin und danach auf deren zur Hilfe eilende Tochter, die zugleich ihre Schülerin ist. Beide fallen verletzt zu Boden. In der Klasse erhebt sich Geschrei. Ein Lehrer aus der Nachbarklasse läuft herbei, der 13-Jährige tötet ihn mit einem Schuss oder einem Dolchstoß. Dann macht er sich auf die Suche nach weiteren Opfern. Er verletzt noch einen anderen Mitschüler und eine Lehrerin. Schließlich gelingt es einem Sportlehrer, ihn zu überwältigen.  

 

Spanien unter Schock: Noch nie hat es an spanischen Schulen einen Amoklauf oder andere tödliche Angriffe auf Lehrer gegeben. Bis zu diesem Montag. Da macht sich ein 13-jähriger Schüler des Instituto Joan Fuster in einem bürgerlichen Viertel Barcelonas auf den Weg in seine Klasse, offenbar mit dem Ziel, so viel Leid wie möglich anzurichten. Außer der Armbrust hat er noch eine Machete und eine Luftpistole dabei, außerdem Material für einen Molotowcocktail. Es ist ein Glück, dass er im Umgang mit den Waffen nicht noch größere Geschicklichkeit besitzt. Die Verletzten sind außer Lebensgefahr.  

Was hat den Jungen getrieben, war seine Tat absehbar? Einige Mitschüler erzählen, der 13-Jährige habe vor kurzem angekündigt, er werde alle Lehrer seiner Schule umbringen und die Mitschüler, die er nicht leiden konnte. Keiner nahm ihn ernst.

Wäre die Tat zu verhindern gewesen?

Der Präsident der spanischen Lehrergewerkschaft Anpe, Nicolás Fernández, erinnert daran, dass dies ein „absolut neuartiger“ und „total isolierter“ Fall für Spanien sei. Kein Fall, um allgemeine Rückschlüsse auf den Zustand der Gesellschaft, der Jugend oder der Schule zu ziehen. Aber trotzdem: „Dies muss uns Anlass sein, um weiter und mit größerer Entschiedenheit an der Vorbeugung und Entdeckung von Gewalt an den Schulen zu arbeiten.“

Eltern, Schule und Behörden werden sich nun fragen, ob die Gewalttat in diesem konkreten Fall zu verhindern gewesen wäre. Eine der noch unbestätigten Nachrichten dieses Montags: am Pult des Täters habe es Nazisymbole gegeben.   Die Polizei brachte den 13-Jährigen am Mittag in ein Krankenhaus zur psychiatrischen Untersuchung. Was weiter mit ihm geschehen wird, ist noch offen. Strafmündig sind Jugendliche in Spanien – wie in Deutschland – erst mit 14 Jahren.