Fredi Bobic ist gefeuert, ein neuer Sportdirektor wird gesucht. Der nächste VfB-Manager muss allerdings viele Aufgaben bewältigen – und die Liste der Kandidaten reicht von Ralf Rangnick über Jens Lehmann bis zu Andreas Rettig.

Stuttgart - Der Plan liegt schon seit geraumer Zeit in der Schublade von Bernd Wahler, schön unter Verschluss und erst rauszuholen für den Fall, dass die Entlassung des Managers Fredi Bobic vollzogen ist – also jetzt. Es ist Plan A mit Ralf Rangnick, der für den Präsidenten des VfB Stuttgart die Idealbesetzung wäre, um den Verein im sportlichen Bereich neu auszurichten und fit für die Zukunft zu trimmen. Nach StZ-Informationen erfolgt in Kürze ein entsprechender Vorstoß von Wahler, der aber viel Überzeugungsarbeit leisten muss – wenn es denn überhaupt eine Chance auf eine Einigung mit Rangnick gibt.

 

Der frühere VfB-Trainer arbeitet als Sportdirektor bei RB Salzburg und RB Leipzig. Den Club aus dem Osten hat er so aufgestellt, dass innerhalb von zwei Jahren der Durchmarsch von der Regionalliga in die zweite Liga gelungen ist, wo die Mannschaft nun auch schon wieder der Spitzengruppe angehört. Das Werk von Rangnick wäre aber wohl erst mit einem Titel in der Bundesliga vollendet. Die Frage lautet deshalb, ob er bereit ist, auf halber Strecke das Lager zu wechseln? „Nein“, erklärt Rangnick dazu gegenüber der StZ.

Wird aber vielleicht doch noch ein „Ja“ daraus? Diese Absage dürfte Wahler kaum daran hindern, selbst vorstellig zu werden, denn sein erstes Motto lautet in dieser Sache: das Beste ist gerade gut genug für uns. „Das ist eine Schlüsselpersonalie“, sagt der Präsident, „wir suchen einen Mann mit Fußballkompetenz und Führungseigenschaften, der auch insgesamt zum VfB passen muss.“ Eigenschaften, die auf Rangnick zutreffen würden wie auf kaum einen Zweiten. Das weiß Wahler, der „zeitnahe Gespräche“ ankündigt – „ohne dass wir uns da treiben lassen“. Sein zweites Motto lautet folglich: Qualität schlägt Schnelligkeit.

Der VfB durchleuchtet den Markt

Außer Rangnick liegt noch kein Plan in der Präsidentenschublade. Das wird sich aber vermutlich bald ändern, da Wahler mit dem Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Joachim Schmidt dabei ist, den Markt bezüglich möglicher Alternativen zu durchleuchten. Der VfB will alle Optionen prüfen, eventuell wie Werder Bremen mit der Verpflichtung des früheren Eishockeymanagers Thomas Eichin sogar sportartenübergreifend – wohl wissend, dass Wohl und Wehe des Clubs von dieser Entscheidung abhängen. „Wir werden über den Tellerrand hinausblicken“, sagt Wahler.

Wird der falsche Mann geholt, ist die Gefahr groß, dass der VfB auf Nimmerwiedersehen in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Entsprechend anspruchsvoll ist die Aufgabe für Bobic’ Nachfolger, denn neben dem Umbau der schwächelnden Mannschaft gilt es, strukturelle Defizite zu beheben, etwa in der Scoutingabteilung. Noch immer verfügt der Verein über kein so effektives und international angelegtes Netzwerk wie viele Konkurrenten.

Alle möglichen Kandidaten sind zurzeit gebunden

Der VfB fahndet also nach einem Tausendsassa. Als ob das nicht schon schwierig genug wäre, ist ein weiteres Problem für Wahler, dass praktisch alle grundsätzlich geeigneten Kandidaten gebunden sind und sicher nicht von heute auf morgen zur Verfügung stehen würden. Ausnahmen sind Jens Lehmann und Thomas Hitzlsperger, über die beim VfB nachgedacht wird – wie über Andreas Rettig (DFL), Jörg Schmadtke (Köln), Jens Todt (Karlsruher SC) und Michael Zeyer (Stuttgarter Kickers), die offen für eine Kontaktaufnahme sein dürften. Einer großen Hausnummer wie Oliver Bierhoff wäre der VfB dagegen wahrscheinlich ein bisschen zu klein – und kaum ein Thema sind die im Umfeld auch gehandelten Felix Magath, Christian Nerlinger (beide aktuell ohne Job) und Bruno Hübner (Frankfurt).

Wobei die Meinung von Armin Veh wichtig ist, gegen dessen Willen kein Manager eingestellt wird. Der Trainer hat ein Mitspracherecht über seinen Chef. Bis auf Weiteres übt er das Amt sogar gemeinsam mit dem Sportdirektor Jochen Schneider in einer Doppelfunktion aus. Eine Dauervariante wird das nicht, zumal der Trainer damit einst in Wolfsburg schlechte Erfahrungen gesammelt hat. Darunter leide zwangsläufig ein Bereich, sagt Veh, „es sei denn, man praktiziert ein anderes Modell wie in England mit einem Teammanager“. Aber diesen Plan hat Wahler jetzt nicht.