Im Neckarpark können BMX-Fahrer in einer ausgedienten Halle bisher auch im Winter trainieren. Nun verlieren sie aber ihr Domizil und müssen nach Ersatz suchen. Bis zu 250 Sportler aus ganz Baden-Württemberg nutzen die ungewöhnliche Sportstätte allwöchentlich.

Stuttgart - Spätestens im Frühjahr 2017 werden die BMX-Indoor-Übungsstrecken in einer alten Lagerhalle im Bad Cannstatter Neckarpark Geschichte sein. „Wir haben den Räumungsbefehl für die Halle zum 31. Dezember 2016 erhalten“, so Uwe Skrzypek, Vorsitzender des noch jungen Vereins BMX Union und Leistungssportkoordinator des Württembergischen Radsportverbands (WRSV) am Olympiastützpunkt Stuttgart. Die wenig erfreuliche Information überbrachte er am Samstag zahlreichen BMX-Radsportlern, die zum Jahresabschlussevent an der Wintertrainingshalle in Bad Cannstatt gekommen waren. „Ich habe bereits mit dem Liegenschaftsamt der Stadt Stuttgart Kontakt aufgenommen. Eventuell können wir die Halle auch noch die komplette Wintersaison im 2016/2017 nutzen. Danach ist aber endgültig Schluss“, so Skrzypek, der die Informationen ohne jeden Missmut weitergab. Er findet es zwar schade, dass die bei den BMX-Radfahrern als „das Loch“ bekannte Halle abgerissen wird. „Wir wussten aber von Anfang an, dass es keine dauerhafte Lösung ist“, so Skrzypek. Mit den baden-württembergischen BMX-Radsportvereinen hofft er nun darauf, dass spätestens für die Wintersaison 2017/2018 Ersatz gefunden wird, denn: „Viele BMX-Radfahrer machen gerade während des Wintertrainings einen enormen Leistungsschub.“ Man versuche, mit der Stadt und anderen Partnern eine Lösung zu finden.

 

Radler nennen ihre Trainshalle „das Loch“

„Das Loch ist ein Ort, ohne den es uns so nicht geben würde, und ohne uns gebe es diesen Ort nicht“, erinnerte Skrzypek an das Entstehen der beiden derzeit bestehenden BMX-Indoor-Trainingsstrecken auf zwei Ebenen. 2010 habe man im Untergeschoss der ehemaligen Lagerhalle auf Initiative des Bundeskaders zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2012 die erste Bahn weitgehend in Eigenleistung geschaffen. In der darüber liegenden Ebene befand sich damals der aus der Molly-Schauffele-Halle ausgelagerte Kraftraum. Als dieser 2012 nach dem Ende der Sanierung wieder in die Halle zurückverlegt wurde, schufen einige BMX-Sportler für gerade mal 5000 Euro und mit viel Eigenleistung im Jahr 2014 eine zweite Strecke.

Vorfreude auf Weltcup-Strecke in Münster

Bis zu 250 Sportler aus ganz Baden-Württemberg nutzen die ungewöhnliche Sportstätte allwöchentlich. „Morgens und am frühen Nachmittag sind die Strecken von den Mitgliedern des Bundeskaders hier am Olympiastützpunkt belegt“, erklärt Skrzypek. In den übrigen Zeiten würden sie von den Fahrern der 13 im Land bestehenden BMX-Radsportvereine sowie unter anderem vom Jugendhaus Bad Cannstatt aber auch von nicht in Vereinen organisierten BMX-Radsportlern genutzt. „Da wir aus Sicherheitsgründen maximal 16 Sportler gleichzeitig auf die Strecken lassen können, sind wir ziemlich stark ausgelastet“, so Skrzypek. Stuttgart „als deutscher BMX-Hotspot“, so Skrzypek, habe bundesweit die einzige Wintertrainingsstrecke. „Ich hoffe daher, dass wir in absehbarer Zeit eine andere Lösung finden.“ Eine neu errichtete, geschlossene Halle sei nicht zwingend erforderlich. Eine überdachte Fläche würde den Sportlern notfalls auch genügen. Die Nutzung einer leerstehenden Lager- oder Industriehalle wäre aber schon wünschenswert. „Das ist vielleicht vom Ambiente her nicht so schön, aber kampferprobt“.

Dies wäre die perfekte Ergänzung zu der in Münster geplanten BMX-Super-X-Strecke. Die von Bund, Land und Stadt finanzierte weltcuptaugliche Strecke soll bereits im kommenden Jahr auf dem alten Tennenplatz des VfR Cannstatt für 711 000 Euro errichtet werden. Auch diese Strecke wird künftig von der BMX Union betrieben. Unter dem Dach des Vereins finden sich die 13 BMX-Radsportvereine aus dem Land.